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Krumbach (Bucklige Welt)


Das Gebiet der Buckligen Welt war noch im Jahr 1000 ein geschlossenes Waldland, das nahezu unbewohnt war. Die Kolonisation begann erst nachdem Graf Gottfried von Wels-Lambach die Ungarn 1042 bei Pitten besiegt hatte. Er wurde danach praktisch mit der gesamten Buckligen Welt belehnt. Sein Enkel Eckbert II von Formbach-Neuburg beauftragte seine Ministerialen, die Burggrafen von Pitten, mit der Erschließung des Landes. Als Graf Eckbert III von Formbach-Neuburg 1158 starb, fiel das gesamte Gebiet an die Markgrafen von Steiermark. Diese verliehen einen beträchtlichen Teil der Oststeiermark an Leopold von Pitten, der hier die Herrschaften Thalberg und Hertenfels schuf und entsprechende Wehrbauten errichtete. Sein Sohn bezeichnete sich in einer Urkunde von 1182 als Gerhard von Chrumpach, obwohl ihm auch die beiden oststeirischen Herrschaften gehörten. Die Herren von Krumbach scheinen danach mehrfach in Urkunden als Zeugen auf. Die heutige Burg Krumbach gab es damals aber noch nicht. Manche Historiker vermuten, dass die Krumbacher ihren Sitz auf dem 200 m östlich gelegenen Schmelzriegel hatten, wo sie sich eine von Erdwerken umgebene Holzburg errichtet hatten. Von dieser Wehranlage, die in erster Linie zur Abwehr der Ungarneinfälle geschaffen wurde, sind heute nur mehr Geländespuren erhalten. Die Rodungsarbeiten erfolgten durch bäuerliche Siedler, die vom Grundherrn angeworben wurden. Sie waren seine Untertanen, aber keine Leibeigenen. Die Bauern hatten ihm einen Teil ihres Ertrages abzuliefern und kostenlos an der Instandhaltung oder dem Ausbau seiner Burg mitzuarbeiten. Die Leistung des Grundherrn lag in der Zurverfügungstellung von Grund und Boden sowie im Schutz vor feindlichen Übergriffen. Dieses System funktionierte in der Zeit der Kolonisierung ausgezeichnet. Schwierigkeiten und Bauernaufstände gab es erst Jahrhunderte später, als die Burgherren selbst Probleme bekamen und diese auf Kosten ihrer Bauern zu lösen versuchten.

Als vorläufig letzter Krumbacher wird Heinrich Schenk von Krumbach 1234 am Hofe Herzogs Friedrichs II erwähnt. Dann hörte man längere Zeit nichts von dieser Familie. Sie war aber nicht ausgestorben, sondern hatte sich – möglicherweise weil sie sich gegen den Herzog gestellt und ihre Burg verloren hatte – auf ihre steirischen Herrschaften Thalberg und Hertenfels zurückgezogen. Die Burg am heutigen Platz dürfte um die Mitte des 13. Jahrhunderts als steinerner Wehrbau errichtet worden sein. Darauf deutet auch hin, dass die Burgkapelle 1250 geweiht wurde. Um diese Zeit wurden viele Burgen errichtet, da nach dem Tod des Babenbergerherzogs Friedrich II 1246 die berüchtigte „kaiserlose, schreckliche Zeit“ begann, in der man nur dann sein Recht durchsetzen konnte, wenn man es auch mit Waffengewalt verteidigen konnte. Außerdem gab es keinen Landesherrn, von dem man die Zustimmung zu einem Burgenbau hätte erbitten müssen. Ein verstärkter Bau von Wehranlagen war auch notwendig geworden, da in den Jahren 1250 bis 1252 Truppen des ungarischen König Bela IV mehrmals in die Bucklige Welt eingefallen waren, wobei auch die Burg Krumbach zweimal angegriffen wurde. Krumbach hatte gemeinsam mit der Burg Kirchschlag die Handels- und Kriegsstraße von Aspang nach Lockenhaus zu sichern. Auch die Herren von Krumbach zählten zu jenen Adeligen, die damals versuchten, ihren Besitz auf Kosten der Schwächeren zu vergrößern. Dazu zählten vor allem kirchliche Eigentümer und in unserem Fall das Stift Vorau. Allerdings hatte dieses einen sehr tatkräftigen Abt, der sich entschieden zur Wehr setzte Als bei einem Überfall auf einen Bauernhof des Stiftes 1246 der junge Gerhard von Krumbach von Mitarbeitern des Klosters erschlagen wurde, verweigerte ihm Abt Gebwin ein kirchliches Begräbnis. Dieses konnte erst sechs Jahre später nachgeholt werden, nachdem die Familie der Krumbacher durch eine großzügige Schenkung den Zorn des Abtes besänftigt hatte. Auf Krumbach scheint erst 1264 wieder ein Ulrich von Krumbach auf. Möglicherweise war er der Erbauer der heutigen Anlage, nachdem der alte Wehrbau am Schmelzriegel zuvor zerstört worden war.

1271 wurde die neue Burg von den Ungarn eingenommen, als sie unter König Stephan V in Niederösterreich einfielen. Herzog Albrecht I gelang es aber, sie bald wieder zu vertreiben. 1285 beteiligten sich auch die Krumbacher an einer Strafexpedition des Herzogs gegen Iban von Güssing, der bei seinen Überfällen allzu dreist vorgegangen war. Der Niedergang der Familie hatte bereits in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts begonnen. Bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts hatte sie den Großteil ihres einst riesigen Besitzes in der Steiermark durch Erbteilungen, Schenkungen und Verkäufe verloren. Geblieben war ihnen hauptsächlich ihre Herrschaft Krumbach. Heinrich III von Krumbach hatte nur eine Tochter. Ihr Ehemann nannte sich zwar Jans von Krumbach, doch war er ein Kranichberger. Er vermachte 1394 die Herrschaft seinem Onkel Pilgrim von Puchheim. Dessen Familie besaß Krumbach mehr als 250 Jahre lang. Sie war 1348 von Oberösterreich nach Niederösterreich gezogen. Ihr gleichnamiger Stammsitz liegt bei Attnang, das ja auch den Doppelnamen Attnang-Puchheim trägt. Nachdem sie diesen mit Herzog Albrecht II gegen die Herrschaften Litschau und Heidenreichstein getauscht hatte, erbte sie 1394 als weiteren niederösterreichischen Besitz auch Krumbach. Die Puchheimer waren eine der angesehensten Adelsfamilien ihrer Zeit. Neben anderen Hofämtern waren sie bis 1711 mit dem Erbtruchsessenamt betraut. Im 16. Jahrhundert hatten vier ihrer Mitglieder das österreichische Marschallamt inne. Pilgrim II von Puchheim war Obersthofmeister von Herzog Albrecht IV und dessen Stellvertreter als er 1398 eine Pilgerfahrt ins Heilige Land unternahm. Die Puchheimer lebten vorwiegend in Wien und ließen Krumbach von Burggrafen verwalten. 1462 wurde die Burg durch die Belehnung mit einem Landgericht aufgewertet. Die Herrschaft selbst war stets freies Eigen gewesen. Georg IV von Puchheim war ab 1524 Statthalter von Niederösterreich. In dieser Funktion blieb er auch 1529 in dem von den Türken belagerten Wien. Auch seine Neffen Longin, Wolf, Mert und Erasmus zeichneten sich in den Türkenkriegen aus.

Unter Erasmus von Puchheim erhielt der Ort Krumbach das Marktrecht. Von ihm wird berichtet, dass er – obwohl selbst Katholik – den Pfarrer von Schönau in der Burg bei Wasser und Brot einsperren ließ, da er mit dessen Tätigkeit nicht zufrieden war. Er ließ zwischen 1548 und 1571 die noch mittelalterliche Feste in ein wohnliches Renaissanceschloss verwandeln. Da die Türkengefahr aber noch lange nicht gebannt war, wurden auch die Wehreinrichtungen dem neuesten Stand angepasst. Es entstanden unterhalb des Wohnschlosses etliche Rundbastionen, die mit Kanonen bestückt waren und einen Angreifer auf Distanz halten sollten. Unter dem Dach des Hauptgebäudes wurden Zinnen angebracht, von denen bis hierher vorgedrungene Feinde unter Feuer genommen werden konnten. 1556 wurde das Schloss bzw. dessen Vorgelände zum Zufluchtsort für die Zivilbevölkerung bestimmt. Diese war hier gut geschützt, da die Türken den Ort Krumbach 1683 zerstörten, die Burg aber nicht einnehmen konnten. An dieses Ereignis erinnert die mit einem türkischen Halbmond geschmückte Spitze eines Türmchens am Südtrakt. Erasmus von Puchheim war auch der Bauherr der sog. Erasmuskapelle auf einem Hügel östlich des Marktes, die seit 1825 als Friedhofskapelle dient. Im Gegensatz zu den meisten seiner Verwandten, die dem damals vorherrschenden Protestantismus treu blieben, trat Johann Christoph II von Puchheim, dem neben Göllersdorf und Kirchschlag auch Krumbach gehörte, 1603 zum Katholizismus über. 1612 wurde er in den Grafenstand erhoben. Er machte militärische Karriere und brachte es bis zum General-Feldzeugmeister. Sein Sohn Johann Christoph III trat in seine Fußstapfen. Er konnte 1646 die Schweden aus Niederösterreich vertreiben und wurde dafür zum Generalfeldmarschall und 1651 zum Vizepräsidenten des Hofkriegsrates ernannt. Er starb 1657 ohne Nachkommen und hatte zuvor seinen Neffen, Graf Nikolaus IV von Pálffy-Erdöd als Erben eingesetzt.

Dieser gehörte einer der bedeutendsten ungarischen Adelsfamilien an. Dennoch freute er sich über die kleine Herrschaft Krumbach besonders. Zu seiner Zeit schienen die türkischen Heere fast unbesiegbar zu sein. Sie hatten bereits einen Großteil Ungarns besetzt. Graf Nikolaus musste also damit rechnen, dass er bald seine Güter in Nordwestungarn, der heutigen Slowakei, verlieren könnte. Ein Stützpunkt in Niederösterreich war daher für ihn sehr wichtig. Allerdings musste er vorerst einen langwierigen Erbstreit mit Fürstbischof Otto Friedrich von Puchheim durchfechten, der das Testament nicht anerkennen wollte. Der Streit endete erst 1664 mit dem Tod des Fürstbischofs. Graf Nikolaus VI von Palffy zeichnete sich beim Entsatz Wiens und der Vertreibung der Türken aus, was ihm den Titel eines Generalfeldmarschalls einbrachte. Außerdem trug er viel dazu bei, dass Kaiser Karl VI die Pragmatische Sanktion den ungarischen Magnaten schmackhaft machen konnte, wodurch die Erbfolge seiner Tochter Maria Theresia von den ungarischen Ständen akzeptiert wurde. Von den sechs Söhnen Nikolaus VI starben vier im Kampf mit den Türken. Seine Nachkommen übten meist hohe Hofämter aus und wohnten in Wien oder auf ihren slowakischen Gütern. Die Türken waren inzwischen endgültig aus Ungarn vertrieben worden und stellten keine Gefahr mehr dar. Dadurch hatte das von den ungarischen Besitzungen der Palffys weitab gelegene Krumbach seine einstige Bedeutung verloren. Es diente hauptsächlich nur noch als Stützpunkt für die Jagd. Auch die Erträge des im Bergland gelegenen Gutes konnten sich mit jenen der ungarischen Besitzungen in den fruchtbaren Ebenen nicht messen. Graf Karl Hieronymus von Palffy, der Urenkel von Nikolaus VI, wurde 1807 in den Fürstenstand erhoben. Er ist als Förderer des jungen Mozarts bekannt. Letzter Herrschaftsinhaber war Fürst Nikolaus X. Nachdem 1848 Grundherrschaft und Untertänigkeitsverhältnis aufgehoben worden waren, gingen die Gutserträge weiter zurück. 1875 wurde Krumbach an den Reichsratsabgeordneten Dr. Anton Riehl aus Wiener Neustadt verkauft. Es gelangte 1884 an Dr. Johann Heißenberger, dessen Familie das Schloss bis 1928 besaß. Dann erwarb es der Industrielle Othmar Münz. Weitere Besitzer im 20. Jahrhundert waren Ing. Alexander Matscheg (1972) und Robert bzw. Helga Muckenschnabel (1976). Schließlich erwarb die Meta Hotel Gmbh aus Graz (jetzt Artis Hotels) 1992 das bereits stark vernachlässigte Schloss, ließ es umfassend restaurieren und richtete darin ein Schlosshotel ein.

Schloss Krumbach liegt ca. einen Kilometer südlich des gleichnamigen Ortes auf einem, wie für die Anlage einer Burg geschaffenen Hügel über dem Tal des Zöbernbaches. Sie war durch das steile Gelände gut gesichert und bedurfte daher keines Grabens. Der Torweg führt an der gesamten Süd- und Ostfront der Hochburg entlang. Auf einer Länge von 150 m muss man drei Tore passieren. Zwei konzentrische Ringmauern schützen die viereckige Hauptburg. Der äußere Bering ist mit fünf halbrunden Bastionstürmen verstärkt. Sie sind aber relativ niedrig und haben nur eine geringe Mauerstärke. Vermutlich wurden sie im 16. Jahrhundert errichtet. Damals entstand auch der äußere Torturm mit dem ersten Tor. Er ist wegen seiner roten Eckquaderbemalung bemerkenswert. Eine Zugbrücke und ein Fallgatter konnten hier unerwünschten Besuchern den Weg versperren. Weiter geht es durch einen 30 m langen Zwinger zum zweiten Torturm, der im Erdgeschoß mit Schießscharten versehen ist. Danach weitet sich der Zwinger zu einem kleinen Hof. Durch ein drittes Tor passiert man die innere Ringmauer und gelangt in einen weiteren Hof. Dieser wird vom Hungerturm, der größten von insgesamt sechs Bastionen des inneren Berings dominiert. Sein Bruchsteinmauerwerk wurde im Zuge der Umbauten zum Hotel um ein Geschoß erhöht. Er bildet nun einen terrassenartigen Vorbau des Restaurants. Die Nordostecke der nahezu quadratischen Hochburg wird durch den massigen, ebenfalls quadratischen Bergfried gebildet. Er und die Außenmauern der Hochburg sind die ältesten Bauteile. Sie stammen wohl noch aus dem 13. Jahrhundert. Wie die unterschiedlichen Mauerstrukturen des heute sechsgeschossigen, 25 m hohen Turmes zeigen, wurde er zu einem späteren Zeitpunkt ab dem vierten Geschoß aufgestockt. Der Vischer-Stich von 1672 zeigt, dass er im 17. Jahrhundert noch von einem vorkragenden Zinnenkranz abgeschlossen war. Heute ist er mit einem flachen Pyramidendach gedeckt.

Mittelalterlich sind auch der Nord- und teilweise der Osttrakt. Der Zugang in die Hochburg liegt an der Ostseite, gleich neben dem romanischen Bergfried. Das breite Rundbogentor führt in den geräumigen inneren Burghof. Das frühbarocke Aussehen der dreigeschossigen Fassaden aus dem 17. Jh. wird vor allem durch den Kapellenturm mit seiner hohen Zwiebelhaube an der Westseite bestimmt. Nicht ganz dazu passen seine vier Biforenfenster. Rechts von der Kapelle lag das ehemalige Gefängnis, das heute als Vinothek zweckentfremdet ist. Es bestand aus drei je 8 m² großen Zellen, die durch massive Holztüren verschlossen waren. Die niedrigen Erdgeschoßräume sind tonnengewölbt. Die Zimmer in den Obergeschossen sind heute für den Hotelbetrieb modern eingerichtet. Eine ehemalige Küchenanlage aus dem 16. Jh. mit Tischherd und hölzerner Rauchabzugshaube bereichert das Interieur. Im Süden wurde die Außenwand durchbrochen, um hier einen Speisesaal aus Beton und Glas anzubauen. Die Räume der Beletage sind zum Teil noch mit Stuckdecken versehen. Vor allem die Kapelle, die aus der Westfassade halbkreisförmig vorspringt, ist reich stuckiert. Die vier Apostelstatuen werden Giovanni Battista Pieroni zugeschrieben. Von außen ist die Kapelle durch ihre Rundbogenfenster und die darüber liegenden Ochsenaugen erkennbar. Durch den Zinnenkranz auf ihrer Mauerkrone macht sie ansonsten eher den Eindruck einer Bastion als eines Sakralbaues. Der ehemalige Wirtschaftstrakt im Osten der Hochburg beherbergt heute Seminarräume sowie ein Hallenbad.

Lage: Niederösterreich/Bucklige Welt – ca. 8 km südöstlich von Aspang

Besichtigung: im Rahmen des Hotelbetriebes möglich, die Höfe sind frei zugänglich

Homepage: www.tiscover.at/schlosskrumbach


Weitere Literatur:


27.12.2010