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Poysdorf - Vogelsangmühle


Der gepflegte Ansitz liegt am westlichen Ortsende von Poysdorf. Wegen seines fünf Jahrhunderte langen Verwendungszweckes wurde er am Ufer des Poybaches erbaut. Er wird 1437 als Freihof erstmals urkundlich genannt. Die Lehenshoheit lag abwechselnd bei den Liechtensteinern und der Familie Fünfkirchen. Allerdings gehörte die Hälfte des Hofes damals dem Kloster Tulln, dessen Vogt der jeweilige Landesfürst war, so dass auch dessen Gefolgsleute Freibriefe für die Mühle erhielten. 1596 lebte hier die Familie Frosch, nach der der Ansitz auch als Froschmühle bezeichnet wurde. Sie dürfte vor allem den Osttrakt des heutigen Baues errichtet haben. Von 1630 bis 1711 besaß ihn die Familie von Mangen. Sie ließ die Schlosskapelle einrichten. Ab 1767 diente der Familie Trautson das Gebäude als Herrensitz. Sie ließ es ausbauen und ihr Wappen am Torbogen anbringen. Es entstand ein qualitätvoller Bau, der weit aufwändiger ausgeführt würde, als es seinem ursprünglichen profanen Zweck entsprochen hätte. Dennoch war die Mühle bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts in Betrieb. 1813 scheint Ferdinand Pointner als Besitzer auf. Im gleichen Jahr erwarb Franz Vogelsang den Ansitz. Er trägt noch heute seinen Namen und befindet sich im Besitz seiner Nachkommen. Derzeit gehört er der Familie Gloss und wird von ihr bewohnt. Nach der Einstellung des Mühlenbetriebes wurde das Gebäude restauriert und ausgebaut.

Der stattliche Renaissancebau ist eine zweigeschossige dreiflügelige Anlage. Die Trakte umschließen hufeisenförmig einen rechteckigen Hof, der an seiner Nordseite offen ist. An den Fronten im Westen und Süden zeigt er zweigeschossige Säulenarkaden. Die ionischen Säulen, die die Segmentbogen tragen, sind im Erdgeschoß wesentlich kräftiger ausgebildet als im Obergeschoß. Die dahinter liegenden Arkadengänge sind kreuzgratgewölbt und zeigen Hängezapfen. Da die Laaer Straße im Bereich der Vogelsangmühle im Lauf der Zeit stark aufgeschüttet wurde, ist die Außenfassade hier teilweise nur eingeschossig und macht einen etwas versunkenen Eindruck. Die Südfront wird durch zwei Erker aus dem späten 18. Jahrhundert gegliedert. Vor allem der über Eck gestellte Vorbau an der Südwestecke weist einen dekorativen Giebel auf. Der an der Mitte der Südfront vorspringende Erker trägt einen glockenartigen Helm. Das rundbogige Einfahrtstor an der Ostseite ist steingerahmt. In seinem Keilstein ist die Jahreszahl 1589 zu erkennen. Sie ist allerdings erneuert. Darüber ist eine Steinkartusche mit dem Trautson-Wappen angebracht. Die profilierten Fensterrahmungen der etwas geknickten Ostfront stammen noch aus dem späten 16. Jahrhundert, während jene der Südfront zweihundert Jahre später anzusetzen sind. Die Erdgeschoßräume sind mit Kreuzgrat- oder Tonnengewölben mit Stichkappen versehen. Ein Raum im Obergeschoß weist ein Muldengewölbe mit Stuckdekor auf. Im Westen schließt an das Gebäude ein großer Garten an.

Lage: Niederösterreich - Weinviertel

Ort/Adresse: 2170 Poysdorf, Laaer Straße 100

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


23.06.2010