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Landersdorf


Landersdorf wird angeblich bereits im Jahr 1004 erstmals urkundlich erwähnt, doch gilt diese Nennung als nicht gesichert. Jene von 1115 wird aber nicht angezweifelt. Ab der Mitte des 12. Jahrhunderts sind die Herren von Lantrisdorf nachweisbar. Das Rittergeschlecht dürfte um 1471 ausgestorben sein. 1584 war hier Wolf Ulrich Staindl begütert. Dann gehörte Landersdorf der Familie Geyer von Osterburg. Sie dürfte den bis dahin einfachen Hof in ein Renaissanceschloss verwandelt haben. 1665 erwarb Hans Niklas Freiherr von Gienger den Ansitz. Er gelangte aber bald an Eva Sophie von Velderndorf und dann 1669 an Simon Wagner von Wagenheim. Der Edelmannshof war freies Eigen und mit einem Landgericht verbunden. Wagner verkaufte ihn an das Erzbistum Salzburg. Johann von Seewies d. Ä. war Salzburger Pfleger in Traismauer. Er tauschte seinen Hof in Arnsdorf gegen Landersdorf ein. Für die Salzburger Erzbischöfe war dieser Tausch aber offenbar nicht vorteilhaft. Als Seewies sein Pflegeramt zurücklegte, wollten sie Landersdorf wieder übernehmen. Seewies konnte ohnehin nicht von dessen Einkünften leben und verkaufte es schließlich an Zacharias Kirchmaier. 1697 gelangte das Gut an Valentin Langstöger. Zwischen 1753 und 1806 wurde es direkt vom Salzburger Erzbistum verwaltet. Nach der Säkularisierung Salzburgs wurde Landersdorf vom staatlichen Cameralfonds übernommen. 1826 verkaufte es dieser an Franz Seraph Graf Colloredo, der es seiner Herrschaft Walpersdorf anschloss. Landersdorf ist auch heute noch ein Forstgut des Klosters Walpersdorf. Es dient als Revierleitung und wird vom Förster bewohnt. In den Jahren 1980/81 fand eine umfassende Restaurierung statt.

Das weithin sichtbare Schlösschen liegt am Osthang des Dunkelsteiner Waldes oberhalb von Oberwölbling. Es ist ein zweigeschossiger, nahezu quadratischer Bau aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, dessen schlichte spätbarocke Fassaden durch Putzfaschen in einzelne Felder geteilt werden. Im ersten Obergeschoß haben sich teilweise noch die eisernen Fensterkörbe des 18. Jahrhunderts erhalten. Am Vischer-Stich von 1672 sind an den Gebäudeecken kleine Zwiebeltürmchen zu erkennen, die aber heute nicht mehr vorhanden sind. Auch das Dach hat sich verändert. Der Gesamteindruck wird heute durch das hohe geknickte Mansarddach geprägt, während das Gebäude im 17. Jahrhundert zwei Dächer mit parallel gestellten Firsten aufwies. Die Hauptfront ist nach Süden gerichtet. Hier befindet sich nicht nur das einfache Rundbogenportal, über dem man die Jahreszahl 1592 erkennt, sondern auch eine hübsche Sonnenuhr. Die westliche und die östliche Fassade werden durch einfache Dreiecksgiebel betont. Im Inneren findet man vorwiegend tonnengewölbte Räume oder solche mit Stichkappen aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Vom Vestibül führt eine Treppe zum darüber liegenden Saal. Der im Süden angebaute hakenförmige Wirtschaftstrakt stammt vermutlich erst aus dem 19. Jahrhundert. Das Schlossareal ist von einer Umfassungsmauer begrenzt, an deren Nordost- und Nordwest-Ecke eingeschossige Rundtürme mit Schießscharten vorspringen. Sie dürften aber kaum der Verteidigung gedient und wohl nur dem Bau ein bedeutenderes Aussehen gegeben haben. Die kaum befensterte Nordfront des Schlosses ist in die Nordfront der Umfassungsmauer integriert. Bedingt durch die Anlage einer Straße musste die Südwestecke abgetragen werden. Die Zufahrt zum Schloss erfolgt durch einen geschwungenen Torbogen im Nordosten.

Lage: Niederösterreich/Dunkelsteiner Wald – ca. 10 km nordwestlich von Herzogenburg

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


30.06.2010