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Finstergrün


Im 12. Jahrhundert sicherten gleich zwei Burgen die Enge des Murtales bei Ramingstein. 1139 wird Wilhelm von Ramnstein in einer Urkunde genannt. Er und seine Nachkommen saßen auf dem „Hous ze Ramungestein“, wie Finstergrün damals genannt wurde. Der Name Finstergrün taucht erst im 17. Jh. auf. Das etwas unterhalb davon gelegene Schlösschen Wintergrün ist seit 1188 bezeugt. Als Folge des Krieges zwischen dem Salzburger Erzbischof Konrad IV von Fohnsdorf gegen Herzog Albrecht I von Österreich, 1286, scheint die Burg Ramingstein in den Besitz von Rudolf von Vansdorf (Fohnsdorf) gekommen zu sein. Er war Vizedom von Friesach und ein Bruder des Erzbischofs. Gemeinsam zählten sie zu den treibenden Kräften des steirischen Adelsaufstandes gegen Herzog Albrecht. Als dem Vansdorfer um 1300 das Friesacher Vizedomamt entzogen wurde, musste er auch seine Lungauer Burg aufgeben. Der Salzburger Erzbischof löste sie ihm aber gegen eine Entschädigung ab. 1327 war Finstergrün an die Brüder Ulrich und Heinrich von Weißpriach verpfändet. Danach wurde sie von Pflegern verwaltet, die aber kaum das Nötigste zu ihrem Unterhalt taten. Zwischen 1429 und 1557 übten Mitglieder der Familie der Mooshamer das Pflegeamt aus. 1483 und 1490 war sie von den Ungarn besetzt. Erzbischof Michael von Kuenburg setzte 1558 seinen Verwandten Christoph von Kuenburg als Pfleger ein. Die Verpflichtung zum Erhalt der Burg und der Brücke wurde ihm und seinen Nachkommen durch ein jährliches Deputat an Getreide und Käse abgegolten. Dennoch war sie zeitweise Aufenthaltsort „loser Leuthe“, d. h. herumstreunender Vagabunden. Der Turm diente als Getreidekasten. Da die dringend erforderliche Restaurierung dem Erzbischof zu teuer erschien, kam es 1775 zur Versteigerung. Einziger Bieter war der Bergknappe Josef Ruef, der bereits zuvor in der Burg gewohnt hatte. Er erhielt den Zuschlag. Seine Nachkommen hausten noch bis 1899 auf Finstergrün, das 1841 durch einen verheerenden Waldbrand, der 40 Wohnhäuser, 14 Bauerngehöfte und 700 ha Wald vernichtete, endgültig zur Ruine geworden war.

1899 kaufte der ungarische Graf Sandor Szapary, der unweit von Finstergrün einen Bergwerksbetrieb unterhielt, die Reste der ausgebrannten Burg. Er plante zuerst nur die Sanierung des Turmes und eines Teiles des Palas, beauftragte aber dann den Wiener Architekten Ludwig Simon, der auch Bauleiter am Wiener Stephansdom war, mit dem Neubau einer pseudoromanischen Burg. Bis 1905 entstand ein Bau, der sich erstaunlich harmonisch in die umgebende Landschaft einfügt. Nach dem Tod des Grafen im Jahr 1904 setzte seine Witwe, Margit, die Arbeiten fort. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs verhinderte die Komplettierung des Innenausbaues. In den späten 20er und frühen 30er Jahren des 20. Jh. wurde Finstergrün als Nobelhotel geführt. 1939 diente es als Lazarett für rekonvaleszente Soldaten und dann als Erholungsheim für Jugendliche. 1941 musste aus wirtschaftlichen Gründen das reiche, aus allen Teilen Mitteleuropas stammende Inventar in München versteigert werden. 1945 erbten Bela und Jolantha von Szapary die Burg, die sie 1972 an das Evangelische Jugendwerk in Österreich verkauften. Bis heute wird Finstergrün laufend modernisiert und den Erfordernissen einer Jugendburg angepasst.

Finstergrün besteht eigentlich aus zwei Burgen. Die alte Burg aus dem 13. Jh. ist nur mehr als Ruine erhalten. Zu ihr gehören der fünfeckige Bergfried, der kleine Palas und Reste des einstigen Berings. Alles andere entstand nach 1900 und täuscht Wehrhaftigkeit nur vor. Da diese „Neue Burg“ mit dem gleichen Baumaterial wie die alte und im neoromanischen Stil errichtet wurde, wirken beide Teile – von einiger Entfernung aus betrachtet – wie eine Einheit. Nordwestlich vom Bergfried liegt der neue Torbau, der den Zugang zum oberen Burghof bildet. Neben ihm befinden sich Wirtschaftstrakte und die Küche, dahinter ein Wohntrakt und der mächtige, an diesen angebaute Wohnturm. Sein letztes Stockwerk unter dem Zeltdach ist mit einem hölzernen Umgang versehen. Sein Obergeschoß beherbergt den sogenannten Rittersaal, der häufig für Veranstaltungen benutzt wird. An allen Bauteilen findet man Fensteröffnungen im romanisierenden Stil, zum Teil mit Mittelsäulen. Im Inneren gibt es noch einige gotische Details und Exponate zu sehen, ansonsten ist die Anlage zweckentsprechend modern eingerichtet. Die Kapelle liegt neben dem zweiten Burgtor in der Südwestecke des Burgareals, das einem bügeleisenförmigen Fünfeck ähnelt.

Lage: Salzburg/Lungau – oberhalb der Gemeinde Ramingstein unweit der steirischen Landesgrenze

Ort/Adresse: 5591 Ramingstein

Besichtigung: möglich (siehe Homepage)

Homepage: www.burg-finstergruen.at


Weitere Literatur:


07.11.2002