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Eggenberg (Graz)


Der Überlieferung nach hat Balthasar Eggenberger 1460 den Orthof auf den Algersdorfer Feldern westlich von Graz erworben. Er ließ diesen leicht befestigten Edelsitz um- und ausbauen. Der Hof bestand aus einem quadratischen Turm und einem L-förmigen Wohngebäude. Balthasar war bürgerlicher Herkunft und zählte reiche Weinhändler in Radkersburg zu seinen Vorfahren, brachte es aber bis zum Münzmeister Kaiser Friedrichs III. Auf legalem und nicht ganz so legalem Weg konnte er dabei zu beträchtlichem Reichtum gelangen. Zeitweise wendete er sich vom Kaiser ab und kooperierte mit dem ungarischen König Matthias Corvinus. Von diesem wurde er in den Adelsstand erhoben. Er starb 1493 im Verlies der Grazer Burg. Der Grund seiner Inhaftierung ist unbekannt. Seine Nachkommen waren im 16. Jahrhundert meist Kaufleute in Graz. Lediglich Ruprecht von Eggenberg machte als General in den Türkenkriegen Karriere. Er gehörte dem südsteirischen Familienzweig (Radkersburg/Ehrenhausen) an. Die Gegenreformation mit ihren Kämpfen zwischen dem katholischem Hof und dem protestantischem Adel gehört zu jenen bewegten Zeiten, in denen sich das Schicksal mancher Familie jäh änderte. Während alte, protestantisch gesinnte Geschlechter Macht und Heimat verloren, brachten es strebsame kaisertreue Familien zu Adel und großem Wohlstand. Ein gutes Beispiel ist der meteorhafte Aufstieg der Eggenberger. Durch Kreditgewährung an Adel und Landesherrn schafften sie es zu Vertrauten des Kaisers zu werden. Die Glanzzeit der Familie begann mit Johann Ulrich von Eggenberg. Er ist auch das für Schloss Eggenberg wichtigste Familienmitglied. Johann Ulrich nutzte die Zeichen der Zeit und konvertierte rechtzeitig vom Protestantismus zum Katholizismus. Danach unterstützte er den Kampf des Kaisers Ferdinand II gegen den protestantischen Adel und für die Rekatholisierung des Landes. Nach der Schlacht am Weißen Berg konnte er aus der Verwertung des konfiszierten Besitzes der protestantischen Aufständischen großen Nutzen ziehen. Ein Münzskandal in Prag trug ebenfalls zur Vermehrung seines Reichtums bei. Er wurde so reich, dass er dem Kaiser große Beträge leihen konnte. Daneben erwarb er zahlreiche einträgliche Herrschaften und Ämter, so z. B. 1619 die Grafschaft Adelsberg in Krain. 1621 wurde er Landeshauptmann und Erblandkämmerer der Steiermark. 1622 schenkte ihm Ferdinand II die Herrschaft Krumau in Südböhmen, zu der mehr als 300 Ortschaften gehörten.

Johann Ulrichs Besitzungen, zu denen auch die steirischen Herrschaften Gösting, Thal und Wildon gehörten, wurden 1623 zu einem Fürstentum erhoben. Er war nun einer der reichsten Adeligen Österreichs. Für den Kaiser war er bereits unentbehrlich geworden. Schon 1621 schickte er ihn als Brautwerber an den Hof von Mantua. Schließlich wurde er Direktor des Geheimen Rates, was fast dem Amt eines Regierungschefs entsprach. Damit war Johann Ulrich fast zwei Jahrzehnte lang der mächtigste Mann am Wiener Hof. Als ihn der Kaiser 1625 zum Gubernator von Innerösterreich, also zu einem Statthalter der Länder Steiermark, Kärnten und Krain ernannt hatte, wollte Johann Ulrich seine Macht, seinen Reichtum und seine Würden durch eine entsprechende Residenz dokumentieren. Sein alter Familiensitz konnte ihm nicht mehr genügen. Er beauftragte den innerösterreichischen Hofarchitekten Giovanni Pietro de Pomis, das alte Familienschloss am Westrand von Graz in eine fürstliche Residenz zu verwandeln, die alles andere in den Schatten stellen sollte, was es bisher im Lande gab. Als Vorbild diente das Aschaffenburger Schloss. Das Gebäude war jedoch weniger als Wohnsitz, als Schau- und Prunkobjekt geplant. Pomis hatte bereits 1609 das Mausoleum für Ruprecht von Eggenberg in Ehrenhausen entworfen. Johann Ulrich nahm auf die Ausgestaltung seines Grazer Schlosses persönlichen Einfluss und erarbeitete zusammen mit Pomis ein geistvolles Konzept für den Prunkbau. Bauführer war der Niederländer Laurenz van de Sype, der auch nach Pomis Tod zwei Jahre lang die von italienischen Meistern durchgeführten Bauarbeiten leitete. Die Fertigstellung des Gebäudes erfolgte durch Pietro Valnegro und Antonio Pozzo, die bereits unter Pomis als Poliere tätig waren. Die Steinmetzarbeiten wurden von Domenico und Carlo Gianolo ausgeführt. 1628 wurde Johann Ulrich zum Herzog von Krumau ernannt. 1632 führte er die Verhandlungen mit Wallenstein, die diesen zur neuerlichen Übernahme des Kommandos über die Reichstruppen bewogen. Seine Freundschaft mit Wallenstein kostete ihn am Wiener Hof viele Sympathien. Dennoch war er 1633 einer von drei Richtern, die dem Kaiser die Absetzung, Verhaftung und eventuelle Tötung Wallensteins empfahlen. Ein Jahr später starb Fürst Johann Ulrich schwer gichtkrank in Laibach. Das Schloss war 1635 im Rohbau vollendet. 1641 wurde der Dachstuhl aufgesetzt. Die Familie Eggenberg behielt auch nach Fertigstellung ihren Hauptwohnsitz in ihrem Grazer Stadtpalais in der Sackstraße 16.

Johann Ulrichs Sohn und Erbe, Johann Anton Fürst von Eggenberg, wurde von Kaiser Ferdinand II zum Landeshauptmann von Krain und zum kaiserlichen Kämmerer ernannt. Auch er leistete dem Kaiser wertvolle Dienste als Diplomat. 1638 begab er sich mit zahlreichen steirischen Adeligen auf eine prunkvolle Reise nach Rom, wo er Papst Urban VIII zu bewegen versuchte, Frankreich zu neutralisieren. Er durfte 1647 die Hauptmannschaft Gradisca sowie die Stadt Aquileia kaufen. Damit waren Sitz und Stimme beim Reichstag verbunden. Johann Anton starb aber bereits 1649 im Alter von 39 Jahren. Unter seinen Söhnen Johann Christian und Johann Seyfried kam es zu Erbstreitigkeiten, die erst 1672 beigelegt werden konnten. Dabei ging es nicht um Eggenberg, das Johann Seyfried erhalten hatte, sondern um Gradisca und den Sitz im Reichstag, der Johann Christian zugesprochen wurde. Als 1673 Kaiser Leopold I in Graz heiratete, wohnte die Braut, Erzherzogin Claudia Felizitas von Tirol, vor der Hochzeit einige Tage lang im eben erst fertig gestellten Schloss Eggenberg. Johann Seyfried hatte vor allem das Innere äußerst verschwenderisch einrichten lassen. Die Ausgestaltung des Planetensaales wurde erst 1685 vollendet. Diese Investitionen sowie der Unterhalt einer großen Hofkapelle führten im Laufe der Zeit zu finanziellen Schwierigkeiten. Ein drohender Konkurs konnte nur durch den Verkauf einiger Herrschaften wie Adelsberg und Gösting vermieden werden. Sein einziger Sohn Johann Anton II starb 1716 nur drei Jahre nach seinem Vater. Mit dem Tod des erst 13-jährigen Johann Christian II aus der Krumauer Linie, der an einer Blinddarmentzündung 1717 starb, starb auch die Familie Eggenberg aus.

Damit fielen einige einträgliche Herrschaften als erledigte Lehen an den Landesherrn zurück, andere mussten verkauft werden. Eggenberg gelangte durch Erbschaft an Johann Christians Schwester Anna Eleonora. Durch einen verlorenen Erbschaftsprozess wurde das Familienvermögen weiter geschmälert. Sie brachte das Schloss in ihre dritte Ehe mit Johann Leopold Graf Herberstein ein. Das Gebäude stand zuvor lange Zeit leer. Die reichen Kunstsammlungen sowie die barocke Möblierung der Beletage wurden stark dezimiert, bzw. in alle Winde zerstreut. Zwischen 1754 und 1762 wurde das nahezu leere Haus einer gründlichen Renovierung und Neuausstattung im Geschmack des Rokokos unterzogen. Lediglich die reich stuckierten und bemalten Decken des 17. Jahrhunderts wurden beibehalten. Leitender Architekt war der Grazer Hofbaumeister Joseph Hueber. Auch der Garten wurde im französischen Stil neu angelegt. Damals musste das barocke Schlosstheater dem Einbau einer neuen Kirche weichen. Auch die erhaltenen Interieurs der drei ostasiatischen Kabinette stammen aus dieser Zeit. Bemerkenswert ist das japanische Zimmer. Hier wurde ein japanischer Stellschirm der Momoyama-Periode (2. Hälfte des 17. Jh.) zerschnitten und die acht Bildstreifen an den Wänden angebracht. Sie zeigen das Leben in der Stadt Osaka im 16. Jahrhundert. 2005 konnten sie restauriert werden. Wie dieser kostbare Schirm nach Eggenberg gelangt ist, ist unbekannt. Möglicherweise wurde er von Johann Seyfried in den Niederlanden erworben. Im Porzellankabinett war ein Service von chinesischem Imariporzellan in die Wände eingelassen. Die größeren Stücke standen auf Etageren. Leider hat nur ein geringer Teil des Porzellans die kurze russische Besatzungszeit im Jahr 1945 überlebt. Soweit wie möglich wurden die fehlenden Teile später ergänzt. Im Chinesischen Zimmer wurden Seidenmalereien zerschnitten und wie Miniaturen gerahmt an den Wänden angebracht.

1765 waren Kaiserin Maria Theresia und ihr Gatte Franz Stephan auf ihrer Reise nach Innsbruck eine Woche lang Gäste in Eggenberg. Nach dem Tod von Johann Leopold Graf Herberstein 1789 erbte eine in Schlesien lebende Nebenlinie der Familie das Schloss. Sie bewohnte es aber nur selten. 1814 wohnte hier zwangsweise, aber dennoch luxuriös, Napoleons Bruder Jérôme, König von Westfalen, unter dem Namen eines Grafen von Harz. Johann Hieronymus (Jéróme) Graf Herberstein ließ im zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts den französischen Park in einen englischen Landschaftsgarten umgestalten. Leitender Gartenarchitekt war Franz Matern, der zuvor den Park des Herbersteinschen Schlosses Grafenort betreut hatte. Ein von ihm angelegter Rundtempel wurde 1923 abgebrochen. 1835 wurde im Park als Aussichtspunkt ein Rosenhügel mit Sonnendach in Form eines modischen Sonnenschirmes angelegt, der 2008 rekonstruiert werden konnte. In einer zweiten Modernisierungswelle nach der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die gräflichen Wohnräume im ersten Stock neu möbliert. Die Beletage blieb von den Neuerungen aber völlig unberührt. Die Fassaden wurden farblich verändert. Dennoch wurde das Gebäude im 19. Jahrhundert nur wenig bewohnt. Nach 1918 unterblieb aus finanziellen Gründen die Pflege des Parks und auch bei den Erhaltungsmaßnahmen des Schlosses wurde gespart. 1939 wurden Schloss und Park vom Land Steiermark erworben und vorerst als Musikhochschule genutzt. Einen Teil der Kunstsammlung verbrachten die Herbersteins auf ihre übrigen Schlösser. Nachdem die schweren Schäden der Kriegs- und Nachkriegszeit behoben waren, gliederte man Eggenberg 1947 dem Landesmuseum Joanneum an. 1953 wurde das Schloss für das breite Publikum geöffnet. Im ersten Stock wurde ein Jagd- und Stadtmuseum eingerichtet, während die Repräsentationsräume im zweiten Stock als Schlossmuseum adaptiert wurden. Derzeit befinden sich im Gebäude die urgeschichtlichen und numismatischen Sammlungen des Landesmuseums sowie die Alte Galerie. Wie schon zur Zeit Johann Ulrichs von Eggenberg dienen die Prunkräume auch heute noch der steirischen Landesregierung für Empfänge und Festakte. Im Planetensaal finden häufig Konzerte statt. Um den ursprünglichen Charakter zu erhalten, hat man auch bei der letzten Generalrestaurierung in den 80/90er-Jahren des 20. Jahrhunderts in den Prunkräumen auf die Installation einer elektrischen Beleuchtung sowie auf den Einbau einer Klimaanlage oder Heizung verzichtet. 2010 wurde Schloss Eggenberg zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.

Eggenberg ist einer jener relativ wenigen großen Schlossbauten, die zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges geschaffen wurden. Es war das erste Barockschloss der Steiermark und ist zugleich auch ihr bedeutendstes. Von stolzen Steirern wird es, leicht übertrieben, gerne als „steirische Variante des Escorial“ bezeichnet. Der von einem tiefen trockenen Graben umgebene dreigeschossige Vierkanter mit einer Seitenlänge von 80 x 60 m erhebt sich im Westen des ausgedehnten, von einer Mauer umgebenen Parks. Seine stattlichen, mit Zeltdächern und Laternen versehenen Ecktürme verleihen dem Gebäude noch einen Hauch von Wehrhaftigkeit, die aber zur Zeit seiner Errichtung längst nicht mehr benötigt wurde. Eine breite Brücke führt über den trockenen Graben zum Portal. Am Rande des Grabens stehen Sandsteinfiguren von Mars, Minerva, Herakles und Abundantia. Sie wurden 1765 von Philipp Jakob Straub geschaffen. Die Fassade ist nur im Mittelteil stärker gegliedert. In einem Blendfester des Giebels sieht man die drei Raben der Eggenberger. Darunter ist das große Prunkwappen der Familie angebracht, das von der Ordenskette des Goldenen Vlieses umrandet ist, welches Johann Ulrich vom spanischen König verliehen wurde. Über dem marmornen Tor ist schließlich noch der steirische Panther zu sehen. Das auf den ersten Blick als einheitlicher Baukörper des frühen 17. Jahrhunderts erscheinende Gebäude ist in Wahrheit sehr geschickt um einen mittelalterlichen Kern errichtet, dessen nicht unbeträchtliche Reste erst in den 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts aufgedeckt werden konnten. Die Schlossanlage wurde 1755 bis 1758 durch Josef Hueber in drei Höfe geteilt, indem er einen Mitteltrakt mit der neu errichteten Schlosskirche einzog. Den vorderen, größeren Hof schmücken an drei Seiten die Halbsäulen stattlicher dreigeschossiger Arkadengänge. Sie werden Carlo Gianolo zugeschrieben. Die beiden kleineren Höfe flankieren die heutige Schlosskirche. Der ursprünglich freistehende gotische Wehrturm wurde aufgestockt und zum Mittelturm der barocken Anlage umfunktioniert. Er dient als Uhrturm und überragt mit seinem geschwungenen Helm die übrigen Bauten um vier Stockwerke. Die in seinem Obergeschoß noch vorhandene gotische Marienkapelle bildete bis zur Errichtung der heutigen Schlosskirche das räumliche und geistige Zentrum des Schlosses. Sie wurde von Balthasar Eggenberger um 1470 errichtet. Der kleine quadratische Raum weist ein Sternrippengewölbe auf. Balthasar stiftete auch den berühmten Eggenberger Altar, der sich bis 1929 in der Kapelle befand. Dann wurde er nach Amerika verkauft. 1996 konnte er im Kunsthandel rückgekauft und bis 2001 restauriert werden. Seither ist er wieder in der Kapelle aufgestellt. Es handelt sich dabei um 13 gotische Bildtafeln, wobei die Mitteltafel die Gottesmutter sowie die Heiligen Fabian und Sebastian zeigt. Die Predella und der Altaraufbau sind im 18. Jahrhundert verloren gegangen. Im Erdgeschoß des Uhrturmes wurde eine reich mit Muscheln dekorierte Brunnengrotte eingerichtet.

Wie üblich befanden sich im Erdgeschoss des Schlosses die Wirtschaftsräume und Küchen sowie die erforderlichen Zimmer für das Personal und die Wachmannschaft. Das erste Stockwerk diente den Fürsten als Wohn- und Amtsbereich. Die Möbel, bzw. die Tapeten und Öfen der Innenräume gehen wegen der beiden Neuausstattungen meist nicht weiter als bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts zurück. Über der Einfahrt liegt der große repräsentative Audienzsaal, der vor allem für den kaiserlichen Statthalter, Fürst Johann Ulrich von Eggenberg, bestimmt war. Ein zweigeschossiger Saal diente ursprünglich als Schlosstheater, wurde aber im Spätbarock zur Schlosskirche umgebaut. Sie ist der „Maria Schnee“ geweiht, wie das Hochaltarbild – die Kopie einer byzantinischen Ikone aus der Capella Borghese der Kirche Santa Maria Maggiore in Rom – zeigt. Philipp Carl Laubmann hatte ursprünglich sämtliche Wände und die Decke mit Fresken versehen. Auch zwei Seitenaltäre waren lediglich gemalt. Die meisten Fresken wurden später übertüncht bzw. übermalt. Lediglich das Deckenfresko, das Engeln darstellt, die Mariensymbole tragen, sowie das Bild eines kleinen Emporenaltares blieben erhalten. Über dem Altaraufbau von Philipp Jakob Straub kann man noch Reste der ehemaligen Ausmalung erkennen. Hueber wandelte die hölzerne Galerie des Theaters in eine Empore um, so dass man von den Prunkräumen aus der Messe folgen konnte. Das von Jacob Mitterreiter um 1730/40 geschaffene Orgelportativ ist noch vorhanden. Das zweite Stockwerk diente als Piano Nobile. Mit seinen Festsälen war es in erster Linie zur Repräsentation bestimmt.

Eggenberg ist vor allem wegen seiner reichen Innendekoration bekannt. Die Stuckdecken der Beletage wurden in den Jahren 1666 bis 1683 durch Alessandro Serenio geschaffen. Ihre 24 Räume sind mit rund 600 Decken- und Wandgemälden sowie Friesbildern geschmückt. Während letztere vorwiegend Landschaftsdarstellungen zeigen, sind die übrigen Gemälde meist biblischen und mythologischen Themen gewidmet. Immer wieder werden männliche und weibliche Tugenden präsentiert. Die Bilder entstanden nach diversen Stichvorlagen, die in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts sehr populär waren. Fünf Räume im Nordflügel werden als Raunacher-Zimmer bezeichnet, da sie zwischen 1757 und 1763 vom Grazer Maler Johann Baptist Anton Raunacher dekoriert wurden. Im Gegensatz zu den älteren Gemälden der Beletage haben sie einen durchaus heiteren Charakter. Als freie Vorlagen dienten dem Maler Stiche des Augsburger Graphikers Johann Esaias Nilson. Im Jagdzimmer werden in den Wandgemälden verschiedene Jagdarten des 18. Jahrhunderts dargestellt. Besonders hübsch ist das Schäferzimmer, dessen großflächige Gemälde dem lustigen Landleben – einem Lieblingsthema des Rokokos – gewidmet sind. Der östliche Ecksaal diente als Spielzimmer. Seine Gemälde zeigen u. a. die im 18. Jahrhundert beim Adel beliebtesten Kartenspiele, aber auch Schach und Backgammon. Im Theaterzimmer sind sieben Wandfelder mit Szenen der Commedia dell‘Arte geschmückt, während im nördlichen Ecksaal, dem Gartenzimmer, elegante Damen und Herren in weiteren sieben Großbildern einen imaginären Garten bevölkern.

Oberhalb der Einfahrt liegt der 1685 fertiggestellte Planetensaal, der zentrale Festsaal, der den künstlerischen Höhepunkt des Schlosses darstellt. Sein gewaltiges Spiegelgewölbe wurde vom fürstlich-Eggenbergischen Hofmaler Hans Adam Weißenkirchner mit 17 großen Ölbildern versehen. Er zählt zu den beeindruckendsten Räumen des österreichischen Barock. In den von schwerem Stuck umrahmten Malereien vereinen sich Planeten, Elemente und Sternbilder zur barocken Apotheose des Schlossherrn. So kommt im Mittelbild der Decke Helios auf seinem Sonnenwagen die fürstliche Burg Eggenberg besuchen. Von dort fliegt ein Adler auf, der Sonne entgegen. Er galt als einziges Wesen, dessen Augen dem Glanz der Sonne widerstehen konnten. Natürlich war mit dem Adler Fürst Johann Seyfried und mit dem Sonnengott Kaiser Leopold I gemeint. In den Ecken des Saales finden sich weitere Allegorien der Elemente und Planeten, die Porträtköpfe der Eggenberger tragen. Interessant ist das kosmisch-astrologische Konzept, das der Architektur und der Innendekoration zu Grunde liegt. So sind im Bau sämtliche Werte der Zeitrechnung von der Minute bis zu den Jahreszeiten ablesbar. Das Schloss hat 365 Fenster, was den Tagen eines Jahres entspricht. Die vier Ecktürme verweisen auf die vier Jahreszeiten. Jedes Stockwerk hat 31 Räume, ein Hinweis auf die Tage der längsten Monate. Die 24 Prunkräume (zwölf auf jeder Seite der Symmetrieachse) stellen die 24 Stunden des Tages dar. Sie besitzen zusammen 52 Fenster für die Wochen des Jahres. Zählt man die acht Fenster des Planetensaales hinzu, erhält man die 60 Minuten, die eine Stunde ergeben. Im Festsaal finden sich auch die Symbole für die sieben Wochentage und die zwölf Monate. Die Parkmauer hatte einst 12 Tore. Die Deckengemälde der Beletage zeigen die Geschichte und das Erscheinungsbild der Welt. Ihr ausgeklügeltes Programm, das immer wieder auf die Familie Eggenberg ausgerichtet ist, kann heute nicht mehr ganz nachvollzogen werden. Völlig durchschaut dürfte es wahrscheinlich nur vom Auftraggeber und seinem Maler worden sein.

Lage: Steiermark/Graz – im gleichnamigen Stadtbezirk von Graz (Eggenberger Allee 90, 8020 Graz)

Besichtigung: der Park ist im Sommer von 08.00 bis 19.00 und im Winter von 08.00 bis 17.00 geöffnet. Die Prunkräume können zwischen Palmsonntag und Ende Oktober von Dienstag bis Sonntag im Rahmen von Führungen (10, 11, 12, 14, 15, 16) besichtigt werden.

Homepage: www.museum-joanneum.at/de/schloss_eggenberg


Weitere Literatur:


27.09.2010