Auf Grund der archäologischen Grabungen von 2006/09 nimmt man an, dass die Burg um 1200 errichtet wurde. 1285 wird sie erstmals urkundlich erwähnt. Sie hatte den wichtigen Verkehrsweg vom Ennstal zum Salzachtal zu kontrollieren, wobei ihr auch mehrere Wehrtürme in der Umgebung, die eine Talsperre bildeten, behilflich waren. Einige davon sind noch erhalten. Wagrain gehörte den Herren von Goldegg, die es als Lehen des Salzburger Erzbistums hielten. Sie zählten zu den prominentesten Ministerialen der Erzbischöfe. Unter anderem waren sie auch mit dem Ehrenamt des Erbmundschenks betraut. Neben ihrem Stammsitz Altenhof-Goldegg war Wagrain ihr wichtigster Stützpunkt. Im Streit um den deutschen Kaiserthron stand Wulfing I von Goldegg 1322 auf der Seite des Königs Ludwig von Bayern. Sein Lehensherr, der Salzburger Erzbischof Friedrich III, unterstützte aber den Habsburger Friedrich den Schönen. Dies führte dazu, dass nach der Schlacht von Mühldorf, die für den Habsburger äußerst ungünstig ausging, Truppen des Erzbischofs die Vesten Goldegg, Wagrain und Taxenbach des ungetreuen Gefolgsmannes zerstörten. Im Gegensatz zu Goldegg wurde Wagrain nie mehr aufgebaut. Die Hofmark Wagrain kam nach dem Tod des letzten Goldegger im Jahr 1400 zuerst an dessen Tochter Dorothea und dann 1449 an den Salzburger Erzbischof Siegmund von Volkersdorf. Dieser belehnte die Brüder Wiguleius und Bernhard Gradner mit der Herrschaft, doch mussten diese bereits 1463 wieder darauf verzichten. 1593 wurden die Welser mit dem Prädikat „zu Wagrain“ geadelt. Der starke Bewuchs des Burghügels sowie die jahrhundertelange Verwendung der Ruine als Steinbruch durch die örtliche Bevölkerung hatten dazu geführt, dass von der einst stattlichen Burg nur mehr kümmerliche Reste über das Bodenniveau herausragten. Noch 1939 wurden größere Steinmengen aus dem Burgbereich für die Errichtung eines Schwimmbades verwendet. Auch die Geschichte der Burg geriet mehr und mehr in Vergessenheit. Die in den Jahren 2006 bis 2009 durchgeführten archäologischen Ausgrabungen des Bundesdenkmalamtes, brachten aber wesentliche Erkenntnisse zur Baugeschichte. Sie sollen fortgesetzt werden.
Die Burg liegt auf einem freistehenden, kegelstumpfartigen Hügel mitten im Wintersport Wagrain. Er trennt das Hochplateau des Kirchbodens vom Unteren Markt. Das Plateau des Hügels ist nahezu eben und stellte den idealen Baugrund für eine mittelalterliche Burg dar, umso mehr als seine Hänge allseitig steil abfallen. Das gesamte Burgareal – immerhin ca. 5.000 m² - wird von einer Umfassungsmauer eingefasst. Diese steht heute noch stellenweise bis zu 3 m aufrecht. Allerdings sind die Mauerschalen aus behauenen Steinen längst verschwunden. Erhalten ist nur die Füllung aus Bruchsteinen. Der Zugang liegt heute an der Ostseite. Unmittelbar daneben befand sich ein großer Rundturm, der einstige Bergfried. Seine Reste wurden im 19. Jahrhundert mit dem „Burghäusl“, einem kleinen Wohnhaus, überbaut. Der vorhandene Turmstumpf diente als Keller. Das Häuschen wurde 1939 abgerissen und das Innere des Stumpfes bis in die jüngste Zeit als Mülldeponie verwendet. Der Turm hat einen Durchmesser von etwas mehr als 11 m bei einer Mauerstärke von 2,7 m. Die noch teilweise erhaltene äußere Mauerschale besteht aus bearbeiteten, lagerhaft versetzten Steinblöcken. Für das Fundament und das Füllmauerwerk wurde kleinteiliges Steinmaterial verwendet, das mit Kalkmörtel ausgegossen wurde. Der Bergfried ist ein für Salzburg einmaliges Beispiel eines freistehenden Rundturmes. Unmittelbar neben ihm entdeckte man eine 2,4 m tiefe, rechteckige Zisterne. Sie ist mit kleinen Bruchsteinen ausgemauert. Weiters konnte man bei den Grabungen Abschnitte der Ringmauer sowie in der Nordwestecke des Burggeländes die Fundamente des Palas freilegen. Er hatte eine Grundfläche von 22 x 13 m und bestand aus mehreren Räumen. Seine Mauerkanten waren mit einer Eckquaderung versehen. Er war über eine Außentreppe zugänglich, die direkt in das erste Obergeschoß führte. Möglicherweise gab es neben dem Palas noch eine zweite Zisterne. Bei einem weiteren ergrabenen runden Mauersockel könnte es sich um das Fundament eines großen Backofen handeln. Die Wirtschaftsgebäude lagen im Nordosten und waren – wie damals üblich – aus Holz auf Steinfundamenten errichtet. Zu den Kleinfunden der Ausgrabungen gehören neben Tonscherben und Pfeilspitzen drei Münzen aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts sowie ein Fingerring aus Buntmetall.
Lage: Salzburg/Pongau – ca. 10 km östlich von St. Johann/Pongau
Besichtigung: Salzburg/Pongau – ca. 10 km östlich von St. Johann/Pongau
Weitere Literatur:
18.06.2010