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Raab


Während der Ort Raab bereits im 10. Jahrhundert genannt wird, stammen die ersten urkundlichen Erwähnungen des Wasserschlosses aus dem 12. Jahrhundert. Damals saß hier die Familie von Rurippe als Gefolgsleute der Herren von Wesen. Sie dürften um die Mitte des 13. Jahrhunderts ausgestorben sein. Nun übernahmen die Herren von Wesen selbst die kleine Burg. Durch einen Teilungsvertrag ging 1300 Raab an die mit ihnen verwandten Brüder Hadmar und Meingoz von Waldeck. Nach einer weiteren Erbteilung übernahm die Familie Trauner um die Mitte des 14. Jahrhunderts den größten Teil der Hofmark Raab. Das Schloss verblieb aber bei Jörg von Waldeck, der es der Familie Aichberger vermachte. Paul Aichberger starb um 1443. Seine Erbtochter Amalei war mit Lazarus den Messenpöck verheiratet, der als Pfleger der Herrschaft Ried tätig war. Als ihr Sohn Hanns 1495 ohne Erben starb, fiel Raab an Nikolaus von Sandizell. Dieser musste es aber bereits im nächsten Jahr an den Herzog Georg von Bayern übergeben. Im Jahr 1500 erwarb Bischof Ludwig von Chiemsee das Schloss für sein Bistum. Bischof Sebastian Cataneus ließ es noch zu Beginn des 16. Jahrhunderts weitgehend neu errichten. Raab wurde nun von Pflegern verwaltet, bis es 1685 an den Grafen Johann Veit von Maxlrain verkauft wurde. 1717 erwarb Graf Maximilian Franz von Tattenbach-Rheinstein die Herrschaft. Zu ihr gehörten damals ca. 130 zinspflichtige Bauern. 1821 erbte Graf Maximilian von Arco den Besitz. Das Schloss war aber bereits 1807 an den Hofwirt Johann Obermayr verkauft worden. Nach dessen Konkurs ersteigerte der Raaber Hutmacher Georg Völkl den Besitz. Das Schloss wurde 1849 von der Gemeinde Raab angekauft und dem neu errichteten Bezirksgericht als Amtssitz zur Verfügung gestellt. 1850 ging es in Staatsbesitz über. In den Jahren 1983 bis 1985 wurde das bereits stark renovierungsbedürftige Gebäude umfassend restauriert. Auch der Wassergraben wurde saniert. 2003 wurde das Bezirksgericht geschlossen.

Raab ist ein kleines Wasserschloss, das heute wieder vollständig von Wasser umgeben ist. Es ist ein typisches Beispiel für die zahlreichen Kleinadelssitze, die es einst im Innviertel gab. Wegen der eher flachen Landschaft, die keinen natürlichen Schutz bot, wurden diese vorwiegend als Wasserburgen errichtet. Schloss Raab liegt auf einem geböschten Hügel inmitten der gleichnamigen Ortschaft. Es nimmt dessen gesamte Kuppe ein. Das Gebäude ist ein rechteckiger dreigeschossiger Baublock unter einem hohen Keildach. Die nur dreiachsigen Fassaden weisen keinerlei Schmuck auf. Bei einer puristischen Renovierung wurden die einstigen Erker und Verzierungen entfernt. Die Fenster sind ebenso modern wie der etwas unpassende Nebeneingang an der Rückseite des Hauses. An der nach Norden gerichteten Vorderseite ist ein einachsiger viergeschossiger Treppenturm angefügt. Er ist ein Zubau aus späterer Zeit. Eine Holzbrücke führt über den Graben zum rundbogigen Tor. Daneben liegt ein weiteres Rundbogenportal, bei dem es sich wohl um den ursprünglichen Eingang handelt. Das Schloss verfügt über keinen Innenhof. Dafür hätte der Bauplatz nicht gereicht. Die Tonnengewölbe des Erdgeschosses stammen aus dem 16. Jahrhundert. Im Flur erinnert ein Wappenstein aus dem Jahr 1517 an den Chiemseer Bischof Sebastian Cataneus und an dessen Bauarbeiten. Auf Grund seiner langjährigen Verwendung als Bezirksgericht sind die Innenräume zweckmäßig modern eingerichtet.

Lage: Oberösterreich/Innviertel – ca. 26 km südöstlich von Schärding

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


28.11.2010