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Laxenburg - Blauer Hof


1544 wird von einem Freihof berichtet, der sich an der Stelle des heutigen Schlosses befand und Melchior Arguello, dem Pfleger des Alten Schlosses, gehörte. Seinen Namen verdankt der Blaue Hof nicht der blauen Farbe, sondern Sebastian von Ploenstein (Blauenstein), der den Ansitz bis zu seinem Tode 1623 besaß. Ab 1705 war Reichsvizekanzler Friedrich Karl Reichsgraf von Schönborn Eigentümer, der den vorhandenen Bau zwischen 1710 und 1720 durch Lukas von Hildebrandt großzügig ausbauen ließ. 1729 erwarb sein Amtsnachfolger Adolf Graf Metsch das Gebäude und vererbte es seinem Schwiegersohn Khevenhüller-Metsch. Zur Zeit Maria Theresias war es im Besitz von Feldmarschall Leopold Joseph Graf Daun. Das alte Schloss im Park von Laxenburg war für die große Familie der Kaiserin längst zu klein geworden. Sie erwarb daher 1762 den Blauensteiner-Hof und das angrenzende Prucknerische Haus. Ihr Hofarchitekt Nicoló Pacassi wurde mit dem großangelegten Umbau beauftragt. Er verlegte die Hauptfassade mit der Einfahrt von der Ost- an die Nordseite, also zum Schlossplatz hin. Als Franz Stephan von Lothringen 1765 starb, war der neue Blaue Hof erst teilweise beziehbar. Damit war die Zeit der Festivitäten aber bereits beendet. Maria Theresia trauerte um ihren Gatten und Kaiser Josef II hielt sowieso nicht viel von rauschenden Festen. Immerhin ließ er den Park im englischen Stil umgestalten. Erst unter Kaiser Franz sollte das neuerlich zur Sommerresidenz gewählte Laxenburg eine letzte Blütezeit erleben. 1794 hatte der Kaiser die Herrschaft aus Privatmitteln angekauft. Vor allem zur Zeit des Wiener Kongresses wurden hier wieder glänzende Feste gefeiert. Kaiser Franz Joseph bevorzugte Schönbrunn als Arbeitsstätte bzw. Bad Ischl als Sommersitz und zeigte kein großes Interesse an Laxenburg, doch wurde 1853/54 eine Reihe von Räumen für die Kaiserin Elisabeth adaptiert. Dabei wurde die klassizistische Ausstattung durch eine historistische Möblierung ersetzt. 1856 wurde hier Kronprinz Rudolf geboren. 1917 kam es im Schloss zu den letzten Endes erfolglosen Friedensbemühungen von Kaiser Karl und den Prinzen Sixtus und Xaver von Bourbon-Parma. Mit dem Untergang der Monarchie fiel Laxenburg an den Kriegsgeschädigtenfonds und wurde nicht mehr besonders gepflegt. Die schlimmste Zeit für das Schloss kam aber 1945, als es von russischen Soldaten besetzt wurde, die erst 1955 wieder abzogen. Das Gebäude war danach total verwüstet und ausgeplündert. Es wurde von 1972 bis 1981 umfassend restauriert. Seit 1972 ist es das Hauptquartier des Internationalen Institutes für Angewandte Systemanalyse (IIASA).

Der Blaue Hof ist eine ausgedehnte Anlage, die mit ihren großzügigen Nebenanlagen ein einheitliches spätbarockes Ensemble bildet. Rechts von der Zufahrt zum Park, die eigentlich ein langgezogener Ehrenhof war, lagen die Stallungen und Remisen, der Wirtschaftshof sowie eine Kaserne für die Soldaten, die den kaiserlichen Hof zu bewachen hatten. Das eigentliche Schloss liegt auf der linken Seite. Es ist ein großer zweigeschossiger Vierkanter um einen rechteckigen Innenhof. An den Ecken der, der Pfarrkirche zugewandten Hauptfront sind zwei mit Walmdächern versehene, quadratische Gebäude angesetzt, die wie stark vortretende sechsachsige Seitenrisalite wirken. Der dreiachsige Mittelrisalit ist mit einem gebrochenen Mansardendach versehen, in das ein Halbgeschoß eingebaut ist. Es ist mit einer kleinen Attika und einer großen Uhr geschmückt. Dem Mittelrisalit vorgesetzt ist eine offene, von Säulen getragene Vorhalle, deren Altane von einer Steinbrüstung begrenzt wird. Über dem genuteten Erdgeschoß wird die Fassade durch flache Lisenen gegliedert. Die Vorhalle wird hofseitig in abgewandelter Form wiederholt. Dem Nordflügel des Hofes wurde um 1770 ein Turmaufbau mit Pyramidendach aufgesetzt. Dieses Belvedere überragt die übrigen Dächer um zwei Geschosse. Hier befanden sich die Spielzimmer der Kinder Maria Theresias. Von den Fresken, die illusionistische Landschaften darstellten, konnten leider nur mehr wenige restauriert werden. Hinter der dreitorigen Haupteinfahrt liegt eine quergestellte Säulenhalle, die zum Treppenaufgang führt. Da die Innenausstattung in der Nachkriegszeit praktisch komplett verloren ging, sind die Innenräume heute als Büros meist modern eingerichtet. Dort, wo es möglich war, wurden die alten Öfen, Stuckdecken und Wanddekorationen restauriert.

Das eigentliche Schloss ist durch lange Gänge mit zwei einst freistehenden Gebäuden verbunden: dem Speisesaaltrakt und dem Schlosstheater. Letzteres wurde 1753 nach Entwürfen von Nicoló Pacassi am Rande des Parks geschaffen. Wie in den anderen Gebäudeteilen ist auch hier von der Innenausstattung nur wenig erhalten. Anlässlich der letzten Generalsanierung wurde es im Inneren „gedreht“, d. h. die einstige Bühne, die größer als der Zuschauerraum war, nimmt heute das Publikum auf und der ursprüngliche Zuschauerraum dient heute als Bühne. Das Theater wird gelegentlich noch bespielt, wird aber vorwiegend von der IIASA als Konferenzsaal sowie für Veranstaltungen genutzt. An der Stelle des Speisesaaltraktes stand einst das Sinzendorf’sche Haus. Da im alten Schloss für größere Bankette kein geeigneter Saal zur Verfügung stand, wurde 1755 bis 1761 nach Pacassis Plänen ein eigenes Gebäude geschaffen, dem der Altbau weichen musste. Die Eingangsfront des Speisesaaltraktes wird von einem, auf vier Pfeilern ruhenden Portikus bestimmt, der mit Plastiken der Reiherbeize geschmückt ist. Im Inneren befindet sich ein großer ovaler Speisesaal mit einer Scheinkuppel. Die Architekturmalerei ist leider nur mehr teilweise erhalten. Das Deckenfresko von Vinzenz Fischer zeigt Putti bei der Falkenjagd.

Lage: Niederösterreich/Bezirk Mödling – zwischen dem Hauptplatz von Laxenburg und dem Parkgelände

Besichtigung: nur von außen möglich. Bei Theateraufführungen und sonstigen Veranstaltungen sind das Schlosstheater und die anschließenden Räume öffentlich zugänglich.

Homepage: www.schloss-laxenburg.at


Weitere Literatur:


14.11.2002