ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Breitenbruck


Breitenbruck ist ein gutes Beispiel für jene Schlösser, die aus einem Bauern- oder Gutshof entstanden sind und nach Aufhebung ihrer Herrschaftsfunktion wieder zu einem Bauernhof geworden sind. In einem landesfürstlichen Urbar von 1230 wird der Bau als „Reidenpruck“ erstmals erwähnt. Die Familie der Breitenbrucker scheint mit Wolfhard Breitenbrucker 1368 erstmals auf. Ihr Ansitz wurde aber während der Hussitenkriege zerstört. 1441 verkaufte Jörg Breitenbrucker das Gut an Valentin von Hoheneck. Als dessen Familie 1611 mit Valentin III im Mannestamm ausstarb, gelangte Breitenbruck über die Erbtochter Sara Sophie als Heiratsgut an Gotthard von Tattenbach. Er verkaufte es aber bereits 1622 an den Landschaftseinnehmer Hans Händl. Kaiser Ferdinand II gestattete ihm, sich nun „von Praittenprugg“ zu nennen. Sein Sohn Gregor, war als Protestant gezwungen, das Land zu verlassen. Er verkaufte seinen Besitz 1636 an Kaspar von Starhemberg. Graf Heinrich Wilhelm von Starhemberg schloss Breitenbruck seiner Herrschaft Riedegg an. Dadurch hörte das Schloss auf, adeliger Wohnsitz zu sein und diente nur mehr als Gutshof. Ab 1663 wurde dieser meist verpachtet. Auf dem Vischer-Stich von 1674 macht das Schloss noch einen recht stattlichen Eindruck. Anfangs des 18. Jahrhunderts richtete die Familie Starhemberg in Breitenbruck ein Gestüt ein. Das Schloss wurde aber bald nicht mehr instand gehalten und geriet mehr und mehr in Verfall. Um 1827 wurde es an zwei Bauern verkauft und teilweise abgerissen. Es befindet sich noch heute in bäuerlichem Besitz und wird bewohnt, ist aber nicht sehr gepflegt.

Das ehemalige Schloss liegt auf einer leichten Erhebung im Tal der Gusen. Es war einst eine Wasserburg, die von einem Teich umgeben war. Ihr unregelmäßig achteckiger Grundriss passt sich dem felsigen Untergrund an. Die meisten Bauteile stammen aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Im 19. Jahrhundert wurde das zweite Obergeschoß abgetragen und der Hof durch eine Tormauer geschlossen. Erhalten ist vor allem der mehrfach geknickte Nordtrakt mit seinem Abtritterker und einigen Konsolen, die auf einen ehemaligen weiteren Erker hinweisen. Auch der Süd- und der Westtrakt sind noch vorhanden. Die im Osten anschließenden Wirtschaftstrakte sind meist Neubauten des 19. und 20. Jahrhunderts. Im Obergeschoß der nördlichen Außenfront haben sich Fenster aus dem Spätmittelalter und der Renaissancezeit mit schmiedeeisernen Fensterkörben erhalten. Jene im Erdgeschoß sowie an der Hofseite wurden erst ausgebrochen, als das Gebäude nur mehr landwirtschaftlichen Zwecken diente. Zwei Sonnenuhren schmückten die Hoffassade. Eine war für den Vormittag und die andere für den Nachmittag bestimmt. Der hofseitig angebaute Turm wurde bis auf die Dachhöhe abgetragen. Er ist mit einem Pyramidendach gedeckt. Durch sein Rundbogenportal gelangt man in den tonnengewölbten Keller. Die Erdgeschoßräume sind meist ebenfalls mit Tonnengewölben vorwiegend aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts versehen. Östlich des Turmes liegt im Erdgeschoß ein Saal, dessen Netzrippengewölbe sich auf Mittelpfeiler stützt. Er wurde seit dem 19. Jahrhundert als Schweinestall genutzt. Die ehemalige Kapelle ist längst profaniert. Sie dient heute als Wohnraum, zeigt aber noch ihr gotisches Netzrippengewölbe. Um 1620/30 wurde sie neu ausgestattet. In zwei Wohnräumen haben sich noch alte Holzdecken erhalten.

Lage: Oberösterreich/Mühlviertel – ca. 6 km östlich von Gallneukirchen

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


28.12.2010