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Laxenburg - Altes Schloss


Im 13. und 14. Jh. besaß das Stift Melk an den Gewässern von Lachsendorf ein Festes Haus und eine Mühle. Dem Stift Heiligenkreuz gehörte ein Teil des Auwaldes. Die Herren von Lachsendorf, die 1291 erstmals erwähnt wurden, dürften Lehensleute der geistlichen Herren gewesen sein. Nach ihrem Aussterben wurde Herzog Albrecht III von Habsburg 1381 mit der Herrschaft Lachsendorf belehnt. Er ließ durch den Baumeister Michael Knab, der auch am Wiener Stephansdom tätig war, anstelle des alten Wehrturmes in der Au ein kleines Schloss errichten. Es diente dem Herzog als Stützpunkt auf dem Weg von Wien nach Wiener Neustadt sowie als Jagdschloss. Von dieser ältesten Burg steckt noch ein Kern in dem heute als „Altes Schloss“ bezeichneten Bau. Wann das Lehensgut in das Eigentum der Habsburger übergegangen ist, ist nicht bekannt. Zeitgenössische Quellen berichten darüber, dass Albrecht III seiner schönen Gattin Beatrix zuliebe, das Schloss reich ausgestattet hätte und dass er dafür Statuen, Säulen und Ornamente der verlassenen Burg am Kahlenberg verwendet hätte. Nachdem Albrecht 1395 in Lachsendorf gestorben war, blieb es 19 Jahre lang im Besitz seiner Witwe. 1402 wird ein Tiergarten erwähnt, für den die Republik Venedig einen Leoparden schickte. Friedrich III ließ die Burg ausbauen und 1440 seine Devise AEIOU am Tor der Vorburg anbringen. Damals verschmolzen die Bauten um den Hof langsam zu einem Vierkanter. Während der Streitigkeiten zwischen Friedrich III und Albrecht VI wurde 1463 Laxenburg kurzzeitig durch Johann von Rohrbach besetzt. 1485 fiel es dem ungarischen König Matthias Corvinus in die Hände. Die ungarische Besatzung ergab sich erst 1491 dem späteren Kaiser Maximilian I, der das Schloss nach den Besatzungsschäden wieder instand setzen lassen musste. Um 1500 wurde auch die Umgebung neu gestaltet. An das Schloss anschließend wurde ein Ziergarten angelegt, etwas weiter entfernt ein Wildgehege. Danach wurde Laxenburg von Pflegern verwaltet, die nicht immer die notwendigen Anstrengungen unternahmen, um den Bau in Schuss zu halten. 1583 war laut Augenzeugenberichten kaum eine Kammer im Schloss benutzbar. Erst der Pfleger Hans Balthasar von Hoyos scheint eine gründliche Instandsetzung vorgenommen zu haben.

1633 löste Kaiser Ferdinand II die Pflegschaft ab und übergab Laxenburg seiner Gemahlin Eleonora. Von 1676 bis 1682 erneuerte der Theaterarchitekt Lodovico Burnacini das Gebäude im Barockstil. Auch die folgenden Kaiserinnen Maria Eleonora und Eleonora Magdalena bevorzugten das Schloss, doch wurde es 1683 von den Türken verwüstet. Kaiser Leopold I ließ es 1693 wiederherstellen und um ein Geschoß erhöhen. Er besuchte es regelmäßig im Frühjahr zur Reiherbeize und ließ von der Favorita (heute Theresianum) in Wien bis Laxenburg eine Allee anlegen. Angeblich wurde in Laxenburg damals auch mit Leoparden gejagt, die der Kaiser vom Großsultan geschenkt erhalten hatte. Bei schönem Wetter fanden aufwendige Theateraufführungen am Schlossteich statt, bei denen auch die kaiserliche Familie mitwirkte. Karl VI, der ein begeisterter Jäger und leidenschaftlicher Falkner war, erweiterte das Schloss soweit es die beschränkten Platzverhältnisse zuließen. Hier wurde 1713 die Pragmatische Sanktion unterzeichnet. Sowohl Franz Stephan von Lothringen, als auch Maria Theresia liebten Laxenburg sehr, doch zeigte es sich bald, dass das Alte Schloss für ihre große Familie zu klein war. Die zahlreichen Kinder konnten nicht gleichzeitig in dem kleinen Schloss untergebracht werden. Es musste ein neues Gebäude her, das groß genug für die Familie und den Hofstaat war. Dies geschah mit der Errichtung des Blauen Hofes. Nach dem Tod Franz Stephans benutzte Josef II meist das Alte Schloß für seine Frühlings- und Sommeraufenthalte, während die Kaiserin und ihre übrigen Kinder den Blauen Hof vorzogen. Danach verlor das Alte Schloss seine Bedeutung, wurde aber bis zum Ersten Weltkrieg immer wieder – vor allem im Frühling - von den Habsburgern als Gästehaus benützt. In der Zwischenkriegszeit beherbergte es die Schule für Rhythmus, Musik und Körperbildung „Hellerau-Laxenburg“. Da die Schloss- und Parkbauten im Zweiten Weltkrieg und in der Nachkriegszeit sehr gelitten hatten, wurde 1962 von der Stadt Wien und dem Land Niederösterreich die „Schloss Laxenburg Betriebsgesellschaft m. b. H.“ gegründet, die um 1987 eine komplette Sanierung und Restaurierung des Alten Schlosses vornahm. Heute ist es vermietet, u. a. an das Österreichische Filmarchiv.

Die ursprüngliche Wasserburg stellt sich heute als zweihöfiger Renaissance- und Barockbau dar. Trotz der Restaurierung macht er einen strengen, eher düsteren Eindruck. Die seinerzeit aus der Schwechat und dem Mühlbach gespeisten Wassergräben wurden 1755 zugeschüttet. Diese hatten eine Ausweitung des Burgareals nicht erlaubt, so dass vorwiegend in die Höhe vergrößert werden musste. Bergfried, Palas und gotische Kapelle sind in den Gesamtkomplex verbaut. Dem Hauptgebäude war eine kleine Vorburg mit einem zentralen Torturm vorgelagert. Dieser Turm hat sein ursprüngliches Fachwerkgeschoß längst verloren. Heute ist er gleich hoch wie die übrige Nordfront und tritt nur mehr risalitartig aus der Fassade hervor. Durch die gewölbte Einfahrt gelangt man in den äußeren Burghof mit dem Brunnen und der Schlosskapelle. Diese wurde bereits 1332 urkundlich erwähnt, aber 1389 durch einen Neubau ersetzt. Sie befindet sich im ältesten Turm, wobei dem Turmraum im Erdgeschoß auf der einen Seite ein polygonaler Chor und auf der anderen Seite eine Vorhalle angebaut wurde. 1755 wurde sie barockisiert. Die beiden massiven Türme, die den Eingang zur Hauptburg sicherten, wurden im 18. Jh. bis auf die Höhe der Haupttrakte abgetragen und in deren Satteldach einbezogen, so dass sie von außen nicht mehr sichtbar sind. Eine weitere Durchfahrt führt in den ca. 10 x 20 m großen inneren Hof. Von den einst schönen Maßwerkfenstern und den Wandmalereien sind nur mehr Reste erhalten. Verschwunden ist natürlich auch der, auf einem Stich von Matthäus Vischer von 1672 erkennbare, aber schon im 16. Jh. erwähnte Badeturm. Er stand frei im Wassergraben und war durch einen schmalen, gedeckten Holzgang vom Schloss her zugänglich. In seinem pavillonartigen Aufbau befand sich ein Bad, das durch eine Leitung vom Schloss her mit warmen Wasser versorgt wurde. Im Inneren des Gebäudes sind einige Räume mit Stuckdecken und Rokokoöfen aus dem zweiten Viertel des 18. Jh. versehen. Ein Saal weist eine bemerkenswerte gemalte Empirearchitektur und einen Ofen aus der gleichen Zeit auf.

Lage: Niederösterreich/Bezirk Mödling – inmitten des Laxenburger Naturparks

Besichtigung: das Gebäude kann üblicherweise nur von außen besichtigt werden. Die Schlosskapelle ist bei Messen sowie bestimmten Festen und Veranstaltungen zugänglich.

Homepage: www.schloss-laxenburg.at


Weitere Literatur:


12.11.2002