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Neuhaus am Klausenbach - Ruine


Als im 12. Jahrhundert die Babenberger bzw. die steirischen Markgrafen daran gingen, die Ostgrenze ihrer Länder durch einen Burgengürtel zu schützen, begannen auch die Ungarn ihre Westgrenze zu befestigen. Wolfer von Wildon, der in Westungarn große Besitzungen hatte, errichtete am heutigen Burgberg von Güssing ein Benediktinerkloster, dem er umfangreiche Grundstücke schenkte. Dazu gehörte auch ein Dorf namens Podgrad (Schlossgrund). Es bestand nur aus acht Häusern, doch nimmt man an, dass es sich dabei um das heutige Neuhaus gehandelt hat. Dieses war noch im 14. Jahrhundert unter der ungarischen Bezeichnung „váralja“ bekannt, was ebenfalls Schlossgrund bedeutet. Der Name weist auf einen bereits bestehenden Wehrbau hin. Die Behauptung des burgenländischen Burgenforschers Josef Karl Homma, dass die Burg Neuhaus bereits 1170 unter dem Namen „novum castrum“ erstmals erwähnt wurde, kann aber nicht verifiziert werden. Dennoch zählt Neuhaus zu den ältesten Wehranlagen im österreichisch-ungarischen Grenzraum und war wohl das ungarische Gegenstück zur steirischen Burg Kapfenstein. Es gehörte zum Einflussgebiet der Güssinger Grafen. Seine militärische Aufgabe war es, das Land zwischen Raab und Mur zu schützen. Vor allem riegelte es den Zugang durch das Klausenbachtal ab. Um 1200 saßen hier die Brüder Paul, Nikolaus und Stephan, die zu den Gefolgsleuten der Güssinger zählten. Kurz danach wurde Neuhaus der Abtei St. Gotthard übergeben, doch nahm es Graf Andreas von Güssing noch vor 1213 wieder in seinen Besitz. Kurz danach fiel die Burg an den ungarischen König. Bela IV ließ sie ausbauen und stärker befestigen. Paul von Neuhaus war um 1220 oberster Landrichter. Außerdem war er ein Waffengefährte von Heinrich I von Güssing.

1271 musste die Besatzung die Feste dem böhmischen König Przemysl Ottokar II übergeben. Im diesbezüglichen Friedensvertrag zwischen dem ungarischen König Stephan V und Ottokar wurde die Burg erstmals erwähnt und als „castrum Dobra“ bezeichnet. Danach wurde sie wieder ungarisch. Als Burgherren werden die Brüder Nikolaus und Stephan aus dem Haus Geregye genannt. Nikolaus war Gespan von Eisenburg und Stephan Wojwode von Siebenbürgen. Neuhaus war für die ungarischen Könige ein wichtiger Stützpunkt im Streit mit den Österreichern und den Güssinger Grafen. Die auf Egervár sitzende Familie Geregye dürfte bis 1320 im Besitz von Neuhaus gewesen sein. Danach gehörte es der ungarischen Krone. Vorübergehend hatte sich hier der Steirer Artholf von Kapfenstein festgesetzt. König Sigismund belehnte 1387 den Palatin (Stellvertreter des ungarischen Königs) Nikolaus Széchy mit der Herrschaft. Dieser hatte sie zuvor dem Kapfensteiner wieder abgenommen. Sigismund übertrug das einträgliche Patronatsrecht über das Kloster St. Gotthard den Söhnen des Nikolaus Széchy, Johann, Nikolaus II und Peter II. Wie bei den meisten Burgen im österreichisch-ungarischen Grenzraum hielten die Burgherren manchmal zu den Ungarn und manchmal zu den Österreichern. So beteiligte sich Johann Széchy 1459 mit 24 anderen ungarischen Magnaten auf der Burg Güssing an der Wahl Friedrichs III zum König von Ungarn. Diese Parteinahme führte aber dazu, dass die Burg 1467 durch den Burgherrn von Schlaining, Andreas Baumkircher, der damals Matthias Corvinus unterstützte, in seiner Fehde gegen Friedrich III erobert und teilweise zerstört wurde.

Im Frieden von Pressburg konnte König Maximilian I 1490 die meisten Grenzherrschaften für die Habsburger sichern. Neuhaus unterstand aber weiterhin den ungarischen Königen. Nach Johann Széchy übernahm dessen Bruder Nikolaus II die Herrschaft. Als Oberstallmeister des Matthias Corvinus stand er natürlich auf der Seite des ungarischen Königs. Er war so reich, dass er König Wladislav II eine eigene militärische Reitertruppe zur Verfügung stellen konnte. Unter ihm wurde die Burg wieder auf- und deutlich ausgebaut. Der Ort Neuhaus wurde 1478 zum Markt erhoben. Sein Sohn Thomas II Széchy fiel in der Schlacht von Mohacs im Kampf gegen die Türken. Letzter männlicher Vertreter der Familie Széchy war sein Sohn Stephan, der vor allem dadurch bekannt wurde, dass er sein Patronatsrecht über das Kloster St. Gotthard missbrauchte und sich am Vermögen der Abtei St. Gotthard vergriff. Auf Befehl des Königs Ferdinand I musste er den entwendeten Klosterbesitz wieder zurückgeben. Er starb 1535 ohne Nachkommen. Ein anderer Zweig der Familie Széchy besaß im heutigen Slowenien auch die Burgen Grad und Murska Sobotka, wo sie bis 1685 das führende Adelsgeschlecht der Murebene blieb. Stephans Schwester Margarethe heiratete 1541 den kaiserlichen Feldhauptmann Niklas Graf Salm. Ihre Tochter Magdalene brachte Neuhaus in ihre Ehe mit dem Freiherrn Ladislaus III Popel von Lobkowitz ein, der zum böhmischen Hochadel gehörte. Aber auch dieses Paar hatte keine männlichen Erben. Wie die meisten Adeligen der damaligen Zeit, waren auch Magdalena und ihre Tochter Eva eifrige Verfechter der Lehre Luthers. Erzherzog Ferdinand hatte die Ausweisung aller protestantischen Prädikanten und Lehrer verfügt. Sie fanden zum Teil in der Burg Neuhaus Zuflucht, was zu einer Rüge durch König Rudolf II führte. Im Aufstand des siebenbürgischen Fürsten Stephan Bocskay unterstützte jedoch Magdalene von Popel-Lobkowitz den Habsburger. Bocskays Heerführer Gregor Némethy verwüstete mit seinen Haiducken 1605 die Grenzgebiete, doch dürfte die Burg nicht ernsthaft angegriffen worden sein. Eva Popel-Lobkowitz heiratete 1607 Franz II Batthyány, wodurch die Herrschaft an dessen Familie fiel. Als Belohnung für seine Erfolge im Kampf gegen die Türken hatte dieser zuerst einige Güter der wegen der Aufgabe der Festung Belgrad in Ungnade gefallenen Generäle Héderváry und Török erhalten. Dies war der Grundstock für den reichen Immobilienbesitz der Batthyány, der in späterer Zeit den Großteil des südlichen Burgenlandes umfasste, aber auf mehrere Familienzweige aufgeteilt war.

Die Batthyánys lebten aber nicht auf Neuhaus, sondern bevorzugten ihre Residenzen in Güssing und Körmend. Eva blieb dem Protestantismus auch treu, als ihr Sohn Adam aus politischen und finanziellen Gründen zum Katholizismus konvertierte und die katholische Gräfin Aurora Formantini aus Görz heiratete. Unter anderem brachte ihm dieser Religionswechsel den Grafentitel ein. Eva zog sich verbittert auf die Burg Neuhaus zurück, die weiterhin ein lutherisches Bollwerk gegen die Gegenreformation blieb. Sie starb 1640. Danach diente die Burg nicht mehr als adeliger Wohnsitz. Sie wurde nur mehr von herrschaftlichen Beamten bewohnt. Um seine Besitzungen zu schützen, kooperierte Graf Christoph II Batthyány 1683 mit den Türken bzw. den Aufständischen unter Emmerich Thököly. Kaiserliche Truppen plünderten hierauf die Herrschaft Neuhaus. Als diese abzogen, wurde sie von 1000 berittenen Kroaten und 600 Haiducken besetzt. Eine Woche später konnten diese ungebetenen Gäste von einem kaiserlichen Aufgebot wieder vertrieben werden. Graf Christoph II Batthyány hatte sich klugerweise zuvor wieder mit dem Kaiser versöhnt. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts gehörten zur Herrschaft 26 Dörfer, die zum Teil im heutigen Ungarn und in Slowenien lagen. In Neuhaus befand sich auch der Sitz eines ausgedehnten Landgerichtes. Wegen seiner Größe war es in sieben Untergerichte aufgeteilt. Die topographische Bezeichnung Galgenkreuz erinnert noch heute an die ehemalige Richtstätte, wo 1834 die letzte Hinrichtung erfolgte. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts zogen auch die Angestellten in das unweit gelegene Schloss Tabor bzw. in den Ort und überließen die Burg ihrem Schicksal. Sie war oft hart umkämpft. Zuletzt wurde sie noch 1704 von den Kuruzzen des ungarischen Magnaten Franz II Rákóczi besetzt. Ihr endgültiger Verfall geht jedoch nicht auf Kriegshandlungen zurück, sondern auf die Dachsteuer unter Kaiser Josef II. Ihre Dächer wurden abgetragen, um sich die Steuer für das nutzlos gewordene Bauwerk zu ersparen. Danach wurde es von der örtlichen Bevölkerung, aber auch von der Herrschaft selbst als Steinbruch verwendet. Aus dem Steinmaterial der Burg wurden u. a. die katholische Kirche, zwei Mühlen und einige Wohnhäuser errichtet. Die verbliebene Ruine gehört heute der Marktgemeinde Neuhaus am Klausenbach.

Neuhaus am Klausenbach ist die südlichste Gemeinde des Burgenlandes. Die Burg, die von den Ungarn Vasdobra oder Dobra genannt wird, liegt etwas nördlich des Marktes auf einen 359 m hohen, ehemaligen Vulkankegel. Der Bauplatz war strategisch gut gewählt, denn von hier aus konnte man weit in die feindliche Steiermark blicken. Direkten Sichtkontakt gab es auch zur Burg Kapfenstein, der am weitesten vorgeschobenen Feste des Gegners. Ursprünglich war Neuhaus wohl nur eine kleine Anlage, die aber im Laufe der Zeit zu einer stattlichen Burg ausgebaut wurde, wie sie auf dem Stich von Johann Lendentu aus dem Jahr 1639 abgebildet ist. Von ihr haben sich nur mehr wenige Mauerreste erhalten. Sie sind gepflegt und wurden vor einigen Jahrzehnten als Aussichtswarte ausgebaut. Ihr Grundriss hat die Form eines unregelmäßigen Fünfecks. Die Außenmauern waren ca. 2,5 Meter stark. An sie waren innen verschiedene Gebäude angebaut, die aber längst verschwunden sind. Der heute geräumige Hof war dadurch wesentlich enger. Als Baumaterial diente vulkanisches Tuffgestein, das in Form von Bruchsteinen lagerhaft verarbeitet wurde. Größere Mauerteile haben sich vor allem an der Südwestseite erhalten. Sie zeigen spitzbogige Öffnungen. Außerdem haben sich Reste von Stützpfeilern und eines Gußerkers erhalten. Auch Spuren des quadratischen romanischen Bergfrieds sind noch zu erkennen. Pfostenlöcher an der Innenseite der Außenmauer weisen auf einen hölzernen Wehrgang hin. Die noch vorhandenen Mauerteile wurden ebenso stark restauriert wie der runde Mauerrand der einstigen Zisterne im Burghof. Diese soll angeblich 40 m tief und mit Quadern verkleidet gewesen sein. Eine solche Tiefe würde aber eher für einen Brunnen und nicht für eine Zisterne sprechen. Im Süden schließt an die Hochburg eine Terrasse an, die vermutlich mit den Gebäuden der Vorburg bebaut war. Im benachbarten Wald kann man noch Reste des Grabens und sonstiger Befestigungen erkennen.

Lage: Burgenland/Südburgenland – ca. 12 km südwestlich von Jennersdorf

Besichtigung: jederzeit möglich


Weitere Literatur:


21.07.2010