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Wernstein


Wernstein dürfte bereits im 12. Jahrhundert von den Formbacher Grafen erbaut worden sein. Es wird damals zwar schon als „Wer“ oder „propugnaculum“ bezeichnet, doch war es im Lauf seiner langen Geschichte nie Sitz einer adeligen Familie. Die Anlage gehörte stets zur Neuburg über dem gegenüber liegenden bayrischen Innufer. Sie diente als Vorwerk aber vor allem als Mautstation der Innschifffahrt und wurde meist von Pflegern verwaltet, zu denen wohl auch der um 1200 genannte Ortolf de propugnaculo gehörte. 1158 fiel die Neuburg mit Wernstein an die Grafen von Andechs-Meranien. Durch die Heirat mit Agnes, einer Andechser Grafentochter, gelangten beide Wehrbauten an Herzog Friedrich II, den Streitbaren. Da die Ehe geschieden wurde, musste er aber das Heiratsgut wieder zurückgeben. 1257 bemächtigte sich König Przemysl Ottokar II gewaltsam der Neuburg, die dann mehrfach den Besitzer wechselte. Als sie 1311 endgültig an die Herzoge von Österreich gelangte, wurde sie entweder von Burggrafen verwaltet oder verpfändet, so 1379 an Otto von Zelking und 1384 an Reinbrecht von Wallsee. Kaiser Maximilian I verkaufte sie 1518 dem Feldmarschall Niclas Graf Salm. 1654 erwarb der kaiserliche Hofkammerpräsident Georg Ludwig Graf Sinzendorf die Neuburg und damit auch Wernstein, das alle Besitzwechsel stets mitgemacht hatte. Er richtete in Wernstein eine Silber- und Golddrahterzeugung sowie kurzzeitig auch eine Münzstätte ein. Als sich herausstellte, dass Sinzendorf gigantische Unterschlagungen begangen hatte, übernahm die Hofkammer den Großteil seiner Besitzungen. 1698 wurde die Neuburg mit Wernstein an den schottischen Grafen Jacob von Hamilton verkauft. 1719 folgte Graf Karl Josef von Lamberg-Sprinzenstein als Eigentümer. Er veräußerte die Grafschaft an das Bistum Passau. Der Käufer, Bischof Dominik Graf Lamberg, war der Bruder des Verkäufers. Erst als das Bistum 1803 säkularisiert wurde, kam es zur besitzmäßigen Trennung der beiden Schlösser. Neuburg fiel an das Herzogtum Bayern und Wernstein an den österreichischen Staat. Letzteres erfüllte vorerst seine Aufgabe als österreichische Mautstation und wurde später an Private verkauft. Damit begann der Verfall des Schlosses, der es fast zur Ruine machte. 1954 wurde es von der „Kongregation der armen Schulschwestern“ übernommen, die hier einen Kindergarten einrichteten. In den Jahren 1990 bis 1993 wurde die seit 1987 wieder in Privatbesitz befindliche Anlage restauriert und zum Teil pseudohistorisch ausgebaut.

Das mehrgliedrige Schloss liegt auf einem steil zum Inn abfallenden hohen Granitfelsen. Er wird heute noch Mautstein genannt. Lediglich an seiner Ostseite musste ein tiefer und breiter Graben ausgehoben werden, da hier durch das benachbarte Hügelland eine Überhöhung gegeben war. Dieser Graben wurde 1963 mit Abbruchmaterial aufgefüllt. Die Bausubstanz des Schlosses geht hauptsächlich auf das 16. und 17. Jahrhundert zurück, wenn man von den Neubauten des 20. Jahrhunderts absieht. Der Zugang zur Burg war einst durch zwei Vorwerke abgesichert. Rechts hinter dem Torbau erhebt sich etwas erhöht ein viereckiger Wohnturm. An ihn schloss ein Wohntrakt an, der als Behausung für die Besatzung der Mautstation diente. Von ihm hat sich nur noch ein Rest erhalten. Links vom Eingang befindet sich der mehrfach umgebaute Nordosttrakt. An seiner Außenmauer erkennt man die Jahreszahl 1666. Ursprünglich gab es auch einen runden Bergfried, doch ist dieser völlig verschwunden. Die knapp außerhalb der Umfassungsmauer am Innufer stehende, barocke, 17 m hohe Mariensäule ließ Kaiser Ferdinand III 1647 auf dem Platz Am Hof in Wien aufstellen. Sie wurde zwanzig Jahre später durch eine Säule aus Bronzeguss ersetzt. Kaiser Leopold I schenkte die nicht mehr benötigte Steinsäule dem damals noch hoch angesehenen Grafen Georg Ludwig von Sinzendorf, der sie hier aufstellen ließ.

Lage: Oberösterreich/Innviertel – ca. 6 km nördlich von Schärding

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


09.01.2011