Mangels entsprechender urkundlichen Erwähnungen sind die ersten zwei Jahrhunderte der Geschichte von Greißenegg nur schwach dokumentiert. Man nimmt an, dass hier bereits in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts eine kleine Burg errichtet wurde, die gemeinsam mit dem viel größeren Ober-Voitsberg die Siedlung zu schützen hatte. Ob sich das 1265 erwähnte „castrum inferius Witsperch“ auf das heutige Greißenegg oder auf eine inzwischen abgekommene Befestigung in der Stadt Voitsberg bezog, konnte nicht geklärt werden. 1396 ist vom „Niederhaus Voitsberg“ die Rede. 1443 wird der Bau „veste Voitsperch“ und 1494 Schloss Voitsberg genannt. Der landesfürstliche Wehrbau wurde von Pflegern betreut. Hans Laun, der dieses Amt um 1420 inne hatte, ließ größere Ausbauten durchführen. Durch die Heirat seiner Nichte Margaretha gelangte die Burg 1459 an Andreas Greißenegger. Dieser wurde 1471 in Graz hingerichtet. Er war der gemeinsamen Verschwörung mit Andreas Baumkircher gegen Kaiser Friedrich III beschuldigt worden. Der Name Greißenegg für die Burg setzte sich aber erst nach seinem Tod durch. Zuvor wurde es Hanstein genannt. Nach der Enthauptung Greißeneggers zog der Kaiser die Herrschaft ein und verlieh sie zuerst an Andreas Teufenbach und dann an Konrad von Hollenegg. 1485 besetzten ungarische Truppen des Königs Matthias Corvinus die Burg. Sie konnten erst fünf Jahre später vertrieben werden. In den nächsten 90 Jahren wurde die Anlage kaum mehr gepflegt. 1578 hatte Georg Freiherr von Herberstein den bereits baufälligen und völlig ausgeräumten Wehrbau nach einem Erbstreit mit seinem Vetter Dietrich Freiherr von Herberstein übernommen. 1624 erhielt Hans Siegmund Graf Wagensperg die Herrschaft als Pfandbesitz. Es gelang ihm neun Jahre später diese durch Kauf in sein Eigentum zu bringen. Die Wagensperg behielten Greißenegg bis in das 19. Jahrhundert hinein. Seit 1774 war es Bestandteil eines Familienfideikommisses. Lediglich von1804 bis 1818 war Karl August Fürst Isenburg Herrschaftsinhaber. 1877 ersteigerte der Gewerke August Zang, der die Voitsberger Kohlevorkommen ausbeutete, die Burg, nachdem im Jahr zuvor der Konkurs über das Wagensperg’sche Vermögen verhängt worden war. Zang ließ sie im historistischen Stil weitgehend erneuern, so dass sie heute einer großen Gründerzeitvilla wesentlich mehr ähnelt, als einem mittelalterlichen Wehrbau. 1903 kam das Schloss an den Grafen Ludwig von Ostrovski und 1916 an Dr. Walter Rittler. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts lief das Gebäude Gefahr, zur Ruine zu werden, da seit Jahrzehnten nichts in seine Erhaltung investiert wurde. Erst als in den 80er Jahren die Familie Steirer das Schloss übernahm und es restaurieren ließ, war seine Existenz gesichert. Seit etlichen Jahren wird es als Heurigenbetrieb geführt.
Das Schloss liegt am rechten Kainach-Ufer auf einem fast freistehenden Hügel im Süden von Voitsberg. Es ist von einem weitläufigen Park mit Brunnen und einem Teich umgeben. Der im Westen liegende Halsgraben ist weitgehend aufgefüllt. Dennoch gibt es eine Brücke, die zum stattlichen barocken Torbau führt. Der ursprüngliche Zugang zur einstigen Burg lag aber im Osten. Von den Wehrmauern, die einst das Schloss umgaben, hat sich nur ein Teil erhalten. Die Gebäude der dreigeschossigen Anlage umschließen einen Innenhof. Ältester Teil ist der östliche Bereich des Südflügels. Er stammt aus dem 15. Jahrhundert und zeigt an seiner Hofseite Arkaden. An einer Hofmauer erkennt man das Doppelwappen Wagensperg/Saurau. Von außen erkennt man im Norden, Süden und Westen dieses Osttraktes leicht vorspringende quadratische Türme. Der westliche Bereich geht auf das 17. Jahrhundert zurück, doch wurde er von August Zang villenartig umgebaut, wobei der Hof geschlossen wurde und das Schloss eine historistische Fassade erhielt. Die Schlosskapelle war der Gottesmutter geweiht. Sie stammte aus der Zeit um 1420 und lag am Eingang zu eigentlichen Burg. Sowohl die Kapelle als auch der ehemalige Bergfried sind längst verschwunden. Um Belagerungen besser standhalten zu können, wurde dem Schloss im 17. Jahrhundert im Osten ein großer Basteibau vorgelegt. Gleichzeitig errichtete man in der Nordwestecke eine wesentlich kleinere fünfeckige Bastion.
Lage: Steiermark/Bezirk Voitsberg - im Süden der Stadt
Ort/Adresse: 8570 Voitsberg, Greißenegger Straße 5
Besichtigung: nur im Rahmen des Gastbetriebes möglich
Weitere Literatur:
16.11.2010