ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Tollinghof


Aus einem Urbar der Babenberger aus der Zeit um 1220/30 geht hervor, dass damals im Tollinggraben bereits ein Hof existierte. Er war ein landesfürstliches Lehen, das zur Burg St. Peter-Freienstein gehörte und im dritten Viertel des 13. Jahrhunderts mit dieser an Graf Ulrich von Pfannberg vergeben war. Seine Vorfahren hatten das Kloster Admont mehrfach geschädigt. Als Wiedergutmachung schenkte er 1289 den „Hof zu Tolnich“ dem Stift. Einer anderen Urkunde nach, übergab er den Hof 1290 der Kirche St. Peter in Leoben. Möglicherweise handelt es sich aber auch um verschiedene Höfe im Tollingraben. 1296 gelangte der Tollinghof durch Kauf an die Brüder Heinrich und Friedrich von Stubenberg. Im 15. Jahrhundert gehörte er den Herren von Saurau. Paul Tollingmayer erwarb ihn 1471 von Wilhelm von Saurau. Er durfte sich ab 1496 von Tolling nennen. Eine der beiden Familien dürfte ihn burgartig ausgebaut haben, wobei aber sicher nicht an eine echte Verteidigungsmöglichkeit gedacht wurde. Allein seine Lage macht dies unmöglich. Der „Bergfried“ liegt unmittelbar neben einem Steilhang, der ihn deutlich überragt. Der Hof war nach wie vor ein landesfürstliches Lehen. Balthasar von Tolling verkaufte ihn 1583 an Georg Wolleser. Durch Heirat der Barbara Wolleser ging der Besitz 1622 an die Familie Turnberger über. Nach ihrem Tod wurde der Hof in Parzellen aufgeteilt, die an Bauern vergeben wurden. Noch 1844 machte der kleine Wehrbau einen wesentlich stattlicheren Eindruck als heute. Er liegt auf einem privaten Grundstückk und kann nicht besichtigt werden. Leider ist er völlig ungepflegt und wohl dem Verfall überlassen, wenn auch dieser durch die intakten Dächer noch aufgehalten wird.

Der Tollinghof liegt in unmittelbarer Nähe des Donawitzer Stahlwerks der voestalpine. Da er aber am Eingang zum Unteren Tollinggraben errichtet wurde, gehört er nicht mehr zu Leoben sondern zur Nachbargemeinde St. Peter-Freienstein. Vom spätmittelalterlichen Wehrbau ist noch der viergeschossige Bergfried erhalten. Da seine Nordseite apsisartig vorspringt und zweimal gebrochen ist, hat er einen sechseckigen Grundriss. Mit ca. 70 cm sind seine Bruchsteinmauern eher schwach dimensioniert und für eine Verteidigung ungeeignet. Der 12 Meter hohe Turm ist zwar verputzt, doch scheint an vielen Stellen bereits das Mauerwerk durch. Die eingestreuten Ziegel weisen auf ein relativ spätes Baudatum hin. Vermutlich wurde er gegen Ende des 15. Jahrhunderts erbaut, in einer Zeit, als kaum noch Burgen errichtet wurden. Sein schindelgedecktes Zeltdach sowie der Eingang im Erdgeschoß stammen aus einer wesentlich späteren Epoche. Von allen Geschossen führten Türen in den jetzt ruinösen und nur mehr eingeschossigen Anbau, der einst ein stattlicher Wohnturm war. Besonders qualitätvoll war ein Schulterbogenportal im ersten Obergeschoß gearbeitet. Die oberen rundbogigen Türöffnungen blicken jetzt funktionslos ins Freie. Unterhalb der Dachtraufe ist der Turm mit Schießscharten ausgestattet, die nach allen Seiten gerichtet sind. Der Anbau im Osten weist nur einen Raum auf. Seine Südostecke ist eingestürzt und provisorisch durch eine Bretterwand geschlossen. An manchen Stellen sind noch Reste des bemalten Verputzes zu erkennen. Sein Inneres war einst gewölbt, wie die Spuren von drei abgeschlagenen Gewölbezwickeln an den Wänden zeigen.

Lage: Steiermark/Bezirk-Leoben – ca. 500 m nordwestlich der Stadtgrenze von Leoben

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


30.07.2010