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Freienstein (St. Peter-Freienstein)


Die Aribonen, denen das Gebiet um St. Peter im 10. Jahrhundert gehörte, errichteten hier am Talgrund eine Kirche und etwa 100 m über dieser einen Wehrbau als Straßensperre. Beide Gebäude kamen im 12. Jahrhundert an die Traungauer, die Ministerialen als Burggrafen einsetzten. So scheint 1140 ein Ortwein von St. Peter auf. 1188 übergab Herzog Otakar IV die Kirche dem Stift Admont. Die erst 1237 erstmals erwähnte Burg blieb aber landesfürstlich. Sie wurde bis weit in das 13. Jahrhundert hinein „Leoben“ genannt und diente als Verwaltungszentrum des Vordernberger Tales. Auch ein Landgericht befand sich hier. Die landesfürstlichen Burggrafen nannten sich „von Leoben“. Noch in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts belehnten die Babenberger die Grafen von Pfannberg mit der Burg. Graf Bernhard beteiligte sich 1268/69 an der steirischen Adelsverschwörung gegen König Ottokar II, was ihm danach seine Burg kostete. Diese wurde anschließend an die Familie Stadecker vergeben, doch erhielten sie die Pfannberger 1274 durch König Rudolf von Habsburg wieder zurück. Dies hinderte sie aber nicht, sich 1291 an einem weiteren Adelsaufstand, diesmal gegen Herzog Albrecht I, zu beteiligen. Die Burg diente dem mit den steirischen Adeligen verbündeten Salzburger Erzbischof als wichtiger Stützpunkt, was aber den Zusammenbruch der Revolte nicht verhindern konnte. Graf Ulrich durfte zwar die Burg behalten, doch musste er dem von ihm schwer geschädigten Stift Admont so hohe Entschädigungszahlungen leisten, dass er 1294 gezwungen war, die Burg und das Landgericht diesem zu verpfänden und schließlich zu verkaufen.

Admont veräußerte die Herrschaft bereits 1296 an Friedrich und Heinrich von Stubenberg. Diese sahen sich aber selbst hohen Forderungen des Herzogs Albrecht gegenüber und traten die Burg Leoben diesem an Zahlungsstatt ab. Der Herzog setzte vorerst wieder Pfleger ein, die zugleich als Landrichter tätig waren. 1399 hatte Hans Idungsberger beide Ämter inne. Er hatte zuvor die Burg Freienstein an der Donau als Pfandobjekt besessen und benannte die Burg Leoben nun in Freienstein um. Im 15. Jahrhundert wurde diese meist verpfändet oder an steirische Adelige verliehen. Im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts war sie bereits stark verfallen, so dass sie restauriert werden musste. Der damalige Pfleger, Hans Haug aus Eisenerz, hatte große Unterschlagungen begangen und musste seine Ämter zurücklegen. 1527 wurde Freienstein an Sigmund von Herberstein als Lohn für seine diplomatischen Dienste am Moskauer Zarenhof verpfändet. Bereits 1560 hatte der Verwalter Andree Klettenperger das günstiger gelegene Schloss Friedhofen als Wohnsitz bezogen. Da natürlich auch die Herberstein ihr prächtiges Familienschloss bevorzugten, geriet Freienstein neuerlich in Verfall Als Kreidfeuerstation stand es aber noch 1596 in Verwendung. 1622 wurde die Herrschaft an den Freiherrn Gottfried von Stadl verkauft. Er besaß auch die Riegersburg, Kornberg, Massenberg, Liechtenegg und Freiberg. Seine Witwe Johanna veräußerte die bereits unbewohnbar gewordene Burg 1652 dem Jesuitenkolleg in Leoben. Dieses errichtete 1661 an ihrer Stelle eine der Muttergottes geweihte Kirche, die sich bald zu einem vielbesuchten Wallfahrtsort entwickelte. Als der Jesuitenorden 1773 aufgehoben wurde, fiel die Herrschaft mit dem Burgberg und der Kirche an den staatlichen Studienfonds. Die Gründe wurden verkauft. Heute gehört die Kirche zur Pfarre St. Peter-Freienstein.

Am Westende des Ortes springt ein Felsvorsprung ins Vorderberger Tal vor. Die darauf befindliche Kirche „Maria Sieben Schmerzen“ ist schon von weitem zu sehen. Da die Felsen an drei Seiten fast senkrecht abfallen und die Bergkuppe nur im Nordosten durch einen eingeschnittenen Sattel mit dem anschließenden Bergland verbunden ist, war die Lage für die Errichtung eines Wehrbaues äußerst günstig, umso mehr als man von hier aus das gesamte Vordernberger Tal kontrollieren konnte. Von der einstigen Burg ist leider nicht mehr viel vorhanden. Neben den massiven Fundamenten erinnert vor allem der vorspringende Rundturm im Südwesten an den einstigen Wehrbau. Er dient heute natürlich als Kirchturm. Sein unterer Teil stammt noch aus dem 15. oder 16. Jahrhundert, als er als Bastionsturm verwendet wurde. Im oberen Bereich ist er achtseitig. Sein Durchmesser beträgt etwa 4,5 m. Auch der zweigeschossige Torbau mit seinen Schießscharten sowie die Umfassungsmauern gehen noch auf die Burg zurück. Die Inschrift „1685“ bezieht sich vermutlich auf den Umbau zur Kirche, wobei die noch brauchbaren Bauteile mitverwendet wurden. Wiederverwendet wurden auch die alten behauenen Ecksteine, die an der Nordwestecke eingesetzt wurden. Das Vordach der Kirche ruht auf zwei spätgotischen Säulen, die ebenfalls noch aus der Burg Freienstein stammen. Diese bestand – wie man aus einer Zeichnung des späten 16. Jahrhunderts ersehen kann – aus einem viereckigen Bergfried am höchsten Punkt des Felsens. An diesen grenzte ein ebenfalls viereckiger Wohnturm. Am Rande des Felsabsturzes stand ein schmales Wohngebäude. Die Bauten waren von einer Wehrmauer umgeben und begrenzten mit dieser einen schmalen Hof.

Lage: Steiermark/Bezirk Leoben – ca. 5 km westlich von Leoben-Donawitz

Besichtigung: meist nur von außen möglich


Weitere Literatur:


20.08.2010