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Kirchbichl


Der kleine Adelssitz war ursprünglich ein Hof des Bistums Bamberg, von dem erwähnt wird, dass er „Hof unter dem Weinberg“ genannt wurde und dass Bischof Leopold III 1358 mit ihm Wülfing Ungnad belehnte. Allerdings musste dieser ihm dafür seinen Katzelhof übergeben. 1422 saß hier Gabriel von Kirchbühel. 1463 erwarb Thomas von Rottenstein, der als Pfleger auf Rabenstein tätig war, den Ansitz. Sein Bruder, Ritter Ludwig von Rottenstein, dem Kirchbichl ab 1472 gehörte, kaufte auch die Herrschaft Leonstein. Um 1539 bewohnte Balthasar Zuckmantel den Hof, möglicherweise aber nur als Pfleger. Danach gehörte er der Familie Freydl. Christoph Freydl baute ihn zu einem landwirtschaftlichen Mustergut aus. 1579 verkaufte er dieses an Andrä Zenegg bevor er nach Nürnberg auswanderte. 1612 erwarb der Vormund der minderjährigen Zeneggschen Kinder, Georg Stroissnigg, das Anwesen. Nicolaus Egerer wurde 1653 durch Bischof Philipp von Bamberg mit dem Hof belehnt. Er dürfte größere Um- und Ausbauten vorgenommen haben, verkaufte ihn aber 1669 seinem Schwiegersohn Adam Valentin Scherer. Nach diesem wurde der Ansitz zeitweise auch Scherer-Stöckl genannt. Die nächste Nachricht über die Besitzverhältnisse gibt es erst aus dem Jahr 1799. Damals besaß Frau Elisabeth Tschabuschnigg das Gut. Auf sie folgten zwei bäuerliche Besitzer. Der Eisengewerke Franz von Rosthorn erwarb 1833 das Anwesen. Er gab dem bisher recht einfachen Bau durch Zubauten seine heutige Schlossgestalt. Durch Kauf ging Kirchbichl 1842 an Maria Freiin von Herbert über. Aus dem relativ niedrigen Kaufpreis kann man schließen, dass zuvor ein Großteil der zum Schloss gehörenden Gründe abverkauft worden war. Franz Paul Freiherr von Herbert war Eigentümer der Wolfsberger Bleiweißfabrik. 1932 erbte Ninon Kupelwieser den Besitz. Ihre Nachkommen betreiben hier eine Hühnerfarm.

Das kleine Schlösschen liegt knapp außerhalb von Wolfsberg an der Straße nach Bad Weißenbach. Trotz der einheitlichen Biedermeierfassade seiner Schauseite ist das zweigeschossige hufeisenförmige Gebäude in zwei weit auseinanderliegenden Bauperioden entstanden. Ältester Teil ist der Nordtrakt aus dem 16. Jahrhundert. Die im Süden durch eine Terrasse verbundenen Ost- und Westflügel stammen erst aus dem Jahr 1833. Die siebenachsige Hauptfassade im Osten ist mit einem klassizistischen Ziergiebel geschmückt, der sich über den nur schwach vortretenden, dreiachsigen Mittelrisalit erstreckt. Wie üblich enthält er eine – allerdings schon lange nicht mehr funktionsfähige – Uhr. Die drei Fenster des Risalits öffnen sich auf einen efeuüberwachsenen Balkon, der von gusseisernen Säulen getragen wird. Darunter liegt das einfache Portal. Die übrigen Fenster des Obergeschosses tragen gerade steinerne Verdachungen. Die Seitenfronten sind mit eingemauerten Gedenksteinen, von denen einer die Jahreszahl 1594 zeigt, sowie einigen alten Steinwappen der Vorbesitzer Freydl, Zenegg und Egerer geschmückt. Sie sind, wie auch ein gekuppeltes Renaissance-Doppelfenster, Überreste des alten Baues. Bemerkenswert ist die von den Brüdern Rosthorn begonnene und von ihren Nachfolgern ausgebaute Gemäldesammlung. Hinter dem Schloss erstreckt sich ein Park.

Lage: Kärnten/Lavanttal – ca. 1 km westlich von Wolfsberg

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


30.12.2010