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Gstatt (Gstadt)


Anlässlich der Gründung des Stiftes Rein wurde 1138 der Hochfreie Hartwig von Stade erwähnt. Ob er auf dem hier befindlichen gleichnamigen Gut saß, ist ungewiss. Dieses war ursprünglich freies Eigen der Herren von Stade, doch ging es um 1170 zumindest teilweise durch Schenkung an das Stift Admont über. 1335 wird Heinrich der Payr als Verwalter des Gutes Stad bezeichnet, doch dürfte es kurz danach als Lehen an seinen Sohn Weichart gekommen sein. Das Stift bemühte sich aber bald Turm und Gut wieder in seinen Besitz zu bringen, was ihm bis 1383 auch gelang. Gstatt wurde Sitz einer Propstei. Es diente als Verwaltungszentrum der Admonter Besitzungen im Ennstal. Außerdem hatte es die Überfuhr zwischen Öblarn und Gstatt zu sichern und kontrollieren. Gstatt wurde nur mehr kurzfristig lokalen Adeligen zur Verwaltung übergeben. Erst die Aufbringung der Türkensteuer zwang das Stift 1533 Gstatt an den bisherigen Verwalter Andreas von Stainach zu verpfänden. Da die Pfandsumme weiter stieg und das Stift sie nicht bezahlte, blieb der kleine Wehrbau vorläufig weiter bei den Stainachern. Im dritten Viertel des 16. Jahrhunderts kam es zu verschiedenen Um- und Ausbauten, die einerseits die Wehrhaftigkeit verbessern und anderseits den Wohnkomfort erhöhen sollten. 1573 zahlte das Stift die Pfandsumme zurück und setzte in der Folge nur mehr eigene Angestellte als Verwalter ein. In den Jahren 1723 bis 1726 erfolgten neuerlich große Ausbauten, für die der Linzer Architekt Johann Michael Prunner die Pläne lieferte. Durch diese Barockisierung entstand das heutige Schloss. Zur Herrschaft Gstatt gehörten damals etwa 150 zinspflichtige Bauern, die mit erhöhten Robotleistungen zum Ausbau des Schlosses beitrugen. 1811 wurde ein Teil des Waldbesitzes an die Innerberger Hauptgewerkschaft veräußert. Im späten 19. Jahrhundert verkaufte das Stift Admont die Herrschaft Gstatt an die Grafen Bardeau. Eine Tafel an einem Torpfeiler weist darauf hin, dass hier 1884 der Tondichter Hugo Wolf den Sommer verbrachte. 1929 kam es zu einer öffentlichen Versteigerung, bei der die Fürsten Colloredo-Mannsfeld als Bestbieter hervorgingen. Ihr Hauptwohnsitz lag aber bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges weiterhin in Böhmen, wo ihnen die Schlösser Opocno, Dobris und Zbirov gehörten. Nach einem Brand wurde das Schloss Gstatt 1937 in vereinfachter Form wiederhergestellt. Es gehört noch heute der Familie Colloredo-Mansfeld und beherbergt ihre Forst- und Gutsverwaltung. Von hier aus werden ausgedehnte Waldgebiete um Öblarn, Schladming und in den Sölktälern bewirtschaftet. In einem Nebengebäude können Sommerwohnungen gemietet werden. Die steirische Schriftstellerin Paula Grogger hat Gstatt in ihrem Roman „Hochzeit von Gstatt“ zu literarischen Ehren kommen lassen.

Schloss Gstatt liegt auf einer kleinen Anhöhe am linken Ufer der Enns gegenüber von Öblarn. Es ist ein langgestreckter dreigeschossiger Bau, der seine zehnachsige Schauseite dem Ennstal zuwendet. Die Seitenfronten weisen nur jeweils drei Fensterachsen auf. Die Fassaden sind weitgehend schmucklos gehalten. Lediglich in der Mitte des Daches springt an der Vorderfront zwischen den Dachfenstern ein segmentbogiger Ziergiebel vor, in dem sich eine Uhr befindet. Darunter liegt das mit einem geschwungen Bogen versehene Portal aus rotem Marmor, zu dem eine kleine Freitreppe hinauf führt. Über ihm ist rechts und links je ein Wappenstein eingemauert. Es handelt sich dabei um die Wappen des Abtes Johannes Hoffmann von Admont (1597) und des Abtes Anton von Mainersberg (1725). Ein weiteres Wappen ist in der Mitte angebracht. Von der einst reichen Einrichtung haben sich in der Halle des ersten Obergeschosses vier intarsierte Türen aus der Zeit des Umbaues von 1724 erhalten. Eine Stuckdecke im zweiten Stock stammt ebenfalls aus der Zeit um 1725. Damals wurde der bis dahin zweigeschossige Bau um ein Stockwerk erhöht. Gemeinsam mit den Wirtschaftsgebäuden umschließt das Wohnschloss einen kleinen Hof. Der viergeschossige viereckige Turm, der noch gegen Ende des 16. Jahrhunderts an der Südostecke stand, ist ebenso verschwunden, wie der Graben und ein Großteil der einstigen Wehrmauer. Die Zufahrt zum Schloss war seinerzeit durch eine starke Vorburg gesichert.

Lage: Steiermark/Ennstal – ca. 7 km nordöstlich von Gröbming

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


04.11.2010