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Großsölk


Die Gegend um die Sölktäler und den Sölkpass war ursprünglich ein Reichsgut, das der deutsche König zwischen 925 und 1125 den steirischen Markgrafen schenkte. Die strategisch wichtige Herrschaft wurde meist als Lehen vergeben, so im 13. Jahrhundert an die Wildoner. 1341 verpfändete Herzog Albrecht II Großsölk an die Brüder Herdegen und Friedrich von Pettau. Bis zu diesem Zeitpunkt dürfte hier lediglich ein befestigter Hof gestanden sein. Der Landesfürst gestattete den Pettauern, ihn in eine Burg umzubauen, die vorwiegend als Zoll- und Mautstation diente. Großsölk oder Selchstein, wie es damals genannt wurde, gelangte bald im Erbweg an Albert von Puchheim, der es 1356 an Konrad Kuchler verkaufte. Dieser behielt die Veste aber nur wenige Monate und veräußerte sie dann an Friedrich von Pettau. Sie blieb nun bei dieser Familie bis zu deren Aussterben im Jahr 1438. Dann wurde sie vom Landesfürsten eingezogen und meist von Pflegern verwaltet. Zwischen 1518 und 1529 war Großsölk an den ehemaligen Sekretär von Kaiser Maximilian I, Hanns Finsterwalder, verpfändet. 1539 verkaufte König Ferdinand I auf hundert Jahre die Herrschaft an den Freiherrn Hans Hofmann von Grünbichl. Dieser baute die Burg zum heutigen Schloss aus. 1583 löste ihm Leopold Freiherr von Herberstein die Herrschaft ab. Erzherzog Ferdinand erwarb sie 1612 und übergab sie dem Jesuitenorden mit dem Auftrag, die protestantische Bevölkerung dieser entlegenen Täler endgültig zum Katholizismus zu bekehren. Nach der Aufhebung des Ordens wurde Großsölk 1773 Staatsherrschaft. 1824 kam es zu einer Versteigerung, die Maximilian Groinigg für sich entscheiden konnte. Nach ihm wechselten die Eigentümer recht häufig. Schließlich wurde das Schloss von der Kirche übernommen und diente als Pfarrhof. Seit 1998 wird das ehemalige Schloss vom Naturpark Sölktäler als Regionalmuseum und Veranstaltungszentrum genützt.

Die einstige Burg hatte im Spätmittelalter den seit der Römerzeit stark frequentierten Handelsweg aus dem Murtal über den Sölkpass ins Ennstal zu sichern. Sie wurde auf einem das Sölktal beherrschenden Felsen nahe der Einmündung des Kleinen Sölktales errichtet. Der nahezu freistehende Burgfelsen ist nur im Osten mit dem anschließenden Bergland durch einen schmalen Kamm verbunden. Wegen der hier gegebenen Überhöhung musste die Anlage durch einen teilweise in den Fels gehauenen Graben zusätzlich gesichert werden. Das dreistöckige Gebäude umgibt hufeisenförmig einen Hof, der an der vierten Seite durch Wirtschaftsgebäude geschlossen wird. Die kastenförmige Burg und die dem hl. Leonhard geweihte Pfarrkirche bilden eine Einheit. Sie sind durch eine hohe Mauer miteinander verbunden. Die Kirche diente einst als Pferdestall und wurde erst 1730 durch die Jesuiten in einen Sakralraum umgewandelt. Das Altarbild mit dem Hl. Leonhard ist wesentlich älter als die Kirche. Es stammt aus Gröbming. Die Bausubstanz des Schlosses geht vorwiegend auf das 16. Jahrhundert zurück, doch haben sich Details, wie gotische Fenster und Kellergewölbe vom Vorgängerbau erhalten. Die einstigen Wehreinrichtungen wie der Torbau und die äußere Wehrmauer sind längst verschwunden. Östlich der Straße bzw. unterhalb des Hochschlosses liegt das Niederschloss. Es fungiert heute als Gasthof. Als Erinnerung an die türkischen Streifscharen, die im 15. Jahrhundert auch die Weststeiermark bedrohten, sind im ersten Obergeschoß über dem Balkon zwei Türkenköpfe eingemauert. Neben dem Gasthof steht ein Getreidekasten.

Lage: Steiermark/Ennstal – ca. 6 km östlich von Gröbming

Besichtigung: das Museum ist von Mitte Mai bis Mitte Oktober täglich (außer Di und Fr) von 10.00 bis 17.00 geöffnet


Weitere Literatur:


07.01.2011