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Hanfelden


Bis zum Beginn des 15. Jahrhunderts befand sich an der Stelle des Schlosses ein Hof, der den Landesfürsten gehörte und Bauern zur Bewirtschaftung überlassen worden war. Dann wurde er von Hans Han, dem landesfürstlichen Mautpächter am Triebener Tauern, übernommen. Die hier sitzenden Bauern wurden abgesiedelt. Caspar Han begann um 1410 mit der Errichtung eines Edelsitzes. 1480 wurde dieser von den Türken niedergebrannt. Hans Han d. J. wartete mit dem Wiederaufbau bis 1494, als er von König Maximilian I mit dem Gut belehnt wurde. Er durfte sein neues Schloss Hanfelden nennen. 1506 hielt sich Maximilian hier auf. Er wollte das 1158 abgesoffene Silberbergwerk von Oberzeiring wieder in Betrieb nehmen, doch scheiterte der Plan an der Unmöglichkeit einer Trockenlegung mit den damaligen Mitteln. Peter Han war der letzte seiner Familie. Seine Enkelinnen verkauften das mittlerweile schwer verschuldete Gut nach 1579 an Hans Rauchenberger, den Pfleger der Offenburg. Er gab dem Schloss seine heutige Gestalt. Sein Sohn Wilhelm konnte die Herrschaft konsolidieren und vergrößern. Die Rauchenberger waren Protestanten und mussten 1629 die Steiermark verlassen. Zuvor verkauften sie Hanfelden an Andree Stibich aus Oberzeiring. Dessen Witwe veräußerte es 1661 an Georg Sigmund Graf Herberstein. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts war das Schloss bereits baufällig und teilweise einsturzgefährdet. Johann Seifried Graf Herberstein verkaufte die Herrschaft 1738 an den Freiherrn Peter Anton Hilleprandt von Prandau. 1783 ging diese durch Kauf an Johann Fürst von Schwarzenberg über. Schließlich erwarb 1856 der Gewerke Franz Neuper das bereits wieder herunter gekommene Schloss. Seine Nachkommen besitzen es noch heute. Sie dürften aber nie an seiner Erhaltung Interesse gehabt haben, obwohl mit ihm ein durchaus Ertrag bringender land- und forstwirtschaftlicher Besitz sowie ein Transportunternehmen verbunden ist. Das Schloss war bis 1910 noch bewohnt, steht aber seither leer und ist wohl dem Untergang geweiht, wenn es auch derzeit von Notdächern noch geschützt wird. Die Idee hier ein Bergbaumuseum einzurichten konnte ebenso wenig realisiert werden, wie die Umwandlung in eine Landwirtschaftsschule. Vor 25 Jahren wäre das Gebäude noch um rund 10 Mio. Schilling zu retten gewesen, heute müsste man ein Vielfaches investieren. Letzte Rettung wäre wohl nur eine Landesausstellung.

Schloss Hanfelden ist ein spätmittelalterlicher Ansitz, der sich hinter einer Barockfassade versteckt. Es liegt am nördlichen Ortsrand von Unterzeiring. Der rechteckige Bau ist zweistöckig. Seine vier Trakte umschließen einen kleinen Hof. Dieser wurde um 1530 an seiner West- und Ostseite in den Obergeschossen mit zweigeschossigen Arkaden geschmückt. Die Bögen ruhen im ersten Stock auf stämmigen runden bzw. achteckigen Säulen, während sie im zweiten Obergeschoß auf toskanischen Säulen aufsitzen. Der schmale Gang dahinter weist wie üblich ein Kreuzgratgewölbe auf. Das Erdgeschoß des Arkadenvorbaues ist in großen Bögen aufgelöst. Ältester Teil des Schlosses ist ein quadratischer Wohnturm (10 x 10 m), der später überbaut wurde, so dass er nur mehr im Grundriss zu erkennen ist. Es stammt noch aus dem 14. Jahrhundert. Seine geringe Mauerstärke von lediglich 90 cm weist darauf hin, dass er zwar herumstreunende Räuber abhalten sollte, aber für eine ernsthafte Verteidigung nicht gedacht war. Der ursprünglich freistehende Turm wurde im 15. Jahrhundert um- und nach der Zerstörung durch die Türken zum spätgotischen Schloss ausgebaut. Damals schloss man an seine Ost- und Westseite längliche Wohntrakte an, die mit einem Quertrakt im Süden einen fast quadratischen Hof umgaben. An der Südostecke wurde ein kleiner Turm angebaut, der noch erhalten ist. Im Erdgeschoß war die Küche untergebracht. Darüber lag die Kapelle und im zweiten Obergeschoß das „Königs- oder Maximilianzimmer“. In diesem weist eine Inschrift auf den Jagdaufenthalt des Königs Maximilian I hin. Die Westseite des Turmes war außen mit einem Fresko geschmückt, das aber bereits nahezu völlig verschwunden ist. An der Südseite ist ein zweistöckiger Flacherker vorgebaut. Er ruht auf drei Konsolen. Der 28 m lange Westtrakt diente als eigentliches Wohngebäude. Er tritt nach Norden etwas vor und ist daher länger als der Osttrakt. Im Obergeschoß haben sich zwei sog. Blockwerkskammern, also spätgotische Holzkonstruktionen mit Holzbalkendecken und getäfelten Fensternischen erhalten. Das Haupttor befand sich ursprünglich im Westtrakt, doch wurde es beim Barockumbau im dritten Viertel des 17. Jahrhunderts an die Südseite verlegt. Die Putzfeldergliederung der Fassaden stammt ebenfalls aus dieser Zeit. Das Schloss ist von einer im Verfall begriffenen Wehrmauer umgeben, die durch viereckige Ecktürme verstärkt ist. Sie ist mit zahlreichen Schießscharten versehen und dürfte mit einem Wehrgang ausgestattet gewesen sein. Zwischen dem Schloss und der Mauer verläuft ein Zwinger. Unweit des Schlosses steht ein dreigeschossiger Meierhof, dessen Dach bereits weitgehend eingestürzt ist.

Lage: Steiermark/Murboden - ca. 15 km nordwestlich von Judenburg

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


02.09.2010