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Pfannberg - Burgruine


Pfannberg war eine der bedeutendsten Burgen des Murtales. Das umliegende Gebiet gehörte im 12. Jahrhundert den Hochfreien von St. Dionysen-Gutenberg. Gegen Ende des Jahrhunderts gelangte es an das Stift Goess. Um einen Konflikt mit den Hochfreien von Peggau zu vermeiden, die Ansprüche auf das Gebiet geltend gemacht hatten, wurden sie vom Stift damit belehnt. Den Peggauern war ihre eigene Burg ohnehin zu klein geworden. Sie erbauten anfangs des 13. Jahrhunderts auf dem strategisch günstig gelegenen Hügel die Burg Pfannberg. 1214 wird erstmals mit Wichart von Pfannenberch ein Burggraf erwähnt. Aber auch die Peggauer nannten sich bald nach ihrer neuen Burg. Ulrich I Graf von Pfannberg scheint 1237 unter den Gefolgsleuten des Kaisers Friedrich II auf. Vermutlich hatte er für ihn gegen Herzog Friedrich II den Streitbaren gekämpft und als Lohn dafür die Grafenwürde und den neuen Namen bekommen. Er kämpfte auch 1241 gegen die Tartaren und nahm fünf Jahre später an der Schlacht an der Leitha teil. Die Grafen Bernhard und Heinrich von Pfannberg beteiligten sich an einem Feldzug des Königs Ottokar II gegen die heidnischen Preussen. 1268 erhoben sie sich aber gemeinsam mit anderen steirischen Adeligen gegen den böhmischen König. Sie wurden gefangen genommen und ein Jahr lang in Breslau inhaftiert. Um frei zu kommen musste Bernhard schließlich seine Burgen an Ottokar abtreten. 1271 erhielt er sie wieder zurück. 1276 unterstützte der steirische Adel Rudolf I von Habsburg. Bernhard von Pfannberg war auch dabei. Als Dank dafür wurde ihm das oberste Landrichteramt übertragen. 1292 gab es eine neuerliche Adelsverschwörung, diesmal gegen Herzog Albrecht I. Deren Niederschlagung kostete Ulrich IV von Pfannberg einige Burgen. Seine anderen Besitzungen und vor allem Pfannberg durfte er aber behalten. Aus finanziellen Gründen musste er 1308 seine Stammburg an Ulrich von Walsee verpfänden. Nachdem 1362 die Pfannberger mit Graf Johann im Mannesstamm ausgestorben waren, erhielt die Witwe Johanna die Herrschaft Pfannberg, während der übrige Besitz an ihre Tochter Margarete kam.

1373 heirateten die beiden die Grafen Wilhelm und Hugo von Montfort-Bregenz. Zur Verwaltung von Pfannberg wurden Burggrafen eingesetzt. Diese begannen mit einem ersten Ausbau der Burg. Der Minnesänger Hugo von Montfort, der ab 1415 auch steirischer Landeshauptmann war, dürfte aber zeitweise hier gewohnt haben. Er stiftete für sein Seelenheil eine ewige Messe in der Burgkapelle. 1450 setzten die Grafen Hermann und Johann von Montfort König Friedrich III als Erben ein. Sofern die Burg nicht gerade verpfändet war, wurde sie nun von landesfürstlichen Pflegern verwaltet. Zu den Pfandinhabern gehörten u. a. Sigmund von Dietrichstein (1524) und Wilhelm von Herberstein (1537). 1570 zog Erzherzog Karl II die Herrschaft wieder ein. Zu diesem Zeitpunkt war die Burg bereits stark vernachlässigt. 1599 wurde sie durch Erzherzog Ferdinand an den Hofvizekanzler Wolfgang von Jöchlinger verkauft. Die Halbruine diente zu dieser Zeit noch als Kreidfeuerstation. Wolfgang Jöchlingers gleichnamiger Sohn konnte 1628 das Rückkaufrecht des Landesfürsten ablösen und Pfannberg als freies Eigen besitzen. Seinen Wohnsitz hatte er aber bereits in den schlossartig ausgebauten Hof Grafendorf verlegt. Pfannberg blieb bis 1736 im Besitz der Jöchlinger und kam dann an Franz Anton Edler von Saffran. Dieser richtete in Grafendorf, das mittlerweile Neu-Pfannberg genannt wurde, die Herrschaftsverwaltung ein. Sein Sohn Johann Nepomuk verkaufte die Herrschaft 1769 an Johann Paul Wildburg. Die folgenden, rasch wechselnden Besitzer Josef Graf Khevenhüller (1803), André Edler von Leonardé (1812), Josef von Luchsenstein (1813) und Niklas Fürst Esterhazy (1814) waren in erster Linie am Forstbesitz interessiert. Letzterer vermachte das Gut seinen unehelichen Kindern Nikolaus, Natalie und Virginie von Plaideux, die es 1835 an Ferdinand Fürst Lobkowitz verkauften. Über dessen Erben gelangte Pfannberg 1872 an den Freiherrn Franz Mayr-Melnhof und dann durch Erbschaft an die Familie Goess-Saurau, die sich heute Mayr-Melnhof-Saurau nennt. Die Ruine wurde nach 1958 von Schutt und Bewuchs gesäubert. Bis heute fanden immer wieder Erhaltungsarbeiten statt.

Die ausgedehnte Burgruine liegt auf einer nach drei Seiten steil abfallenden bewaldeten Bergkuppe. An der Südseite trennt sie ein tief eingeschnittener Sattel von den Vorbergen des Hochtrötsch. Hier stand die alte Meierei. Ihre Reste wurden in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts abgetragen. Der Zugang zur Burg war durch einen Graben und die diesen überspannende Zugbrücke gesichert. Zwischen dem äußeren und dem inneren Tor konnten Angreifer von den hohen Wehrmauern des Zwingers aus beschossen werden. Am inneren Torbau waren einige eingemauerte römische Reliefsteine zu sehen. Sie wurden mittlerweile nach Schloss Neu-Pfannberg transferiert. Im hohen Torturm hat sich ein profiliertes gotisches Portal erhalten. Die Umfassungsmauer des inneren, höher gelegenen Zwingers ist basteiartig nach Norden vorgeschoben. Die meisten Bauten der Hochburg stammen aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Am höchsten Punkt des Burgareals stand im Süden der siebeneckige Bergfried. Er war viergeschossig und etwa 29 m hoch. 1964 stürzte er ein. Anschließend wurden seine Reste gesprengt. Siebeneckige Türme sind in Österreich selten. Sie waren nach den ersten Kreuzzügen Mode geworden, doch konnten Sie sich nur vermögende Bauherren wie die Landesfürsten oder die Kuenringer leisten. An den Bergfried schlossen sich mehrere Wohn- und Wirtschaftsgebäude an. Sie begrenzten gemeinsam mit einer starken Wehrmauer den Innenhof. Auf der Höhe des ersten Stocks verlief ein hölzerner Wehrgang um die Mauer. Der Palas nahm die ganze Breite des Haupttraktes ein. Seine Mauern stehen noch bis in das zweite Obergeschoß aufrecht. Die der Hl. Katharina geweihte Burgkapelle lag im Norden der Anlage. Sie war Teil des Palas, wurde aber erst im 15. Jahrhundert eingebaut. Von ihr gibt es noch einen Rest der Apsismauer zu sehen. An ihrer Nordwand befand sich ein Fresko aus dem zweiten Viertel des 15. Jahrhunderts, das den Minnesänger Hugo von Montfort und seine Familie zeigte. Es wurde 1954 abgenommen und befindet sich nun im steirischen Landesmuseum Joanneum in Graz.

Lage: Steiermark/Graz-Umgebung – wenige Kilometer südöstlich von Frohnleiten

Besichtigung: jederzeit möglich


Weitere Literatur:


28.08.2010