Das Gebiet um Kaisersberg war 904 von König Ludwig dem Markgrafensohn Arpo geschenkt worden. Dieser übergab es 920 dem Stift Göß, worauf dieses auch über die spätere Burg ein Lehensrecht ableitete, um das sich allerdings die Landesfürsten wenig kümmerten. Der Edle Waldfried war um 1050 im Besitz des Gutes Kraubath-Kaisersberg. Er war auch der Gründer der Pfarre St. Stefan ob Leoben. Nach ihm gehörten die ausgedehnten Wälder dem Grafen Waldo von Rein. Ein Burg gab es damals aber noch nicht. Auch Ulrich von Liechtenstein erwähnte keine Feste in seinem Bericht, als er auf Turnierfahrt 1227 das Murtal entlang ritt. 1250 muss sie allerdings bereits bestanden haben, denn damals wird in einem landesfürstlichen Urbar vom „castrum Chayresperge“ berichtet und ein Chunradus de Torseule als dessen Burggraf erwähnt. Kaisersberg war damals ein landesfürstliches Lehen, das an die Grafen von Pfannberg vergeben worden war. Sie oder einer ihrer Vasallen werden als Bauherrn der Burg vermutet. Als König Przemysl Ottokar II die gegen ihn gerichtete Verschwörung des steirischen Adels niederschlug, nahm er den Pfannbergern 1269 die Burg weg und setzte böhmische Söldner zu ihrer Bewachung ein. 1276 erhielt Heinrich Graf von Pfannberg Kaisersberg kampflos wieder zurück. Sechzehn Jahre später wiederholten sich die Ereignisse. Die Pfannberger kämpften gemeinsam mit einem Adelsheer und dem Salzburger Erzbischof gegen Herzog Albrecht I, verloren aber die für sie wichtige Schlacht beim benachbarten Kraubath, worauf Kaisersberg von Truppen des Landesfürsten besetzt, aber dann neuerlich den Pfannbergern übergeben wurde. Schließlich erbten die Grafen von Cilli Burg und Herrschaft. Da aus der Verlobung der letzten Pfannbergerin mit dem Sohn des Grafen Hermann von Cilli keine Heirat wurde, musste dieser die Burg 1373 an die Grafen Wilhelm und Haug von Montfort herausgeben. Auf Grund eines Vertrages wurde Kaisersberg 1460 wieder landesfürstlich.
Von den Pflegern, die nun zur Verwaltung eingesetzt wurden, hatte Bernhard Krabatsdorfer die größte Bedeutung, der gerade rechtzeitig vor dem Ausbruch der Ungarnkriege zwischen 1466 und 1477 im Auftrag von Kaiser Friedrich III die Burg zum Schloss ausbaute und die Wehreinrichtungen modernisierte. Kaisersberg konnte diese kriegerische Zeit daher schadlos überstehen. Allerdings war die Herrschaft schwer verschuldet. Im 16. Jahrhundert wurde sie mehrfach verpfändet, so an die Mersberg, Trautmannsdorf, Rauber und Windischgrätz. 1557 konnte Sebastian von Windischgrätz die Burg erwerben. Die hohe Gerichtsbarkeit lag ursprünglich beim Landgericht St. Peter-Freienstein, doch wurde in Kaisersberg im 16. Jahrhundert ein eigenes Landgericht installiert. 1588 kaufte Georg Ruprecht Freiherr von Herberstein die Herrschaft. Unter ihm wurde diese durch Zukäufe deutlich vergrößert. Auch die folgenden Eigentümer, wie die Freiherren von Wagensperg (1617) und die Freiherren von Breuner (1618) konnten Schloss und Herrschaft ausbauen. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gehörten zu ihr 254 untertänige Häuser, die in neun Ämtern zusammengefasst waren. Schon 1673 hatte Karl Gottfried Graf Breuner einen Fideikommiß gegründet, zu dem Kaisersberg, Ehrnau und Kammerstein gehörten. Im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts verlegte man die Verwaltung in das am Fuß des Schlossberges gelegene Neuschloss, das wesentlich bequemer war. Das Bergschloss geriet ab 1793 in Verfall und wurde zur Ruine. 1805 und 1809 hausten in ihr durchziehende französische Truppen. 1827 übernahmen die Grafen Lamberg den Besitz, den sie bis 1872 hielten. Danach kam Kaisersberg an die Fürsten Liechtenstein und schließlich an die Familie Mayr-Melnhof. Vor einigen Jahren wurde die Burgruine sowie das darunter liegende Schloss an Dr. Hochfellner verkauft.
Die Ruine liegt auf einem Ausläufer des Fressenberges, der zum Murtal hin steil abfällt. Kaisersberg beherrschte die einst viel begangene Straße an einer Stelle, wo diese durch die aus den Gräben beiderseits der Burg kommenden Bäche behindert wurde. Die Feste hatte eine Länge von ca. 100 m und eine Breite von 25 m. Die gut dem Gelände angepasste Anlage war an ihrer dem Bergland im Norden zugewandten Angriffsseite durch einen tiefen Halsgraben geschützt. Dieser konnte mittels einer Zugbrücke überwunden werden, die zum ersten Tor mit dem starken Torturm führte. Danach mussten Angreifer einen längeren schmalen Zwinger zwischen Wehr- und Palasmauer überwinden, bevor sie zum inneren Torturm gelangen konnten, der den Zugang zum langgestreckten Burghof sicherte. Dieser wurde im Norden vom hohen und mit vier Dacherkern versehenen Palas begrenzt. Das viergeschossige Turmhaus an der Nordwestecke des Hofes wurde im 15. Jahrhundert erbaut. Seine abweisende Schildmauer sollte gemeinsam mit dem Torturm die dort gegebene Überhöhung des angrenzenden Geländes ausgleichen. Auch im Süden und Westen standen dreistöckige Wohnbauten. Dem Südtrakt wurde im 16. Jahrhundert auf einer etwas tiefer liegenden Geländestufe eine in den Felsen gehauene fünfeckige Bastion vorgelagert, von der man mit den hier aufgestellten Geschützen das Murtal beschießen konnte. Sowohl die West- als auch die Ostseite des rechteckigen Hofes waren an jenen Stellen, an denen sich keine Gebäude befanden, von einer Ringmauer aus dem 13. Jahrhundert begrenzt. Diese ist im Osten bereits weitgehend abgerutscht.
Lage: Steiermark/Murtal – ca. 9 km südwestlich von Leoben
Besichtigung: jederzeit möglich
Weitere Literatur:
19.01.2011