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Hirschbach


Ritter Otto Toplarius von Hirschbach und sein Bruder Heinrich scheinen 1280 in einer Urkunde als Zeugen auf. Damit ist auch das Bestehen eines kleinen Wehrbaues gesichert. Die „Veste Hirspach“ wird 1385 erstmals genannt. Sie blieb bis 1470 bei der Familie Toppler. Dann übernahm Heinrich Streun den Besitz. Gabriel Streun von Schwarzenau begann ab 1580 an Stelle der alten Burg ein prächtiges Renaissanceschloss mit achteckigen Türmen zu errichten. Dieser Bau war natürlich wesentlich wohnlicher, doch wurde durch die Anlage von mächtigen Bastionen auch die Wehrhaftigkeit wesentlich verbessert. Damals wurde die alte Burgkapelle zur protestantischen Schlosskirche ausgebaut. 1612 erwarb Ulrich Christoph zu Scherffenberg die Herrschaft. Leider konnte er seinen Besitz nicht lange genießen, denn im Dreißigjährigen Krieg wurde sein Schloss 1619 von kaiserlichen Söldnertruppen erobert und geplündert. Bei dieser Gelegenheit wurde auch das Dorf niedergebrannt. Sieben Jahre später verkaufte Scherffenberg Hischbach an Johann Friedrich Freiherrn von Herberstein. 1760 gelangte der Eigentümer von Kirchberg am Walde, Graf Julius von Veterani, in den Besitz der Herrschaft. Er ließ das Schloss, das seine Verwaltungsfunktion verloren hatte, verfallen. 1783 war es bereits unbewohnt. Die Türme und das zweite Stockwerk wurden abgetragen, ebenso die Bastionen. Mit dem Material wurde der Schlosshof aufgeschüttet. Die noch vorhandenen Schlossbauten wurden 1843 an sechzehn private Interessenten verkauft, die sich hier ihre Wohnstätten einrichteten.

Wer den Vischer-Stich von 1672 kennt, der das stattliche vieltürmige Schloss zeigt, und heute vor der barocken Pfarrkirche von Hirschbach am Kirchenplatz steht, wird kaum annehmen, dass er sich mitten im einstigen Schlosshof befindet. Dennoch steht er vor der ehemaligen Schlosskapelle, die bereits im Jahr 1390 als Kapelle vom Hl. Kreuz erwähnt wird. Sie wurde aber durch mehrere Umbauten im 18. und 19. Jahrhundert barockisiert und dann modernisiert. Die quadratische Vierflügelanlage des Schlosses aus dem vierten Viertel des 16. Jahrhunderts ist im heutigen Ortsplan als Kirchenplatz nachvollziehbar. Die Kirche steht im Zentrum des einstigen Nordwesttraktes. Die anschließenden Gebäude haben durch ihre Nutzung als Privatwohnhäuser eine unterschiedliche Entwicklung genommen und ein verschiedenartiges Aussehen erhalten. Sie sind aber durchwegs zweigeschossig geblieben. Im 19. Jahrhundert wurde in einem Gebäude der Nordostfront die örtliche Volksschule eingerichtet. Hier hat sich ein rustiziertes Rundbogenportal aus der Bauzeit des Schlosses erhalten. Die tonnengewölbte Schlosseinfahrt ist gegenüber der Kirche im Haus Nr. 50 an der Südostseite des Platzes integriert. Der Rest eines mittelalterlichen Eckturmes hat sich im Haus Nr. 63 erhalten. An der besonders gepflegten Fassade des Hauses Nr. 64 stehen in Figurennischen die Heiligen Sebastian und Rochus. Als Zeichen des mit der Herrschaft verbundenen Landgerichtes steht im ehemaligen Schlosshof noch die schlichte Prangersäule aus Waldviertler Granit.

Lage: Niederösterreich/Waldviertel – ca. 11 km südöstlich von Gmünd

Besichtigung: der einstige Schlosshof ist frei zugänglich


Weitere Literatur:


01.01.2011