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Laxenburg - Palais Kaunitz


Nachdem Kaiser Leopold I nach der endgültigen Vertreibung der Türken, Laxenburg als bevorzugte Sommerresidenz ausersehen hatte, wollten seine Höflinge und Minister auch im Sommer dem Herrscher nahe sein. Es entstanden in unmittelbarer Nähe des kaiserlichen Schlosses mehrere Sommerpalais und Landhäuser des Hochadels. In den Jahren 1698 bis 1703 ließ Dominik Andreas Graf Kaunitz ein repräsentatives barockes Landschloss errichten. Als Architekt wird Domenico Martinelli vermutet. Seine Pläne wurden vom Baumeister Andrea Simone Carove und dem Steinmetz Pietro Bombelli umgesetzt. Nach dem Tod des Bauherrn wurde das schlossartige Palais verkauft und wechselte mehrfach seine Besitzer. 1774 erinnerte sich Staatskanzler Wenzel Anton Graf Kaunitz an das Schloss seiner Vorfahren. Er erwarb es und stattete das Innere im Stil des Klassizismus neu aus. Im 19. Jahrhundert kam es neuerlich zu einem häufigen Eigentümerwechsel, doch blieb es in adeliger Hand. 1803 werden Franz Graf Colloredo und 1811 Fürst Nikolaus von Esterhazy als Schlossherren erwähnt. Im 20. Jahrhundert gehörte das Palais der Familie Wittgenstein. 1935 erwarb es der Orden der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Kreuz. Er hatte schon 1912 das unmittelbar daneben liegende Palais Schwarzenberg angekauft. Es entstand ein riesiger Klosterkomplex. Das ehemalige Palais Kaunitz wurde zur Mädchen- bzw. Haushaltungs- und Kindergärtnerinnenschule umfunktioniert. Zur Zeit des Dritten Reiches wurden die Nonnen vertrieben. Nach Kriegsende hauste in Laxenburg die russische Besatzungsmacht. Erst nach Abschluss des österreichischen Staatsvertrages von 1955 konnte das Gebäude dem Orden wieder zurückgegeben werden. 1988 wurde ein Gemeinschaftszentrum, ein sog. „Ort der Mitte“, hier eingerichtet. 2007 erwarb das Land Niederösterreich das Palais. Es wurde restauriert und im Inneren völlig modernisiert. 2010 wurde es der Internationalen Anti-Korruptionsakademie (IACA) als Sitz und Lehrstätte zur Verfügung gestellt.

Das Palais ist ein zweigeschossiger Barockbau, dessen drei Flügel einen Ehrenhof hufeisenförmig begrenzen. Die vierte Seite wird durch ein Gitter von der vorbei führenden Straße getrennt. Die rosa und weiß gefärbelten Fassaden mit ihren großen Rechteckfenstern sind recht einfach gehalten. Lediglich der Haupttrakt ist etwas reicher gestaltet. Sowohl an der Hof- als auch an der Parkseite tritt ein fünfachsiger Mittelrisalit leicht vor. Da sein Obergeschoß etwas höher als das der anschließenden Seitenteile ist, überragt er diese mit seinem flachen Mansardendach ein wenig. Der Dachausbau erfolgte 1980. Die spätbarocke Fassade des Mittelrisalits wird durch breite Lisenen gegliedert. Seine korbbogigen Fenster tragen als Verdachungen kleine Ziergiebel. An der Gartenseite stellt ein weitläufiger Park die Verbindung zum Palais Schwarzenberg her. Er ist mit einigen Skulpturen geschmückt. Im Inneren ist vor allem das repräsentative Stiegenhaus mit seinem Schmiedeeisengeländer interessant. In flachen Wandnischen erkennt man sieben Büsten antiker Staatsmänner, Philosophen und Dichter. Sie wurden 1775 von Josef Pichler in Grisailletechnik gemalt. Der Speisesaal im Erdgeschoß und vor allem der Festsaal im ersten Stock sind mit frühklassizistischen Architekturmalereien aus dem Jahr 1775 versehen, die Kassettendecken und Pilaster nachahmen. Darunter befanden sich zwei ältere barocke Malschichten, die aber bis auf ein kleines Sichtfenster bei der letzten Restaurierung wieder übermalt wurden. Von der einstigen Einrichtung haben sich mehrere schöne klassizistische Kachelöfen sowie ein josephinischer Luster erhalten.

Lage: Niederösterreich/Bezirk Mödling – inmitten der Marktgemeinde Laxenburg (Münchendorfer Straße 2)

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


29.09.2010