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Wiener Neudorf - Schlossmühle


Bereits um 1135 wird von einem Gut in Nuwendorf berichtet. Es dürfte sich etwas später im Besitz der Herzoge von Mödling, also der Babenberger, befunden haben, denn 1206 lebte hier Ortolf, Kellermeister des Herzogs Heinrich d. Ä. von Mödling. In den folgenden Jahrhunderten wechselten sich namhafte österreichische Adelige im Besitz des Schlosses ab, z. B. Erasmus Teufel (um 1540), Andreas von Hofkirchen (1614), Helfrich von Meggau ( (1624) und Heinrich Kielmann Freiherr von Kielmannsegg (1631). Wie ein Stich von Georg Matthäus Vischer aus dem Jahr 1672 zeigt, stand damals an der Stelle des heutigen leeren Platzes ein stattliches Wasserschloss, das als „Vösten Neydorff“ bekannt war. Es wurde 1683 von den Türken zerstört, aber wenige Jahre später unter dem Freiherrn Joseph Leopold von Königsacker wieder aufgebaut. Diesem gelang es auch, den ruinierten Gutsbesitz durch Zukäufe zu vergrößern und wieder ertragreich zu machen. 1733 verkaufte er seine Herrschaft an Kardinal Siegmund Graf Kollonitsch, den Erzbischof von Wien. Kardinal Christoph Anton Graf von Migazzi ließ um 1792 vor allem die Schlossmühle zur Sommerresidenz des Wiener Episkopats umbauen. Sie erhielt damals ihr schlossähnliches Gepräge. 1853 erwarb der Staat das Hauptschloss und fungierte es zur Frauenstrafanstalt um. Die weiblichen Sträflinge wurden von der Kongregation der Schwestern vom Guten Hirten betreut, für die auf dem Gelände ein Kloster errichtet wurde. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich, wurden die Klosterschwestern noch 1938 vertrieben und im Schloss eine Polizeischule untergebracht. Ab 1940 diente es als Lazarett. Nachdem die Gebäude 1945 durch Bombentreffer schwer beschädigt wurden, kam es schließlich zu einem Totalabbruch, dem nur das Kloster sowie wenige Nebengebäude entgingen. Auch die Schlossmühle hatte starke Schäden erlitten, doch ging sie 1949 in Privatbesitz über und konnte gerettet werden. Heute präsentiert sie sich wieder in alter Schönheit.

Die Schlossmühle liegt am Ostrand von Wiener Neudorf, an der Grenze zu Biedermannsdorf. Sie ist der Rest der einst großen Schlossanlage. Es handelt sich dabei um ein spätbarockes Schlösschen, an dessen Südseite der ehemalige Mühlentrakt angebaut ist. Das Wohngebäude ist ein zweigeschossiger Kastenbau, an den ostseitig zwei ebenerdige Wirtschaftsbauten stoßen. Dadurch ergibt sich ein U-förmiger Hof. Die elfachsige Schauseite des Schlösschens weist nach Westen, in Richtung des einstigen Hauptschlosses. Sie zeigt einen leicht vortretenden dreiachsigen Mittelrisalit, der von einem einfachen Dreiecksgiebel überspannt wird. Die darin befindliche Uhr ist wohl schon lange unbrauchbar. Das Hauptportal liegt im Zentrum des Erdgeschosses. Es weist einen gedrückten Rundbogen auf. Im Gegensatz zu den meisten Schlössern dieser Art, befindet sich darüber kein Balkon, doch weisen die hohen Rundbogenfenster des Mittelrisalits Balustraden mit je sechs Steinsäulchen auf. Die Fenster sind mit Putzrahmen versehen und werden von Pilastern begrenzt. Die Seitenachsen sind im Plattenstil dekoriert. Ihre Sockelzonen sind genutet. Die Hoffassaden sind einfacher gehalten. Über der Einfahrt standen einst Statuen in zwei Nischen. Diese sind heute leer. Die platzlgewölbte Durchfahrt war mit zahlreichen Wappen geschmückt, doch hat sich davon nur ein geringer Teil erhalten. Neben dem Schlösschen stand noch im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts eine Kapelle, die dem Hl. Nepomuk geweiht war. Sie wurde aber bald danach abgerissen und durch eine kleinere Kapelle an der anderen Seite des Gebäudes ersetzt. Die Schlossmühle ist von einem parkähnlichen Gelände umgeben, das heute von einem Reitstall genutzt wird.

Lage: Niederösterreich/Wiener Becken – ca. 2 km östlich von Mödling

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


02.08.2010