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Kreisbach


Grundherren von Crebizbac waren um 1100 die Markgrafen von Steyr sowie die Passauer Bischöfe. Vor allem die Markgrafen werden in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts mehrfach mit Schenkungen erwähnt. Die Ritterfamilie der Kreuzbecken ist auf Kreisbach von 1171 bis 1323 bezeugt. Ritter Friedrich war ein Weltreisender seiner Zeit und auch als „Friedrich der Landfahrer“ bekannt. Seine kriegerischen Unternehmungen führten ihn durch ganz Europa und in den Nahen Osten. Allerdings geriet er 1323 in der Schlacht bei Mühldorf gemeinsam mit seinem Kriegsherrn König Friedrich den Schönen in Gefangenschaft. Um das geforderte Lösegeld aufzubringen, musste seine Familie ihre Stammburg Kreisbach an Stephan von Hohenberg verkaufen. Herzog Rudolf IV der Stifter ernannte Friedrich von Kreisbach 1358 zum obersten Jägermeister und belehnte ihn mit der Herrschaft Rappoltenkirchen. Kreisbach blieb bei der Familie Hohenberg, die es als freies Eigen besaß und das Landgericht als landesfürstliches Lehen hielt. Anna, die Tochter von Erasmus, dem letzten Hohenberger, übernahm nach dessen Tod 1529 die Herrschaft. Sie musste sie aber 1546 wegen hoher Schulden an Christoph II Jörger verkaufen. Kreisbach wurde zu einem Stützpunkt des Protestantismus im mittleren Niederösterreich. 1621 verloren die Jörger ihre Besitzungen, da sie am protestantischen Adelsaufstand gegen Kaiser Ferdinand II führend beteiligt waren. 1625 erwarb das Stift Lilienfeld die Herrschaft. 1681 ließen sie den von den Jörgern eingerichteten Ballsaal in eine Schlosskapelle umwandeln. Die späteren Äbte hatten aber nach der Aufhebung der Grundherrschaft von 1848 offenbar keine Verwendung mehr für das Schloss. Um sich die Gebäudesteuer zu ersparen, ließen sie 1853/54 den größten Teil der Anlage abtragen. Der Rest wurde zwar landwirtschaftlich genutzt aber nicht mehr gepflegt, bis er vor einigen Jahren von einem Kulturverein übernommen wurde, der bereits die Fassaden und die Kapelle restauriert hat. Weitere Arbeiten sind geplant. Die Kapelle steht für Hochzeiten zur Verfügung.

Vom einst vieltürmigen mittelalterlichen Schloss sind außer einigen Nebengebäuden, wie der Schlosstaverne und dem großen dreiflügeligen Meierhof, nur mehr die zwei Trakte des Ostflügels erhalten. Sie stoßen beim Torbau im stumpfen Winkel zusammen. Eine erste Burg wurde wohl bereits im 12. Jahrhundert errichtet, doch stammt die erhaltene Bausubstanz vorwiegend aus dem 16. Jahrhundert. Blickfang ist der zweigeschossige, 14 m hohe Torturm. An seinen Kanten wurde die ehemalige Rautenmalerei rekonstruiert. Interessant ist die mit 1583 datierte Sonnenuhr. Sie zeigt neben den Stunden auch die Monate mit ihren Planetenzeichen. Bis vor wenigen Jahren führte eine Landesstraße durch das Tor. Über dem stark rustizierten Torbogen ist das Wappen des Lilienfelder Abtes Ignaz Krafft angebracht. Es ist mit 1625 bezeichnet. Die eisenbeschlagenen Torflügel wurden vor einigen Jahrzehnten nach Lilienfeld gebracht. In der Torhalle haben sich einige Nischen mit Schießscharten erhalten. Durch die tonnengewölbte Einfahrt gelangte man einst in den Hof. Da die ihn begrenzenden Gebäude verschwunden sind, befindet sich an seiner Stelle heute eine große Wiese. Die Hoffront des erhaltenen Traktes ist stark gegliedert. Sie wird durch die Schmalseite der Schlosskapelle dominiert. Diese ist der Hl. Anna geweiht. Auf ihrer Giebelwand sitzt ein gedrungener hölzerner Dachreiter mit Zeltdach, der als Glockenturm dient. Dem zweijochigen Innenraum ist sein einstiger Verwendungszweck als Ballsaal anzusehen. Es ist ein 6 Meter hoher rechteckiger Raum mit einem Grundriss von 10 x 8 m. Gewölbe und Wände sind reich mit zarten Stuckverzierungen aus der Zeit um 1720 versehen. Der an die Kapelle anschließende dreigeschossige Bau beherbergt im Erdgeschoß einen weiteren Saal. Das Schloss war von einer weitläufigen Bruchsteinmauer und einem Graben umgeben. Beide Wehreinrichtungen sind noch teilweise vorhanden, ebenso Reste eines Rundturmes an der West- und ein Vierecksturm an der Nordecke. Von den abgerissenen Schlosstrakten blieben nur Fundamente und verschüttete Keller.

Lage: Niederösterreich/Traisental – ca. 2 km östlich von Wilhelmsburg

Besichtigung: gelegentlich möglich

Homepage: www.kreisbach.at


Weitere Literatur:


27.07.2010