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Frondsberg


Leutold von St. Dionysen-Gutenberg verstarb 1190 auf einem Kreuzzug ins Heilige Land. Wie viele Kreuzritter seiner Zeit hatte er seinen Besitz im Fall seines Todes der Kirche gestiftet. Er hinterließ ein reiches Erbe, zu dem auch das Gebiet um Anger gehörte. Es fiel an den Salzburger Erzbischof, der es als Lehen an Rudolf von Stadeck, einen seiner Ministerialen, weitergab. Vermutlich war er es, der mit dem Bau der Burg begann. Diese wird 1265 erstmals urkundlich genannt. 1287 nennt sich bereits der Stadecker Heinrich nach „Vriuntsperg“. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts gelangten Anteile an Frondsberg an die Losensteiner. Der größte Teil verblieb aber bei den Stadeckern. Diese lebten aber nicht hier, sondern setzten Burggrafen als Verwalter ein. Ein solcher war Dieter von Teufenbach-Mayrhofen, der 1371 erwähnt wird. Gegen ende des 14. Jahrhunderts befand sich Frondsberg wieder voll im Besitz der Herren von Stadeck. Nach dem Aussterben dieser Familie fiel die Herrschaft durch Erbschaft an die Grafen von Montfort. Haug und Ulrich von Montfort wurden 1403 mit ihr vom Salzburger Erzbischof belehnt. Zu den von ihnen eingesetzten Pflegern zählten wieder Mitglieder der Familie Teufenbach-Mayrhofen. Hermann Graf von Montfort verkaufte Frondsberg 1470 an Andreas Sarl, den langjährigen Burgverwalter. Wolfgang Sarl war der letzte seiner Familie. Seine Tochter Margarete brachte die Herrschaft als Heiratsgut in ihre Ehe mit Leopold von Lembach ein, der 1540 auch das Wappen der Sarl verliehen bekam. 1577 verkauften seine Töchter ihr Erbgut an Hans Franz von Neuhaus. Er ließ die Burg endgültig in ein Renaissanceschloss verwandeln, nachdem bereits die Vorbesitzer entsprechende Umbauten vorgenommen hatten. Unter ihm wurde der Arkadenhof geschaffen und die schönen gekuppelten Fenster im Obergeschoß eingebaut. Außerdem ließ er alle Trakte auf die gleiche Höhe bringen und schuf so das heutige Aussehen des Schlosses. Auch der innere Torturm und ein Teil der qualitätvollen Einrichtung wurden von ihm in Auftrag gegeben. Allerdings hatte er sich mit dem Bauvorhaben finanziell übernommen, so dass der schwer verschuldete Besitz 1601 von Jakob Schränkel gepfändet wurde.

1622 wurde Frondsberg der Anna von Pranckh zugesprochen, die ebenfalls zu den größten Gläubigern des Hans Franz von Neuhaus zählte. Ihr Sohn Wolf Andree von Pranckh musste 1629 als Protestant die Steiermark verlassen. Er verkaufte das Schloss 1634 an Heinrich Flach von Schwarzenberg. Dieser konnte den Kaufpreis aber nicht bezahlen und veräußerte es 1642 an Georg Adl von Adlstein. Den Pranckh’schen Erben gelang es erst 1647 einen Teil der noch ausständigen Kaufsumme zu erhalten. Der ehemalige Verwalter des Schlosses, Blasius Lechner, kaufte es 1651 und schloss es seiner Herrschaft Lehenshofen an. 1787 wurde in Frondsberg Carl Schmutz, als Sohn des Verwalters geboren. Er wurde einer der bedeutendsten Topographen der Steiermark. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wusste man nicht so recht, was man mit dem militärisch bedeutungslos gewordenen Bau anfangen könnte. Eine Visitation ergab, dass man darin etwa 200 Soldaten unterbringen oder es als Getreidedepot verwenden könnte. Beides unterblieb glücklicherweise. Mit der Burg verbunden war auch ein Landgerichtsbezirk. 1823 erwarb der Reichsfreiherr Ferdinand von Gudenus die Herrschaft, zu der etwa 220 zinspflichtige Häuser zählten. Das gut erhaltene Schloss ist noch immer im Besitz der Familie Gudenus. Die schweren Kriegsschäden von 1945 konnten schon in der Nachkriegszeit beseitigt werden. Frondsberg wurde seit der Renaissancezeit kaum verändert, so dass es heute ein Musterbeispiel für einen steirischen Adelssitz ist, bei dem die mittelalterliche Ringmauerburg durch einen Renaissanceumbau wohnlicher gestaltet wurde.

Das zweigeschossige Schloss Frondsberg gehört zu den interessantesten Adelssitzen der Steiermark. Es liegt auf einem hohen Felskegel, dessen steilen Hänge an drei Seiten von der Feistritz umflossen werden. Lediglich im Osten verbindet ein schmaler Sattel den Burgberg mit dem Hügelland des Rabenwaldes. Die dem Gelände angepassten Gebäude der Ringburg nehmen praktisch die gesamte Bergkuppe ein. Sie umschließen einen nahezu dreieckigen Hof mit zweigeschossigen Arkadengängen an zwei Seiten. In seiner Mitte liegt eine Zisterne. Über den von Südwesten her heranführenden steilen Burgweg gelangt man zu einem mächtigen Torbau etwas unterhalb der Hochburg. Der viereckige Torturm ist mit der oberen Zwingermauer verbunden. Hinter dem Tor erstreckt sich ein länglicher Wirtschaftshof. Eine steile Steintreppe führt zum inneren Burgtor, das aber derzeit nicht in Verwendung ist. Im darüber befindlichen Turm liegt die Kapelle, auf die ein kleines Türmchen hinweist. Ein weiterer Dachreiter markiert die Ostecke des Gebäudes. Die ältesten Bauteile sind im stark geknickten Westflügel zu finden. Hier befand sich einst der mittelalterliche Palas, auf den im Untergeschoß gotische Rechteckfenster und vermauerte Schießscharten hinweisen. Auch das Torgebäude an der Ostseite und die ebenfalls geknickte Südfront gehören zur ältesten Bausubstanz. Im zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts fand ein erster umfangreicher Renaissanceausbau statt, der das Obergeschoß des Westflügels und das Erdgeschoß des Südtraktes betraf. Aus dieser Zeit stammen die Netzgratgewölbe sowie mehrere Steinkamine. Der Nordflügel stammt vom Ende des 16. Jahrhunderts. Die Außenwände der Burg sind im Obergeschoß mit zahlreichen Doppelfenstern in Rechteckrahmung aus der Renaissancezeit geschmückt. Sie ähneln jenen am Grazer Landhaus. Man vermutet daher, dass hier ein Schüler von Domenico dell’Allio tätig war.

Im Inneren des Schlosses finden sich schön gearbeitete steinerne Türstöcke und prächtige Kassettendecken. Besonders kunstvoll gearbeitet ist die schwere Eichenholz-Decke im „Rittersaal“ des Südtraktes. Bemerkenswert in diesem Raum sind auch zwei intarsierte Portale, die vom Boden bis zur Decke reichen und architektonisch gestaltet sind. Links und rechts der Türen stehen auf hohen Sockeln je zwei Säulen, die ein reich verziertes Gebälk tragen. Auf diesem stehen weitere fünf, allerdings etwas niedrigere Säulen. Sie tragen ein weiteres, an die Decke stoßendes Gebälk. Der gewaltige vierfarbige Kachelofen stammt aus dem letzten Viertel des 16. Jahrhunderts. An seiner Rückwand befinden sich zahlreiche – darunter allerdings einige im 20. Jahrhundert ergänzte – Delfter Kacheln mit Landschaftsdarstellungen aus dem 18. Jahrhundert. Der Saal wird an zwei Seiten durch große Fenster beleuchtet. Die freien Wandflächen sind mit Leinen-Tapeten bedeckt, die Tapisserien imitieren und gemalte Jagdszenen aus dem Spätbarock zeigen. Die Ausstattung dieses Festsaales ähnelt jener des Weizersaales in Schloss Ratmannsdorf, die sich heute im Joanneum in Graz befindet. Die Wohnräume sind einfacher gehalten. Lediglich der Speisesaal im Nordtrakt hat spätbarocke Dekorationsmalereien und steinerne Renaissanceportale aufzuweisen. Er reicht durch die ganze Tiefe des Südtraktes. Die Ausstattung der Burgkapelle entstand im Spätbarock. An ihrer Außenwand sind noch Reste von Wandmalereien zu erkennen. Ihr Inneres ist mit illusionistischer Architekturmalerei aus der Zeit um 1770/80 geschmückt. Der Altar im Knorpelwerkstil geht auf das dritte Viertel des 17. Jahrhunderts zurück.

Lage: Steiermark/Oststeiermark – ca. 20 km nordöstlich von Weiz

Besichtigung: meist nur von außen möglich. Lediglich bei Veranstaltungen ist das Innere teilweise zugänglich.


Weitere Literatur:


28.06.2010