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Neuhaus am Klausenbach - Tabor


Das zweigeschossige Schlösschen liegt ca. 2 km nördlich von Neuhaus auf einer Hügelkuppe inmitten großer Weingärten. Es hat einen hakenförmigen Grundriss. Ein Torbau führt in den geräumigen Innenhof, in dem 1968 zweigeschossige Rundbogenarkaden freigelegt wurden. Der Rundturm mit Wappenkartusche ist vielleicht noch spätmittelalterlich. Über die Geschichte des Schlosses gibt es nur wenige verlässliche Informationen. Es ist das älteste, aufrecht stehende Gebäude im Bezirk Jennersdorf. Es wurde um 1469 vom steirischen Söldnerführer Ulrich Pessnitzer als Tabor erbaut, nachdem die alte Burg zwei Jahre zuvor durch Andreas Baumkircher weitgehend zerstört worden war. Pessnitzer war ein Gefolgsmann Baumkirchers. Es ist jedoch nicht sicher, ob dieser Tabor überhaupt an der Stelle des heutigen Schlösschens stand. Durch Heirat fiel die Herrschaft zuerst an die Grafen Salm und dann an den mit ihnen verschwägerten Ladislaus Popel von Lobkowitz. 1607 gelangte Neuhaus neuerlich durch Heirat der Eva Popel-Lobkowitz in den Besitz des Franz Batthyány, der sich in den Türkenkriegen ausgezeichnet hatte. Bald danach wurde der heutige Bau errichtet und vorerst als Ausweichquartier für die nicht mehr besonders wohnliche Burg benützt. Das kleine Schloss wurde von den Ungarn „Lanczut“ und von der deutschsprachigen Bevölkerung „Schulzenegg“ genannt. Während der Gegenreformation war es – vor allem in den Jahren 1618 bis 1648 – ein Zufluchtsort für viele steirische Protestanten. Im späteren 17. Jahrhundert wurde es barockisiert.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gehörte der Tabor dem Grafen Lajos Batthyány, der auch Schlossherr in Schlaining und in Ikervar war. Er übernahm kurzzeitig das Amt des Ministerpräsidenten der ungarischen Revolutionsregierung. Nach der Niederschlagung des Aufstandes wurde Batthyány zuerst in seinem Schloss unter Hausarrest gestellt und dann nach Budapest gebracht, wo er 1849 als Hochverräter erschossen wurde. 13 Generäle der Revolutionsarmee wurden in Arad hingerichtet. Später richtete man hier die Herrschaftsverwaltung ein und wandelte die meisten Räume in Wohnungen für die Gutsangestellten um. In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als das Burgenland von russischen Truppen besetzt war, erlitt das Schloss schwere Schäden, die aber von den Eigentümern behoben werden konnten. Graf Thomas Batthyány war der letzte Vertreter seiner Familie in Neuhaus. Er sorgte für mehrere Skandale und verkaufte schließlich den bereits herunter gekommenen Bau 1992 an die Gemeinde. Als 1964 die letzten Arbeiter auszogen, stand das Gebäude leer. Zwischen 1992 und 1998 befand sich Tabor im Besitz von Andreas Coutinho. Danach wurde es dem Verein zur Förderung des Naturparks Raab verpachtet. Nach Ablauf des Pachtvertrages ging es in das Eigentum der Marktgemeinde Neuhaus am Klausenbach über. Das Gebäude wurde aufwändig restauriert und der Hof in eine Sommerarena verwandelt. Jedes Jahr finden hier qualitätvolle Opernaufführungen statt. Die Arkadengänge dienen als stimmungsvolle Kulisse. Außerdem sind im Schloss die Naturparkverwaltung, ein Restaurant, das Heimatmuseum sowie eine Galerie untergebracht.

Lage: Burgenland/Südburgenland – ca. 11 km südwestlich von Jennersdorf

Besichtigung: die im Schloss untergebrachten Institutionen sind während ihrer Betriebszeiten zugänglich


Weitere Literatur:


14.06.2010