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Höch


Ob, wie von manchen Historikern vermutet, Schloss Höch mit dem bereits 1091 urkundlich genannten Sitz Hohenvelde identisch ist, kann nicht mit Bestimmtheit gesagt werden. Gesichert sind jedoch die Herren von Höch, die 1209 erstmals urkundlich erwähnt werden. Unter ihnen hatte der kleine Wehrbau die Verbindung zwischen Altenmarkt und Wagrain zu sichern. Die Herren von Höch saßen hier bis 1392. In diesem Jahr wurde Hans Kölderer, ein Gewerke aus Hallein, mit dem Hof belehnt. Seinen Nachkommen gehörte Höch bis 1608. Dann war Paul Kölderer auf Grund seiner schlechten finanziellen Lage gezwungen, den Ansitz an seinen Großneffen Karl Jocher zu verkaufen. Schon zuvor hatte er mehrere Liegenschaften einzeln veräußern müssen. Die Jocher waren als Gewerke im Lungau und in Kärnten tätig, wo sie zu Reichtum und Ansehen gekommen waren. Karl Jocher war auch Pfleger von Baierdorf bei Murau. Er gab dem Schloss Höch seine heutige hufeisenförmige Gestalt. Sein Sohn Adam vollendete 1648 den Renaissancebau und war vor allem für die reiche Innenausstattung verantwortlich. Als Baumeister scheinen lokale Handwerker aus Gmünd und Saalfelden auf. Adam Jocher hatte nur eine Tochter, die ihn beerbte. Sie heiratete 1657 den Freiherrn Johann Rudolf von Plaz zum Thurn, wodurch das Schloss an dessen Nachkommen gelangte. Kaiser Leopold I verlieh 1696 der Familie Plaz die Grafenwürde. Seit 1869 war Höch freies Eigen. Zwischen 1880 und 1893 wurde das Schloss durch Hieronymus Graf Plaz modernisiert. Es blieb bis in das letzte Viertel des 20. Jahrhunderts bei seiner Familie. Erst Johann Anton Graf Plaz verkaufte das bereits stark vernachlässigte Gebäude 1989 an Alois Rohrmoser. Nach dem Konkurs seiner Skifabrik Atomic musste er es 1999 an die Gemeinde Flachau abtreten. Diese ließ das Gebäude zwischen 2002 und 2007 umfassend restaurieren. Seither dient es vorwiegend kulturellen Zwecken.

Das Schloss liegt südlich von Reitdorf auf einer leicht abfallenden Hangterrasse. Es ist eine hufeisenförmige Doppelanlage mit je zwei aufgesetzten Türmchen an den südlichen Ecken der Flügelbauten. Der westliche Teil, der sog. Grafenstock, stammt im Kern vom Anfang des 15. Jahrhunderts, wobei beim Bau ältere Substanz mitverwendet wurde. Die ehemalige Eingangshalle weist ein rundbogiges Tonnengewölbe auf. Ein gotisches Türgewände verbindet sie mit dem südlichen Eckraum, dessen Kreuzgratgewölbe vom Beginn des 15. Jahrhunderts stammt. Im ersten Obergeschoß haben sich spätgotische Täfelungen sowie eine hölzerne Raumtrennung aus der Zeit um 1500 erhalten. Um 1600 wurde der östliche Bauteil angefügt. Speisezimmer, Salon, Schlafzimmer und Grafenstube weisen Wandvertäfelungen, Kassettendecken und Renaissancetüren sowie gut erhaltene Kachelöfen aus der Zeit um 1610/20 auf. Der Verbindungstrakt besteht im ersten Stock aus einer durchgehenden zweischiffigen Halle. Ihr Gratgewölbe ruht auf zwei Mittelsäulen. Den Zugang zu den Seitentrakten bilden reich geschnitzte Portale, die mit 1656 bezeichnet sind. Im Aufsatz zeigen sie die Allianzwappen der Jocher und Grimming. Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts wurden im Westen ein hölzerner Erker und ein neues Stiegenhaus angebaut. Der Erker ist mit 1893 datiert und in der Hohlkelle mit dem Allianzwappen der Plaz/Münch-Bellinghausen geschmückt. Dem Ostteil wurde eine auf Arkaden ruhende Terrasse vorgebaut. Die Schlosskapelle liegt im zweiten Stock des Osttraktes. Sie ist ein rechteckiger Raum unter einem Kreuzgratgewölbe. Ein Butzenscheibenfenster mit je zwei Wappenscheiben des Erzbischofs Johann Jakob von Kuen-Belasi ist mit 1562 bzw. 1564 bezeichnet. Das Altarbild zeigt das Jesuskind im Schoße Mariens. Auch auf ihm ist das Doppelwappen der Jocher-Grimming zu sehen.

Lage: Salzburg/Pongau – ca. 6 km nördlich von Flachau

Besichtigung: außer bei Veranstaltungen meist nur von außen möglich

Homepage: www.schloss-hoech.at


Weitere Literatur:


02.11.2010