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Osterburg


Um 1200 besaßen die Grafen von Peilstein die Burg als freies Eigen. Eine erste Anlage dürfte im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts errichtet worden sein. Ihre Erbauer sind unbekannt. Graf Friedrich V von Peilstein starb hier 1209. Er besaß Güter in Salzburg und Niederösterreich. Außerdem war er Vogt des Klosters St. Zeno in Reichenhall. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts war die Burg von Gefolgsleuten der Familie Häusler bewohnt. Sie nannten sich nach der Osterburg. Diese war mittlerweile ein landesfürstliches Lehen geworden. Durch Heirat gelangte sie anfangs des 14. Jahrhunderts von den Häuslern an Konrad Eisenbeutel. Die Tursen von Tiernstein erbten um die Mitte des 14. Jahrhunderts den Besitz. Einer ehemaligen Inschrift über der Tür des Palas zufolge ließ Rudolf Turso von Tiernstein 1405 die Burg ausbauen. Im Ungarnkrieg sympathisierte Bernhard von Tiernstein mit König Matthias Corvinus, obwohl er einen wichtigen Verwaltungsposten (Viertelhauptmann) unter Kaiser Friedrich III inne hatte. 1489 übernahmen die Brüder Prüschenk die Herrschaft. 1514 belehnte Kaiser Maximilian I mit ihr den Ritter Hans Geyer, dessen Familie erst 1482 aus Franken zugezogen war. 1584 stattete sie die inzwischen neuerlich modernisierte Osterburg mit einem Landgericht aus, das sie vom Landesfürsten erworben hatte. Es gab bald mehrere Zweige der Familie Geyer. Die meisten waren eifrige Protestanten und mussten nach der Schlacht am Weißen Berg das Land verlassen. Die katholisch gebliebene Linie wurde 1650 in den Freiherrnstand erhoben und durfte sich Geyer von Geyersperg auf Osterburg nennen. Allerdings war diese bald schwer verschuldet und wurde bereits zwei Jahre später an Georg Wertemann Freiherr von Wertema verkauft. Dieser gab sie schon 1653 an Horatius Buccellini Freiherr von Reichenberg weiter. Schließlich kaufte Graf Raimund Montecuccoli, dem die benachbarte Burg Hohenegg gehörte 1668 den Besitz. Ab 1675 besaß er ihn als freies Eigen. Die Verwaltung wurde auf Hohenegg und später in Mitterau konzentriert. Die Osterburg wurde verlassen und verfiel. 1766 ließ Zeno Graf Montecuccoli die mittelalterlichen Wehranlagen und einen Teil der Wohnbauten abtragen. Das Material diente zum Ausbau des Schlosses Mitterau. Die verbliebene Ruine gehörte bis 1983 der Familie Montecuccoli. Danach ging sie in Privatbesitz über. Ab 1985 wurde sie wieder bewohnbar gemacht und teilweise erneuert. Die Arbeiten wurden aber nicht sehr einfühlsam ausgeführt und hatten eher provisorischen Charakter. So bestehen die seinerzeit lediglich zum Schutz vor weiteren Witterungsschäden angebrachten unpassenden Flachdächer noch immer.

Die Anlage liegt auf einem dreieckigen Felsplateau, das nach Süden in die Pielachschlucht steil abfällt. An dieser Seite waren daher keine besonderen Verteidigungsbauten erforderlich. Um die im Norden gegebene Überhöhung des Geländes auszugleichen, errichtete man im 13. Jahrhundert den romanischen Bergfried. Sein Durchmesser beträgt etwa 10 m, wobei die Mauern bis zu zwei Meter stark sind. In ihnen verlief eine Treppe, die die einzelnen Geschosse verband. Wie üblich hatte der Turm an der dem Feind abgewandten Südseite einen Hocheinstieg. Ansonsten werden seine Mauern nur von wenigen quadratischen Licht- bzw. Schießscharten durchbrochen. Im Norden verlief unmittelbar vor dem Bergfried ein Stück der Ringmauer sowie ein vorgelegter Graben. Oberhalb dieser Befestigung liegt als zusätzlicher Schutz der im Mittelalter befestigte große Meierhof. Heute verläuft zwischen dem Bergfried und dem gegenüberliegenden Palas eine Straße. An ihrer Stelle lag einst der geräumige äußere Burghof. Der dreigeschossige dreiflügelige Palas ist an dieser Seite unverputzt und zeigt sein Bruchsteinmauerwerk, während seine Südfront, die dem Innenhof zugewendet ist, verputzt ist. Er stammt vom Anfang des 15. Jahrhunderts. Von den einst sieben steinernen Wappenschildern, die hier seit der Mitte des 17. Jahrhunderts die Palasmauer schmückten, sind nur mehr wenige vorhanden. Eine mit großen Ortsteinquadern versehene auffällige Mauerkante an der Nordseite deutet darauf hin, dass der hier zurückspringende Westflügel erst später angefügt wurde. Er wurde im 20. Jahrhundert erneuert. Bemerkenswert ist der von Konsolen gestützte doppelte Abtritterker. Üblicherweise brachte man diese Notwendigkeit nicht in der Nähe des Palasportals im Burghof sondern an einer uneinsichtigen Stelle an der Rückseite einer Burg an. Vermutlich wurde er erst beim Neuaufbau des Westflügels hier angefügt. Der Palas hat je einen größeren Saal im Westflügel und im Haupttrakt. In diesem Wohngebäude haben sich einige gotische verstäbte Schulterbogenportale erhalten. Das oberste Geschoß wurde lange als Getreidespeicher verwendet. Die längst profanierte zweigeschossige Kapelle lag im östlichen Querflügel des Palas. Sie wurde später durch eine eingezogene Holzdecke unterteilt. Der Raum zeigte im Obergeschoß ein spätgotisches Rippengewölbe sowie ein spitzbogiges Maßwerkfenster. Vom Gewölbe sind nur mehr Reste zu erkennen. Nicht mehr erhalten ist der Torbau im Osten der Anlage, sowie die Brücke, die hier über den heute weitgehend zugeschütteten Graben führte.

Lage: Niederösterreich/Pielachtal – ca. 14 km westlich von St. Pölten

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


07.09.2010