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Klagenfurt - Burg


Die sog. Burg im Stadtzentrum hat nichts mit der 1268 erstmals erwähnten, ehemaligen Stadtburg von Klagenfurt zu tun. Als sie 1586 errichtet wurde, war die Zeit des Burgenbaues längst vorbei. Bauherren waren die protestantischen Landstände, denen die durch einen schweren Brand verwüstete Stadt 1518 von Kaiser Maximilian I geschenkt worden war. Der leitende Architekt war Johann Anton Verda, der auch an der Errichtung des Landhauses maßgeblich beteiligt war. Das Gebäude war für die Unterbringung des „Collegium sapientiae et pietatis“ bestimmt. Dies war eine protestantische Schule für junge Adelige, die sogar eine eigene Sternwarte besaß und einen ausgezeichneten Ruf hatte. Als mit der Gegenreformation die Macht der protestantischen Stände gebrochen war und viele Kärntner Adelige aus Glaubensgründen ihr Land verlassen mussten, wurde die Schule 1604 geschlossen. Das Gebäude diente bis 1747 als Residenz des jeweiligen Burggrafen. Unter dem Reichsgrafen Wolfgang Sigismund von Orsini-Rosenberg, der dieses Amt sechs Jahre lang ausübte, wurde 1733/34 eine Kapelle angebaut, wodurch der Bau entsprechend verlängert wurde. Vierzig Jahre später wurde er um ein Geschoß aufgestockt. Damals wurden auch die Fassaden erneuert und vereinheitlicht. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war die Burg von französischen Soldaten besetzt. Nach deren Abzug fanden hier Ballveranstaltungen aber auch Gerichtsverhandlungen statt. Gemeinsam mit dem Südportal wurde 1854 im Hof ein Treppenhausturm errichtet. 1919/20 hatte hier die Interalliierte Volksabstimmungskommission ihren Sitz. Seit 1927 sind Ämter der Kärntner Landesregierung in dem weitläufigen Gebäude untergebracht. 1933 richtete man im ersten Obergeschoß die Kärntner Landesgalerie ein, die seit einigen Jahren „Museum Moderne Kunst Kärnten“ genannt wird. Im Zweiten Weltkrieg hatte in der Burg die Gestapoleitstelle Klagenfurt ihre Büro- und Verhörräume. Nach 1945 wurden die Bombenschäden des Krieges bald beseitigt. Das 1938 aufgelöste Museum wurde 1965 wieder eröffnet.

Die dreigeschossige Anlage nimmt einen ganzen Straßenblock ein, der von Burggasse, Paradeisergasse, Bahnhofstraße und Domgasse begrenzt wird. Die Schauseite ist der Burggasse zugewendet. Sie weist 17 Fensterachsen auf, die durch Pilaster von einander getrennt sind. Die Fensteröffnungen sind im ersten Stock rechteckig und im obersten Geschoß quadratisch. Die rundbogigen Geschäftsportale durchbrechen erst seit der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg das genutete Erdgeschoß. Die Fenster der Beletage tragen abwechselnd dreieckige und segmentbogige Verdachungen. Die Fassade zur Paradeisergasse ist etwas einfacher gehalten. An der Burggassenfront führen zwei korbbogige Tore in das Gebäude. Sie sind von Pilastern gerahmt, auf denen große Voluten sitzen. Das westliche Portal dient als Eingang zur Burgkapelle sowie als Aufgang zum Kunstmuseum. Durch das östliche gelangt man in den riesigen Innenhof. Es ist mit dem vergoldeten kaiserlichen Doppeladler geschmückt, der eine Krone trägt. Dem Hof sind an allen Seiten teils zwei- und teils dreigeschossige Arkaden vorgesetzt, die zum Teil verglast sind. An der Südfront werden die Arkaden durch den Treppenhausturm unterbrochen. Einige Innenräume im ersten Stock zeigen Stuckdecken von Gabriel Wittini aus dem Jahr 1682. Die Decke eines gewölbten Raumes im Nordtrakt weist figuralen Stuck in Form von geflügelten Engels-, Menschen und Löwenköpfen auf. Die mit Blütenranken verzierten Stuckdecken im Osttrakt stammen aus der Zeit der Neufassadierung um 1780. Die Burgkapelle liegt im Erdgeschoß der Westseite des Nordtraktes. Sie ist dem sagenhaften Heiligen Domitian geweiht. Das zu ihr führende Portal trägt das ebenfalls vergoldete, vom Herzogshut gekrönte Kärntner Wappen. Der tonnengewölbte Sakralraum ist zweigeschossig. Er wird durch gemalte Pilaster gegliedert. Das große Fresko an der Altarwand stellt den „Triumph des hl. Domitian“ dar. Es ist ein Werk von Josef Ferdinand Fromiller. Nord- und Südwand sind mit Fresken Kärntner und sonstiger Heiligen geschmückt. An der Ostwand erkennt man 19 Wappen der Kärntner Burggrafen.

Lage: Kärnten

Ort/Adresse: 9020 Klagenfurt, Burggasse 8

Besichtigung: teilweise möglich


Weitere Literatur:


14.10.2010