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Klagenfurt - Palais Rosenberg (Neues Rathaus)


Der landeshauptmännische Sekretär Paul Fertig errichtete auf dem Grundstück des heutigen Rathauses in den Jahren 1580 bis 1582 ein Wohnhaus. Seine Witwe verkaufte es 1602 an den Gurker Dompropst. Dieser ließ das Gebäude 1603/04 umbauen, gab es aber 1616 an das Domkapitel weiter. Beim großen Stadtbrand von 1636 wurde das Gebäude zerstört. 1650 kaufte Graf Johann Andreas von Rosenberg dem Gurker Fürstbischof Franz I Graf Lodron die Brandruine am Neuen Platz ab. Im Kaufvertrag wurde vereinbart, dass im Falle eines späteren Verkaufs die Liegenschaft dem Stift Gurk angeboten werden müsste. Ab 1657 wurde hier ein großes Stadtpalais erbaut. Ein neuerlicher Brand im Jahr 1700 verursachte große Schäden, doch wurden diese bald wieder behoben. Im Laufe seiner Geschichte beherbergte das Palais illustre Gäste. Vor allem diente es den Habsburgern bei ihren Besuchen in Klagenfurt als noble Unterkunft. Schon 1660 residierte hier Kaiser Leopold I, als er die Huldigung der Kärntner Stände entgegennahm. Auch Kaiser Karl VI (1728) und Kaiserin Maria Theresia (1765) nächtigten hier. Da das Landhaus, in dem ansonsten die Erbhuldigungen stattfanden, 1728 nach dem großen Brand von 1723 noch nicht wiederhergestellt war, fand diese für Kaiser Karl VI vermutlich im Palais Rosenberg statt. Diese Zeremonie hielt der Barockmaler Ferdinand Fromiller in einem Fresko im Wappensaal des Landhauses fest. Es war die letzte Erbhuldigung auf Kärntner Boden. In den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts, wahrscheinlich während sich das Palais kurzfristig im Besitz der Fürsten von Liechtenstein befand, wurden die Fassaden klassizistisch verändert. Das Renaissanceportal blieb unversehrt, wurde aber bei der letzten Restaurierung 1997 durch den Einbau einer völlig unpassenden Glastüre etwas verschandelt. 1918 tauschte Fürst Heinrich von Orsini-Rosenberg sein Palais mit der Stadtgemeinde Klagenfurt gegen das alte Rathaus am Alten Platz. Das Palais am Neuen Platz dient seither der Stadtverwaltung als Rathaus.

Das dreigeschossige Gebäude nimmt die gesamte westliche Schmalseite des Neuen Platzes ein. Seine Schauseite ist natürlich dem Platz zugewendet. Sie erstreckt sich über 15 Fensterachsen und wird durch breite Lisenen gegliedert, die am oberen Ende in ein bandartiges Gesims übergehen. Das Erdgeschoß wird durch ein gerilltes Gesims von den beiden oberen Stockwerken optisch getrennt. Es wird vom Portal durchbrochen. Die mittleren drei Fensterachsen sind von einem Dreiecksgiebel gekrönt, ohne dass sie einen vorspringenden Risalit bilden. Sie werden durch vier doppelte Pilaster hervorgehoben, die ionische Kapitelle tragen. Die Fenster des Hauptgeschosses sind mit reliefierten Balustern versehen. Nach oben hin sind sie durch unterteilte Putzfelder mit jenen des zweiten Stocks verbunden. Während alle übrigen Fenster gerade Verdachungen aufweisen, zeigen jene des Mittelrisalits im ersten Stock kleine Dreiecksgiebel. In der Mitte der Erdgeschoßzone blieb das ursprüngliche rustizierte Renaissanceportal aus dem 16. Jahrhundert erhalten. Es ist ein Rundbogenportal aus dem für Klagenfurt typischen Chloritschiefer, das von zwei vorgestellten Säulen flankiert wird. Der Architrav ist mit Kugeln geschmückt. Die Fenster der gebänderten Erdgeschoßzone sind korbbogig. Die beiden, von Konsolen gestützten Renaissanceerker an den Ecken der Platzseite sind charakteristisch für die Herrenhäuser des 16. Jahrhunderts in Klagenfurt. Sie wurden beim Umbau zum Rathaus etwas verändert. Die Schmalseiten des Gebäudes sind etwas einfacher gestaltet. Sie weist sieben Fensterachsen auf. Die Vorhalle zeigt ein flaches Tonnengewölbe. Eine doppelläufige Treppe aus dem 16. Jahrhundert mit einem Balustergeländer aus Chloritschiefer führt in die oberen Stockwerke. Diese sind modern-zweckmässig eingerichtet. Von der alten Ausstattung hat sich nichts erhalten.

Ort/Adresse: 9010 Klagenfurt, Neuer Platz 1

Besichtigung: während der Amtsstunden teilweise möglich


Weitere Literatur:


30.09.2010