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Schloss Hof


Die March war von 1043 bis heute Grenzfluss, der immer wieder von Feinden überschritten wurde. Sie musste daher entsprechend gesichert werden. Neben den großen Burgen, wie Grafenweiden, Angern und Marchegg, gab es auch etliche kleinere Anlagen, die nur lokale Bedeutung hatten. Eine davon war der befestigte hausbergartige Hof im Mündungsgebiet des Flusses, der hier eine Furt zu bewachen hatte. Die „Veste Hoff“ wird 1413 erstmals in einem Kaufbrief erwähnt als sie Chadold von Eckartsau an seinen Vetter Leopold abtrat. In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts setzte sich der berüchtigte Raubritter Ludwenko hier fest und terrorisierte die Umgebung. Er konnte erst 1450 durch eine Strafexpedition unter Graf Ulrich von Cilli vertrieben werden. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts erwarb Eustachius Prankh von Rickersdorf die Herrschaft. Die kleine Burg war jedoch ständig vom Hochwasser bedroht, so dass sie sein Sohn Friedrich gegen Ende des Jahrhunderts aufgab. Er verlegte seinen Wohnsitz auf den höchsten Punkt seiner Besitzungen, den 30 m höher gelegenen Hofer Berg. Dort errichtete er ein zweigeschossiges Kastell, dessen vier Flügel einen Arkadenhof begrenzten. Es war von einem umlaufenden Graben und einem Wall umgeben, hatte aber keinen Turm. An der Nordseite war es zusätzlich durch eine starke zinnengekrönte Mauer gesichert. Nach Friedrichs Tod im Jahre 1627 folgte ein rascher mehrmaliger Besitzwechsel. Seine Tochter Elisabeth war mit Niklas Gienger verheiratet. Nach dem Tod des Johann Jakob Gienger ging Hof an Graf Johann Ehrenreich Concin über. Auf ihn folgten 1656 Jakob Graf Brandis und 1659 Hans Freiherr von Lamberg. 1661 übernahm Adam Maximilian Guiscard Graf von Saint-Julien die Herrschaft. Er war Kämmerer und Oberstfalkenmeister des Kaisers. Ein Kupferstich von Georg Matthäus Vischer aus dem Jahr 1672 zeigt das damalige Aussehen des Schlosses. Noch zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde das Marchfeld von den Kuruzzen heimgesucht, wobei auch die Feste Hof verwüstet wurde. Als mit dem Frieden von Passarowitz 1718 die unmittelbare Türkengefahr endgültig abgewendet war und sich die militärische Situation wesentlich gebessert hatte, benötigte man die Wehrbauten an der March nicht mehr und ihre Besitzer konnten sie in wohnlichere Schlösser umwandeln.

Prinz Eugen von Savoyen hatte es in vier Jahrzehnten nicht nur vom mittellosen Flüchtling zum gefeierten Feldherrn, Chef des Hofkriegsrates und der Geheimen Staatskonferenz sondern auch zu einem der reichsten Männer der Habsburger-Monarchie gebracht. Sein Einkommen betrug jährlich etwa 400.000 Gulden. Im Vergleich dazu erhielt ein einfacher Angestellter etwa 40 Gulden. Mit dem Belvedere und dem Winterpalais in der Himmelpfortgasse besaß er zwei elegante Wohnsitze in Wien. Es fehlte ihm jedoch noch ein repräsentatives „tusculum rurale“, in das er seine Freunde aus dem Hochadel einladen und private Feste feiern konnte. Erst als ihm Kaiser Karl VI 1725 mit der Herrschaft Obersiebenbrunn für den Verzicht auf die Statthalterschaft in den Österreichischen Niederlanden entschädigte und er die benachbarten Ländereien aufkaufte, kam er in den Besitz eines großen Jagdgebietes in nicht allzu weiter Entfernung von der Residenzstadt Wien. Leider fand er dort zu wenig jagdbares Wild vor. Noch 1725 erwarb der bereits 62jährige Feldherr von Graf Johann Albrecht von Saint-Julien dessen Herrschaft Hof mit ihren wildreichen Augebieten. Der Prinz beauftragte den Architekten Johann Lucas von Hildebrandt, der auch seine Wiener Palais entworfen hatte, mit dem Umbau des kleinen Schlösschens in ein standesgemäßes Lustschloss. Es sollte seiner Stellung am Wiener Hof gerecht werden. Hildebrandt baute an die Westfront des alten Kastells zwei Seitenflügeln an und versah sie mit Eckpavillons, die mit Mansardendächern gedeckt waren. Die Bauausführung wurde dem Baumeister Johann Georg Windpässinger aus dem damals ungarischen Breitenbrunn übertragen. Thomas Hiskhi wurde als Steinmetzmeister und Friedrich Kogler als Zimmermeister beschäftigt. Im Frühjahr 1730 waren an der Baustelle fast 800 Mann tätig. Dies hatte aber auch soziale Gründe, da der Prinz den Schlossbau nicht zuletzt als Arbeitsbeschaffungsprogramm für die nach dem Frieden von Passarowitz aus dem Heer entlassenen Soldaten und die in den Kriegen verarmte Landbevölkerung betrachtete. Für die Innendekoration war Claude Le Fort du Plessy verantwortlich. Rund 200 Gemälde schmückten die Räume. Es entstand in nur sechs Jahren ein barockes Gesamtkunstwerk, das aus Schloss, Park und Meierhof bestand. Der Feldherr konnte sich nach Beendigung der Bauarbeiten nur vier Jahre am Besitz seines neuen Schlosses erfreuen. Als er 1736 starb, hinterließ er ein riesiges Erbe.

Alleinerbin war seine 52 jährige Nichte Anna Victoria Prinzessin von Savoyen-Soissons, die 1738 den um 18 Jahre jüngeren Prinzen Joseph Friedrich von Sachsen-Hildburghausen heiratete und ihm Schloss Hof gemeinsam mit Schloss Niederweiden und 300.000 Gulden als Morgengabe überließ. Das Paar lebte auf großem Fuß und verschleuderte innerhalb kurzer Zeit die meisten Kunstschätze, die auf die verschiedenen Schlösser und Palais aufgeteilt waren. Sie wurden in ganz Europa verstreut. So wurden die großflächigen Schlachtenbilder des Jan van Huchtenburg, die in den Repräsentationsräumen des Schlosses hingen, bereits 1737 an den Herzog von Savoyen nach Turin verkauft. Lediglich die Bibliothek von 15.000 Büchern und 250 Handschriften konnte als Ganzes gerettet werden, da sie Kaiser Karl VI für die Wiener Hofbibliothek erwarb. Der Prinz ließ am Westende der Südterrasse ein Theater errichten. Nach der Scheidung des Paares konnte sich der Prinz die Erhaltungskosten von Schloss Hof nicht mehr leisten und suchte einen finanzkräftigen Käufer. Diesen fand er schließlich in der Kaiserin Maria Theresia. Um sie zu überzeugen veranstaltete er 1754 das aufwändigste Fest, das je in Österreich gefeiert wurde. Das drei Tage dauernde Spektakel kostete 60.000 Gulden. Die besten Sänger der Wiener Oper wurden engagiert. 200 Bauern aus der Umgebung mussten einen Chor bilden. Auf dem großen Wasserreservoir in Groißenbrunn wurde eine Seeschlacht simuliert und ein Wasserballett aufgeführt. Lediglich die geplante riesige Treibjagd wurde auf Wunsch der Kaiserin abgebrochen. Die zahlreichen Auhirsche, die man den Gästen vor die Flinten treiben wollte, mussten freigelassen werden. Höhepunkt war ein riesiges Feuerwerk, bei dem die Namen des Kaiserpaares in den Himmel geschrieben wurden. Maria Theresia war beeindruckt. Sie kaufte die Herrschaft 1755 um 400.000 Gulden und schenkte sie ihrem Gatten Franz Stephan. Diesen würde man heute als Manager bezeichnen. Mangels politischen Entfaltungsmöglichkeiten kümmerte er sich in erster Linie um wirtschaftliche Angelegenheiten, in denen er meist sehr erfolgreich war. Im Gegensatz zu Prinz Eugen, der in Schloss Hof nur die Freuden des Landlebens genießen wollte und für den die Kosten der Erhaltung keine Rolle spielten, sah Franz Stephan die Herrschaft durchaus auch aus dem wirtschaftlichen Blickwinkel. Er ließ im Meierhof eine Musterlandwirtschaft einrichten und konnte mit neuen Zucht- und Anbaumethoden die Erträge stark steigern. Man begann mit der Seidenraupenzucht und verzehnfachte die Erträge aus dem Weinbau. In den folgenden zehn Jahren diente Schloss Hof einerseits als privates Refugium der kaiserlichen Familie, anderseits aber auch als gesellschaftliches Zentrum. Berühmt waren vor allem die großen Jagden, an denen mehrere Hundert Gäste teilnahmen. Zweieinhalb Jahrzehnte nach dem Tod Prinz Eugens schuf Bernardo Bellotto, der als Canaletto besser bekannt ist, drei Gemälde, die Schloss und Gärten in ihrer Glanzzeit zeigen. Sie befinden sich heute im Wiener Kunsthistorischen Museum und leisteten bei der Restaurierung der Gesamtanlage gute Dienste.

Mit dem Tod Franz Stephans im Jahr 1765 war es aber mit den rauschenden Festen vorbei. Lediglich zur Hochzeit ihrer Lieblingstochter Maria Christina ließ die Kaiserin die Hoftrauer kurzzeitig unterbrechen und ein mehrtägiges Fest feiern. Während der Zeit, als Herzog Albert als Statthalter in Pressburg residierte, bevorzugte er und seine Gemahlin das Schloss als Wohnsitz. Um ihm die Verbindung zu erleichtern, wurde 1771 nach Plänen des Hofarchitekten Isidore Canevale östlich des Schlosses die erste steinerne Brücke über die March errichtet. Damals wurden auch sämtliche Möbel neu angefertigt. Sie sind in Weiß-Gold gehalten. Schloss Hof war Privateigentum der Habsburger. Es wurde in einen Fonds zur Versorgung der Familienmitglieder eingebracht. Dadurch sollte der Staat von den Unterhaltszahlungen an die zahlreichen Erzherzöge entlastet werden. Um mehr Platz für den umfangreichen Hofstaat seiner Mutter zu schaffen, die Schloss Hof zu ihrem Witwensitz machen wollte, ließ Josef II zwischen 1770 und 1775 das Schloss aufstocken, wodurch dieses seine eleganten Proportionen einbüßte. Mit den Arbeiten wurde der Hofarchitekt Franz Anton Hillebrand betraut, der dem Gebäude sein heutiges Aussehen gab. Durch die Neufassadierung und die Veränderung der Giebel hatte sich das luftige barocke Sommerschloss in einen klassizistischen Repräsentationsbau verwandelt. Vor allem die Gartenseite wurde deutlich verändert, da man hier über den drei mittleren Achsen einen Balkon vorbaute, der auf vier freistehenden Säulenpaaren ruht. Bei dieser Gelegenheit ersetzte man auch den darüber befindlichen Dreiecksgiebel durch eine große Inschrifttafel. An der Hofseite wurde der bisher zweiachsige Mittelrisalit auf vier Achsen verbreitert und die Fassaden durch Lisenen gegliedert. 1770 legte der Schönbrunner Hofgärtner Louis Flechier die noch heute bestehende Allee zwischen Schloss Hof und Niederweiden an. Im Inneren wurden die Hauptstiege und der Festsaal neu gestaltet. Hillebrand war auch für die weitgehende Neuausstattung der Wohn- und Repräsentationsräume zuständig. Das Witwenappartement der Kaiserin war vorwiegend in grau und etwas schwarz dekoriert. Als Maria Theresia verstarb, verloren ihre Nachfolger jedes Interesse an Schloss Hof. Es war für Maximilian Franz, den jüngsten Sohn der Kaiserin, vorgesehen. Dieser wurde jedoch nicht wie vorgesehen Statthalter von Ungarn sondern trat auf Grund eines körperlichen Gebrechens in den geistlichen Stand ein und wurde Kurfürst von Köln und Fürstbischof von Münster sowie Großmeister des Deutschen Ordens.

Kaiser Joseph II richtete sich eine kleine Wohnung im Nordflügel ein, bewohnte sie aber kaum. Hof diente nur mehr als Absteige, wenn im benachbarten Preßburg der ungarische Landtag zusammentrat. Mit den von Josef II verfügten drastischen Sparprogrammen begann eine lange Periode der Vernachlässigung, die bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts anhielt. Die Gärten wurden nicht mehr gepflegt und auch um das Schloss kümmerte man sich wenig. Es wurde nur mehr wirtschaftlich genutzt. Der Kaiser ließ in den ausgedehnten Stallungen eine Militärpferdezuchtanstalt einrichten. 1830 wurden alle kaiserlichen Marchfeldschlösser der Herrschaft Orth unterstellt. Das von Hildebrandt errichtete Schlosstheater, in dem noch unter Kaiserin Maria Theresia prunkvolle Opern und Theaterstücke aufgeführt worden waren, wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Schießstätte verwendet und 1860 schließlich abgerissen. 1809 war ein französisches Dragonerregiment auf dem Schlossareal einquartiert. Nach 1866 diente Schloss Hof als Choleralazarett. 1898 verpachtete Kaiser Franz Joseph die Anlage der Armee, die hier das k. u. k. Militär- Reit- und Fahrlehr-Institut einrichtete. Das gesamte Mobiliar und alle Kunstgegenstände waren zuvor in 200 Wagen in das kaiserliche Hofmobiliendepot nach Wien gebracht und dann auf verschiedene andere kaiserliche Schlösser aufgeteilt worden. Aber auch der Park war seiner Gittertore und Skulpturen beraubt worden. Der Meierhof blieb weiterhin ein privater Wirtschaftsbetrieb des Kaiserhauses. In der Ersten Republik wurden mit den Möbeln und Gemälden zahlreiche Regierungsgebäude und Botschaften ausgestattet. Das Schloss wurde zuerst dem Kriegsgeschädigtenfonds zugewiesen und dann vom österreichischen Bundesheer bzw. ab 1938 von der deutschen Wehrmacht genutzt. Reichsjägermeister Hermann Göring plante die Wiederherstellung der bereits stark vernachlässigten Anlage. Die 1939 einsetzenden Instandsetzungsarbeiten wurden aber bald durch den Beginn des Zweiten Weltkrieges beendet. 1945 zog die russische Armee ein und verblieb hier bis 1955. Geldmangel und das Fehlen eines Verwendungszweckes verhinderte in den nächsten Jahrzehnten eine dringend notwendige Restaurierung der schwer devastierten und ausgeplünderten Anlage. Haupttreppe und Festsaal-Decke waren teilweise bereits eingestürzt. Substanzerhaltende Maßnahmen mussten sich auf das Notwendigste beschränken. Immerhin konnten 1986 und 1987 zwei große Ausstellungen im Schloss abgehalten werden. Danach wurden die notwendigsten Renovierungsmaßnahmen fortgesetzt. Aber erst 2002 wurde eine neu gegründete Gesellschaft mit einer großangelegten Revitalisierung betraut, die bis heute zwar noch nicht endgültig abgeschlossen ist, aber bereits 2005 sehr weit gediehen war. Nach der baulichen und gärtnerischen Wiederherstellung bemüht man sich auf Grund alter Inventarlisten, die in alle Welt zerstreute Einrichtung aufzuspüren und wieder in das Schloss zurückzubringen.

Schloss Hof, seine Nebengebäude und sein Park nehmen eine Fläche von fast 50 Hektar ein. Damit ist es die größte Schlossanlage Österreichs und ein barockes Gesamtkunstwerk ersten Ranges. An seinen einstigen Wehrcharakter weisen heute nur mehr die hohen Basteimauern an der Gartenseite hin. Das Gelände, auf dem sich Schloss und Park befinden, ist in sieben Terrassen gegliedert, die sich in West-Ost-Richtung zur March hin absenken. Auf der obersten bilden lang gestreckte Stallungen und Remisen einen Vorhof. Von ihm aus führen zwei, von Figurengruppen und Löwen flankierte Rampen zur Schlossterrasse. Sie umschließen halbkreisförmig den prächtigen Neptunbrunnen, dessen Fontäne fast 12 Meter in die Höhe stieg. Der Altbau des Schlosses und die beiden von Hildebrandt errichteten Seitenflügeln begrenzen einen repräsentativen Ehrenhof. Der dahinter liegende Innenhof war mit zweigeschossigen Arkaden versehen, von denen aber jene im ersten Stock bereits unter Hildebrandt zugemauert wurden. Im Arkadengang ist ein Wappenstein des Friedrich von Prankh eingemauert. Die langen Außenfassaden sind relativ einfach gehalten. Oberhalb des gequaderten Erdgeschosses werden sie vertikal durch Lisenen gegliedert. Am flachen Mittelrisalit finden sich einige Riesenpilaster. Der Uhrengiebel war bereits am Bau Hildebrandts vorhanden. Nach der Aufstockung wurde er in etwas veränderter Form neu angebracht. Lediglich die Gartenfassade ist reicher ausgestattet. Hier wurden 1775 dem Bau acht Kolossalpilaster vorgesetzt. Sie tragen einen großen Balkon. Unterhalb der Fensterverdachungen erinnern Reliefs mit Kriegstrophäen an die Siege des Feldherrn. An der Attika ist eine Inschrifttafel aufgesetzt, die in lateinischer Sprache uns mitteilt: „Prinz Eugen von Savoyen hat es erbaut, Kaiser Franz hat es erwählt, um die Seele von der Last des Herrschens zu erleichtern...“.

Ein schönes Schmiedeeisentor mit dem Wappen Prinz Eugens führt vom Vestibül zum einfachen Stiegenhaus. Im Erdgeschoß waren die Zimmer der Bediensteten sowie Küche und Lagerräume untergebracht. Bei den Gästen des Prinzen besonders geschätzt war die Zuckerbäckerei, in der feiner Konfekt und kandierte Früchte hergestellt wurden. Im ersten Stock des Nordflügels lagen Eugens Privaträume. Sie waren ursprünglich in den Farben Braun und Gold gehalten und sind sparsam möbliert. Dies entspricht aber der damaligen Zeit, als das Schloss nur für bestimmte Anlässe mit entsprechendem Mobiliar versehen wurde. Für die Ausstattung der Privatgemächer hatte Prinz Eugen türkische Seidenstoffe und persischen Chintz aus seiner Kriegsbeute bereitgestellt, um damit sowohl die Wände, als auch die Sitzmöbel zu beziehen. Den Deckenstuck schufen Santino Bussi und Alberto Camesina. Über das Treppenhaus gelangte man zuerst in das „Caffee Zimmer“. An dessen Wänden hingen 53 Tiergemälde des Wiener Malers Ignaz Heinitz. Der anschließende Speisesaal wurde damals als „Taffel Stube“ bezeichnet. Er war mit italienischen Landschaftsdarstellungen geschmückt. Nun folgten die „Ante Camer“ (Vorzimmer) und das Audienzzimmer. Schließlich gelangte man in das Schlafzimmer des Prinzen. Dieser nordöstliche Eckraum war mit blauem Damast tapeziert und beherbergte ein großes Himmelbett, das mit gelbem Stoff bespannt war. 1775 wurden diese Räume stark verändert. Sie waren als Wohnung für Kaiser Joseph II vorgesehen. Seit damals herrscht Weiß-Gold vor. In erster Linie dienen diese bereits vor fünfundzwanzig Jahren restaurierten Räume wechselnden Ausstellungen. Bemerkenswert sind die schönen Parkettböden. Die weißen Stuckdecken stammen von Alberto Camesina und Santino Bussi. Die repräsentativen Marmorkamine wurden aus Italien und der Großteil des Mobiliars aus den Niederlanden importiert. Sowohl die Stuckornamente als auch die Verzierungen der Kamine beziehen sich auf den kriegerischen Beruf des Prinzen. Glasluster und Spiegel kamen aus Venedig. Interessant ist, dass sich weder in Schloss Hof noch im Belvedere oder im Wiener Winterpalais französische Ausstattungsstücke aus der Zeit Eugens finden, obwohl die französische Wohnkultur damals in Europa führend war. Möglicherweise kommen dadurch Ressentiments des Prinzen gegenüber seinem ehemaligen Heimatland zum Ausdruck. Besonders schön stuckiert ist das ehemalige Billardzimmer. Szenen der Reiher- und Falkenjagd an der Decke weisen auf die Bestimmung des Gebäudes als Jagdschloss hin. Der Raum war ursprünglich zum Garten hin durch Tore geöffnet, doch wurden diese später geschlossen.

An der gegenüberliegenden Südostecke befindet sich als Gegenstück zum Schlafzimmer die Schlosskapelle. In ihr fand 1738 die Hochzeit der Nichte Prinz Eugens, Anna Victoria Prinzessin von Savoyen mit dem Prinzen Joseph Friedrich von Sachsen-Hildburghausen statt. 1766 heirateten hier die Tochter Maria Theresias, Maria Christina und Herzog Albert von Sachsen. An diese Hochzeit erinnert eine von Balthasar Moll aus schwarzem Marmor geschaffene Inschrift-Tafel an der rechten Innenwand. Die quadratische Kapelle in der Südostecke des Schlosses wurde bereits zur Zeit des Grafen Johann Albrecht von Saint Julien-Wallsee geweiht, aber unter Prinz Eugen neu ausgestattet. Sie ist der einzige Raum des Schlosses, der die letzten 270 Jahre unbeschadet überstanden hat. Das Kuppelfresko stammt von Carlo Innocenzo Carlone. Es stellt die Heilige Dreifaltigkeit dar und ist das einzige Deckenfresko im ganzen Schloss. Das Altarbild der Kreuzabnahme Christi malte Francesco Solimena. Es wurde 1752 für die kaiserlichen Sammlungen angekauft und durch eine Kopie ersetzt. Das Original befindet sich heute im Wiener Kunsthistorischen Museum. Santino Bussi und Alberto Camesino schufen die beiden Engel seitlich des rotmarmornen Wandaltars sowie die Medaillons mit den allegorischen Darstellungen der sieben Haupttugenden. Üblicherweise ist der für ein Lustschloss unentbehrliche Festsaal der Gartenterrasse zugewandt. Dies wäre aber nur schwer möglich gewesen, da man beim Umbau des alten Kastells auf die architektonischen Gegebenheiten Rücksicht nahm. Er liegt daher nicht im Osttrakt sondern im Südflügel und ist gegen den Fasangarten gerichtet. Er ist zweigeschossig und fünfachsig. 1775 wurde er im Stil des französischen Klassizismus neu gestaltet. Aus der Zeit Prinz Eugens ist nur die barocke Decke erhalten. Die Stuckdekoration im Deckenspiegel stellt die Verherrlichung der Jagdgöttin Diana dar und bezieht sich damit auf die Verwendung des Schlosses unter Prinz Eugen. Manche Kunstgeschichtler sehen aber in der dargestellten Dame die Göttin der Morgenröte Eos, die der Welt das Licht bringt. Die Wände wurden von Karl Martin Keller 1775 neu stuckiert. Den strengen Moralauffassungen der damaligen Zeit entsprechend, mussten die bisher nackten Putti mit Lendentüchern bekleidet werden.

An den Festsaal schloss eine Flucht von Repräsentationsräumen, Paradezimmer genannt, an. Sie wurden 1773/75 als Appartement der Kaiserin komplett neu ausgestattet. Es besteht aus vier Zimmern und drei Nebenräumen. Zuvor war hier die Bildergalerie des Prinzen untergebracht. Der erste Raum wurde auch Schlachtenbildersaal genannt. Jan van Huchtenburgh hatte ihn mit zehn Gemälden geschmückt, die siegreiche Schlachten des Prinzen zeigten. Vier weitere Gemälde von Jacques Ignace Parrocell und Jean Pierre Bredael waren dem gleichen Thema gewidmet. Da Prinzessin Anna Victoria die Schlachtenbilder Huchtenburgs bereits verkauft hatte, ließ Kaiserin Maria Theresia in die leeren Wandvertäfelungen neue Ölgemälde einsetzen. Sie stellen Szenen aus den österreichischen Erbfolgekriegen dar, die Franz Stephan von Lothringen als Oberbefehlshaber der Reichsarmee zeigen. Diese Gemälde gelangten später in das Heeresgeschichtliche Museum in Wien und wurden vor einigen Jahren wieder hier angebracht. Das Paradeschlafzimmer war der letzte Raum in dieser Zimmerflucht. In diesem mit grauem Seidentaft tapezierten Raum steht das rekonstruierte Himmelbett Maria Theresias, das wahrscheinlich durch Umarbeitung eines aus der Zeit Prinz Eugens stammenden Gästebetts entstanden ist. Das eigentliche Prunkbett Eugens, ein großes Himmelbett mit eingestickten chinesischen Figuren ist nicht mehr erhalten. Das Erdgeschoß war fast ausschließlich für Wirtschaftsräume und Personalwohnungen vorgesehen. Lediglich die Sala terrena im Osttrakt und das Billardzimmer im Südflügel dienten der Repräsentation. Ein besonders schöner Raum war die Sala terrena, die die Verbindung zwischen den Innenräumen und dem Garten herstellte. Im Sommer diente sie auch als Speisesaal. Sie war ganz in Weiß und Gold gehalten. Die Stuckdecke zeigte Putti bei der Falkenjagd und der Reiherbeize. Unglücklicherweise wurde die Sala terrena zur Zeit der Kavallerieschule als Turnsaal benützt, wobei die störenden Stuckdekorationen größtenteils abgeschlagen wurden. Bereits 1986 konnten diese aber wieder in ihrer alten Pracht rekonstruiert werden.

Ein wesentlicher Teil des Gesamtkunstwerkes Schloss Hof ist die prächtige Gartenanlage, die sich östlich des Schlosses erstreckt. Nach ihrer bereits weitgehend erfolgten Rekonstruierung beeindruckt sie wesentlich mehr, als das nach außen relativ anspruchslose Schloss. Garten und Park wurden von Hildebrandt gemeinsam mit dem Gartenarchitekten Anton Zinner geschaffen. Der eigentliche Entwurf dürfte aber auf den Garteningenieur Dominique Girard zurückgehen, der auch die Parkanlagen des Belvedere und des Schlosses Obersiebenbrunn entworfen hatte. Girard war seit 1715 Gartenbauinspektor am Hofe Max Emanuels von Bayern, für den er die Gärten von Nymphenburg und Schleißheim geplant hatte. Zuerst musste aber der bisher mit Weinstöcken bepflanzte Ost-Abhang des Schlosshügels terrassiert werden, wofür bis zu 600 Arbeiter einige Monate lang beschäftigt waren. Danach konnten die prachtvollen Blumenbeete, Hecken und Alleen angelegt sowie die Kaskaden, Treppen und Brunnen errichtet werden. Während für die schlossnahen Bereichen prächtige Blumenbeete vorgesehen waren, die wie Teppiche wirkten, pflanzte man auf den drei unteren Terrassen kleine Wäldchen mit romantischen Laubengängen, die zu versteckten Pavillons und anderen Parkbauten führten. Wegen seines gepflegten Gartens mit den zahlreichen Bassins, Kaskaden und Zierbrunnen wurde das seinerzeit nahe der ungarischen (heute slowakischen) Grenze errichtete Schloss auch als „Ungarisches Sanssouci“ bezeichnet. 1955 war von dieser Pracht nichts mehr zu sehen, da die Skulpturen und Brunnenbauten völlig zerfallen und die gärtnerischen Anlagen längst von der Natur überwuchert waren. Derzeit ist man dabei, auf Grund historischer Pläne und den Gemälden Canalettos, das einstige barocke Erscheinungsbild wieder herzustellen. Auch die bis zu zweieinhalb Meter hohen Skulpturen und Steinvasen, die 1898 abtransportiert wurden, werden restauriert und wieder aufgestellt.

Das ikonographische Programm der Parkplastiken bezog sich auf Prinz Eugen als Kriegsheld und Staatsmann. Prächtig restauriert sind bereits die schmiedeeisernen Gartentore und Gitter, die ein wichtiges Element des Barockgartens darstellen. Sie wurden von Georg Oegg und Johann Christian Kremer geschaffen und zählen zu den bedeutendsten Schmiedeeisenarbeiten des österreichischen Barock. Besonders schön ist das mächtige schmiedeeiserne Marchtor, das die Gartenanlage nach Osten hin abschließt. Es wendet seine monumentalen Trophäenskulpturen nicht dem Besucher sondern dem noch weit entfernten Schloss zu. 1884 wurden zwei Gartentore auf der Weltausstellung in Antwerpen als Beispiel für die Kunstfertigkeit österreichischer Handwerker ausgestellt. Eine technische und finanzielle Herausforderung ist die Wiederherstellung der monumentalen Brunnenanlagen mit ihren Fontänen und Kaskaden. Ihre Wasserversorgung war schon zur Bauzeit des Schlosses ein großes Problem. 1763 wurde mit hohen Kosten eine „machine hydraulique“ konstruiert, die den zu geringen Wasserdruck verbesserte. Das Wasser wurde aus einem künstlich angelegten Teich bei Groissenbrunn mittels unterirdischen Holzröhren nach Schloss Hof geleitet. Dieses System ist ebenso zerstört wie die monumentalen Brunnenfiguren. Wie weit letztere rekonstruiert werden können, ist noch nicht abzusehen. Ein Skizzenbuch von Johann Wolfgang von Auwera, der um 1730 die Figurengruppen des Parks zeichnete, könnte hier gute Dienste leisten. Gut erhalten ist jedoch die Brunnengrotte der obersten Gartenterrasse, die in Nischen die Flussgötter der Donau und der March zeigt. Zu ihr führt eine zweiläufige geschwungene Steintreppe mit schönem Schmiedeeisen-Geländer. Auch die Najaden-Fontäne auf der obersten Gartenterrasse ist bereits wieder in Betrieb.

Wenig bekannt, da erst seit einigen Jahren für Besucher zugänglich, ist der große Wirtschaftskomplex nördlich des Schlosses. Er spielt im Rahmen der Revitalisierung von Schloss Hof eine wichtige Rolle. Hier kommen vor allem naturnahe Besucher und Kinder auf ihre Kosten. Mit einer Fläche von sechs Hektar ist er einer der größten barocken Gutshöfe Europas. Während Prinz Eugen aus seinem von Hildebrandt geplanten Meierhof keine großen Erträgnisse erzielen wollte und vor allem am Dekorativen interessiert war, verstand es der geschäftstüchtige Franz Stephan sehr wohl, finanziellen Nutzen aus dem Gutsbetrieb zu ziehen. Unter ihm wurde im großen Stil Obst und Gemüse angebaut und Weinbau betrieben. Hinter dem großen Spiegelbecken, das im späten 19. Jahrhundert als Rossschwemme diente, erstrecken sich zahlreiche Gebäude, die heute wieder belebt sind. In den Stallungen stehen zahlreiche Pferde der verschiedensten Rassen. Man versucht in Schloss Hof altösterreichische Haustierarten zu halten, die anderswo kaum überlebt haben. Dazu zählen Nonius-Pferde, Mangalizaschweine, Walachenschafe, weiße Esel und Sulmtaler Hühner. Einige exotische Tiere wie Kamele und Wisente erinnern an die Menagerie Prinz Eugens. Dieser interessierte sich auch für Botanik und ließ von seinen Gärtnern zahlreiche fremde Pflanzen in den Glashäusern von Schloß Hof nachzüchten. Leider verfielen die Pflanzhäuser in den zweihundertfünfzig Jahren nach dem Tod des Prinzen. Die Glashäuser werden derzeit restauriert und werden bald wieder ihrem ursprünglichen Zweck dienen. Auch die ehemaligen Werkstätten des Gutshofes wurden wiederhergestellt. Hier kann man Handwerkern wie Korbflechter, Drechsler oder Töpfer bei der Arbeit zusehen. Südlich des Schlosses liegt der Schafflerhof, die ehemalige Schäferei. Auch dieser eingeschossige vierflügelige Gebäudekomplex wurde von Johann Lukas von Hildebrandt geplant.

Lage: Niederösterreich/Marchfeld – ca. 14 km nördlich von Hainburg

Besichtigung: von Mitte April bis 1. November täglich von 10.00 bis 18.00

Homepage: www.schlosshof.at


Weitere Literatur:


28.10.2010