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St. Peter-Freienstein - Friedhofen


Wie viele Schlösser der Steiermark ging auch Friedhofen aus einem ehemaligen Bauernhof hervor. Möglicherweise war er ursprünglich ein Meierhof der Herrschaft Freienstein. 1530 wird der Ansitz als Freihof bezeichnet. Davon dürfte sich auch sein Name ableiten. Es könnte aber auch ein umzäunter (umfriedeter) Hof gemeint sein. Damals verkauften ihn die Erben des Ulrichs von Krottendorf an den Besitzer der Herrschaft Freienstein, Sigmund Freiherr von Herberstein. Dieser verlieh ihn an Peter Fridmayer zur Bewirtschaftung. 1560 diente der Hof dem Pfleger von Freienstein, Andree Klettenperger, als Wohnsitz. Er begann mit dem Ausbau zum Herrensitz und vergrößerte das Gut durch etliche Zukäufe. Als seine Witwe ein zweites Mal heiratete, verkaufte sie den Renaissancebau 1572 an ihren Bruder, Georg Friedrich Friewirt, dem Forstmeister von Eisenerz. 1622 erwarb Stephan Rauchenperger den Ansitz. Auf ihn folgte Wolf Ernreich von Prankh. 1644 waren die Steuerschulden bereits so angewachsen, dass Friedhofen an Dr. Christoph Farry, dem Verwalter des Stiftes Göß, zuerst verpfändet und dann 1652 verkauft wurde. Dessen Sohn Hans Christoph veräußerte den Edelsitz 1660 an Lucas Casimir von Praunsperg. 1665/67 erfolgte eine Modernisierung bzw. ein Ausbau, wobei das Schloss sein heutiges Aussehen erhielt. Gegenüber dem Vischer-Stich von 1681 hat es sich kaum verändert. Für kurze Zeit befand es sich im Pfandbesitz des Stiftes Göß, wurde aber schon 1668 wieder eingelöst. In den nächsten 60 Jahren wechselten die Besitzer recht häufig. Zu ihnen zählten Eleonore Gräfin von Mersperg (1675), Johann Simon von Leutzendorf (1694) und Wolf Raimund von Kellersberg (1705). Der Familie Ziernfeld gehörte Friedhofen von 1730 bis 1824. Leopold von Ziernfeld dürfte zu seinen Untertanen kein besonders freundliches Verhältnis gehabt haben. 1771 wurde er in seinem eigenen Schloss auf Gerichtsbeschluss sechs Monate lang in Hausarrest gehalten, da er seinen Müller zu Tode geprügelt hatte. Außerdem wurde er dazu verurteilt, für das Auskommen dessen Witwe zu sorgen. 1840 wurde Johann Nepomuk Czagran Schlossherr. Seit 1856 gehört Friedhofen der Familie Aubell. Es ist bestens restauriert und beherbergt verschiedene montanhistorische Ausstellungen. Außerdem dient es als regionales Kulturzentrum und kann für Veranstaltungen aller Art gemietet werden.

Das Schloss liegt im Südteil des Ortes St. Peter-Freienstein unweit der Pfarrkirche. Es ist ein stattlicher, zweieinhalbgeschossiger, quadratischer Bau aus dem 16. Jahrhundert, an dessen Ecken rechteckige Türme vorspringen. Sie sind mit spitzen Pyramidendächern gedeckt. Der dem Vorderbergerbach zugewendete Osttrakt ist in seiner Mitte mit einem Dachreiter geschmückt, der als Uhr- und Glockenturm dient. Die zahlreichen Fenster des Hauptgeschosses sind mit einfachen Stuckrahmen versehen. Ihre grünen Fensterläden beleben die ansonsten weitgehend schmucklosen Fassaden. Das oberste Geschoß weist nur kleine querrechteckige Öffnungen auf. Die quadratischen Fenster des Untergeschosses sind vergittert. Rechts oberhalb der rundbogigen Einfahrt ist in einer Nische eine barocke Strahlenkranzmadonna mit dem Jesuskind zu sehen. Die Torflügel sind mit Eisenblech beschlagen. Unweit davon liegt ein rundlicher Quarzblock, ein alter Antrittstein zum Besteigen von Pferden oder Wagen. Die Gebäudekanten werden durch eine Putzquaderung betont. Durch die gewölbte Einfahrt gelangt man in den rechteckigen Innenhof. Er wurde 1667 an drei Seiten mit zweigeschossigen Säulenarkaden geschmückt. An den Säulen kann man noch Reste der einstigen Bemalung erkennen. Eine lateinische Inschrift mit Chronogramm über einer Säule in der Ostecke des Hofes erinnert an den Ausbau von 1665. Damals wurde die bis dahin dreiflügelige Anlage zum Vierkanter geschlossen. Der Innenhof wurde 1981 restauriert. Ältester Teil des Schlosses ist der dem Bach zugewandte Ostflügel. Am Aufgang zum Obergeschoß ist ein Madonnenbild aus dem 18. Jahrhundert angebracht. Der kreuzgratgewölbte Arkadengang des Obergeschosses ist mit zierlichen Stuckarbeiten und Fresken aus dem Jahr 1667 geschmückt. Das Schloss war damals im Besitz des Stiftes Göß. Daher sind vorwiegend geistliche Motive zu erkennen. Die ehemalige Schlosskapelle liegt im ersten Stock des Südflügels. Sie weist eine prächtige Stuckdecke aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts auf. Die Decke ist vermutlich ein Werk Alessandro Serenios oder eines seiner Schüler. In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde sie restauriert. Spuren des einstigen Wassergrabens, der einst das Gebäude umgab, sind noch im Gelände zu erkennen.

Lage: Steiermark/Bezirk Leoben – ca. 4 km westlich von Leoben

Besichtigung: die Sammlungen können jeweils am Dienstag, Donnerstag und Freitag von 10.00 bis 12.00 besucht werden

Homepage: www.gut-friedhofen.at


Weitere Literatur:


08.07.2010