Die Burg wurde vermutlich in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts erbaut. 1160 wird sie unter den Namen Rotenstein als bambergischer Besitz genannt. Gegen Ende des 12. Jahrhunderts war sie eines der Rodungszentren der Grafen von Clam-Velburg im mittleren Mühlviertel. Ihre erste urkundliche Erwähnung erfolgte im Jahr 1209. Als Graf Ulrich von Clam-Velburg während des 5. Kreuzzuges ohne Nachkommen starb, fiel das „castrum Rotinsteine“ 1218 an den babenbergischen Landesfürsten Herzog Leopold VI. 1281 verpfändete Rudolf I von Habsburg die Herrschaft an Ulrich dem Langen von Capellen. Er war Landrichter und Hauptmann in Österreich ob der Enns. Zuvor hatte er dem späteren Kaiser in der Schlacht bei Dürnkrut wertvolle militärische Dienste geleistet. Um 1300 wurde die bis dahin recht bescheidene romanische Kernburg deutlich ausgebaut. Mit dem Tod von Eberhard II von Capellen 1406, kam es zwischen den beiden Erbtöchtern zu langwierigen Auseinandersetzungen. Schließlich gelangte Ruttenstein 1418 als landesfürstliches Lehen an Reinprecht II von Wallsee. Nachdem 1483 mit Reinbrecht V auch diese Familie ausgestorben war, wurde die Herrschaft an den auf Steyregg sitzenden Zweig der Familie Liechtenstein verpfändet. Die immer besser werdende Belagerungsartillerie machte es im 15. Jahrhundert erforderlich, diese durch die Errichtung von vorgeschobenen Ringmauern auf Distanz zu halten. Da Christoph von Liechtenstein in den Ungarnkriegen Friedrichs III auf der Seite von Matthias Corvinus stand, wurde neben seinen Herrschaften Waxenberg und Wesenstein auch Ruttenstein vom Kaiser konfisziert. Er übergab die Burg 1492 als Pfandbesitz den Brüdern Heinrich und Siegmund Prüschenk, die im nächsten Jahr ihre Herrschaft mit einem großen Landgericht ergänzen konnten. Allerdings übernahmen die Liechtensteiner die Pfandsumme recht bald und erhielten Ruttenstein wieder zurück. Es blieb nun bis 1556 bei ihnen. Dann wurde es an Ferdinand Helfrich von Meggau verpfändet, dem auch die Greinburg gehörte. Mit dieser Herrschaft blieb Ruttenstein bis heute verbunden.
1594 richtete ein Großbrand in der Burg schwere Schäden an. Dennoch scheint Ruttenstein noch im gleichen Jahr in der Liste jener Fluchtorte auf, die für die Zivilbevölkerung im Falle eines weiteren Vordringens der Türken vorgesehen waren. Leonhard Helfrich von Meggau konnte 1615 den bisherigen Pfandbesitz in freies Eigen umwandeln. Anna, eine seiner fünf Erbtöchter war mit Siegmund Ludwig Graf Dietrichstein verheiratet. Er und seine Nachkommen hatten kein Interesse an der kostspieligen Erhaltung einer so großen Burg, die ihre militärische Bedeutung ohnehin längst verloren hatte. Als Georg Matthäus Vischer um 1674 die Burg zeichnete, war sie bereits zur Ruine verkommen und mit Bäumen bewachsen. Auf die Dietrichstein folgten von 1710 bis 1781 die Grafen Salburg. Ein durch einen Blitzschlag ausgelöster Brand trug 1727 zum weiteren Verfall der Anlage bei. Durch den großen Waldbesitz war die Herrschaft aber weiterhin recht ertragreich. Um 1750 gehörten zu ihr 632 Wohnstätten von zinspflichtigen Untertanen. Der bekannte oberösterreichische Gelehrte Johann Christoph Stelzhammer war der Sohn des damaligen Herrschaftsverwalters. 1781 kam Josef Karl Graf Dietrichstein in den Besitz von Greinburg und damit Ruttenstein. Er verkaufte beides 1811 an den Armeelieferanten Michael Fink. Von dessen Gläubigern erwarb es 1823 Ernst Herzog von Sachsen-Coburg-Gotha, dessen Familie bzw. eine Familienstiftung noch heute der große Waldbestand mit der Ruine gehört. Ab 2000 setzten umfangreiche Sicherungsarbeiten ein. Die Pflege der Anlage obliegt einem lokalen Burgverein.
Ruttenstein ist eine der mächtigsten Burgruinen des Landes. Sie liegt 758 m hoch auf dem Felsbuckel eines kegelförmigen Berges oberhalb der Ortschaft Niederhofstetten. Ihre Fläche beträgt ca. 4.800 m², wovon auf die Hauptburg 1.600 m² entfallen. Die Burg hieß ursprünglich wohl Rotenstein, was auf das dunkle Gestein, das als Baumaterial verwendet wurde, zurückzuführen sein dürfte. An der Nord- und der Nordostseite besteht ein natürlicher Schutz durch die teilweise senkrechten Felswände. An den übrigen Seiten wurde im 15. Jahrhundert eine mächtige Ringmauer mit sieben vorspringenden Rundtürmen zum Schutz der Hauptburg errichtet. Wie die noch vorhandenen Schießfenster zeigen, wurden in diesen Rondellen bereits kleine Kanonen aufgestellt. Die Mauer war an der Innenseite mit einem hölzernen Wehrgang ausgerüstet. Zahlreiche Scharten ermöglichten eine wirksame Verteidigung. An ihrer Westecke liegt das von einem Flankierungsturm gesicherte Haupttor. Es weist weder Rahmung noch sonstigen Schmuck auf. Die Westseite der Burg wurde durch einen tiefen, aus dem Felsen herausgehauenen Graben zusätzlich gesichert. Sein Aushubmaterial wurde beim Mauerbau verwendet. Im nordwestlichen Bereich der äußeren Ringmauer führt eine kleine Poterne ins Freie. Burg Ruttenstein ist heute vorbildlich gepflegt. Etwas merkwürdig mutet nur das große Glastor an, das in den inneren Burgbereich führt. Dieser steigt nach Osten zu ständig an.
An der höchsten Stelle des Burgfelsens steht der dreigeschossige rechteckige Wohnturm, dessen Ostwand eingestürzt ist. Er ist der älteste Teil der Anlage. Der Turm ist ca. 15 m hoch und weist eine Grundfläche von 7 x 12 m auf. Bemerkenswert ist das sorgsam geschichtete Bruchsteinmauerwerk, das durch aus Quadersteinen aufgemauerte Kanten verstärkt ist. Die Mauern sind ca. 1,5 m stark. Zum heutigen Eingang führen mehrere in den Fels geschlagene Stufen empor. Im ersten Obergeschoß ist ein romanischer Hocheinstieg zu erkennen. Die daneben liegenden drei großen Trichterfenster dürften aus einer späteren Bauperiode stammen. Im zweiten Stock hat sich an drei Wänden je ein Zwillingsfenster mit Sitznische erhalten. Die spätromanischen Steingewände der Fenster und Türen wurde aus dem Weinsberger Granit des Burgfelsens gehauen. Die gotische Kapelle vom Ende des 13. Jahrhunderts ist an die nördliche Ringmauer angebaut. Ihr Kreuzrippengewölbe ist zwar eingestürzt, doch haben sich einige Konsolsteine mit den Rippenansätzen erhalten. Neben ihr liegt das Tor zur Hochburg. In späterer Zeit wurde davor eine hohe Mauer mit einem weiteren Tor errichtet, wodurch ein schmaler Zwinger entstand. Westlich vom Wohnturm befindet sich der hohe fünfeckige Bergfried, von dem bis heute nur mehr drei Seiten dem Zahn der Zeit getrotzt haben. Wie der Wohnturm stammt auch er vom Ende des 13. Jahrhunderts. Mit 10 x 15 m war er aber deutlich größer als dieser. Auch boten seine Mauern mit einer Dicke von 2,3 m mehr Schutz vor Angriffen. Seine keilförmige Spitze ist dem Eingang zugewendet. Der Turm war durch Balkendecken in vier Geschosse unterteilt, die durch eine schmale Treppe im Mauerwerk verbunden waren. An seiner Ostseite befand sich ein rundbogiger Hocheinstieg. Unterhalb der Türschwelle sind Kragsteine zu erkennen. Lediglich die an der Südwand noch zu sehenden hohen Schlitzscharten und einige kleine Rundfenster erhellten das Innere. Vom großen Palas an der Ost- und der Südseite der Hochburg haben sich nur Reste mit einigen Baudetails erhalten. Er stammt aus der Zeit um 1300. Dieser Wohnbau war ungefähr 30 m lang und 10 m breit. Ihm vorgelagert ist eine 13 m hohe und 2,4 m starke Schildmauer, die wohl gleichzeitig mit dem Palas errichtet wurde.
Lage: Oberösterreich/Mühlviertel – ca. 12 km südwestlich von Königswiesen
Besichtigung: jederzeit möglich
Homepage: www.ruttenstein.at
Weitere Literatur:
08.11.2010