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Walterskirchen


Walterskirchen trägt seinen Namen vermutlich nach Walchun von Perg. Es hieß auch ursprünglich Walchunskirchen. Mit den Freiherren von Walterskirchen, die um Hainburg und Wolfsthal begütert waren, hat es nichts zu tun. 1140 scheint ein Rapot von Walchoneschirchen als Zeuge in einer Urkunde der Liechtensteiner auf. Die hier im Weinviertel lebenden Herren von Walterskirchen waren Gefolgsleute der Edelfreien von Asparn. Nach deren Aussterben wurden sie Ministeriale der Landesfürsten. 1217 kam die Lehenshoheit über den damaligen Meierhof an das Domkapitel von Passau. Dieses besaß Walterskirchen aber nicht lange, denn bald danach war es bereits ein landesfürstliches Lehen, das an Otto von Walterskirchen vergeben wurde. Dieser war seit 1241 Kämmerer des Herzogs Friedrich II des Streitbaren und kämpfte für ihn gegen den Salzburger Erzbischof. Unter anderem wurde auch die Burg von Traismauer von ihm zerstört. Sein Bruder Konrad, dem ebenfalls Walterskirchen gehörte, stand nach Friedrichs Tod auf der Seite König Ottokars II und verwaltete als Burggraf für ihn 1271/72 die Burg Mödling. 1332 gelangte Walterskirchen als Pfand an die Brüder Heinrich und Leutold von Hagenberg. 1377 wurde die Pfandschaft an Ladislaus Hering vergeben, der sie zwanzig Jahre später als Lehen erhielt. 1423 und 1455 werden die Dechsner als Lehensträger erwähnt. Im späteren 15. Jahrhundert zerstörten Truppen des ungarischen Königs Matthias Corvinus die Burg. Kaiser Friedrich III verlieh die Teilruine 1480 an Andreas Stockhorner. Dieser dürfte sie wieder aufgebaut haben, trat sie aber 1501 seinem auf Staatz sitzenden Vetter Andre ab. Im 16. Jahrhundert saßen hier die Familie von Lembach, Oswald von Eitzing, Erasmus Spanovsky und ab 1577 Eustach von Althan. 1655 wurde Walterskirchen freies Eigen. Es folgten die Familien Gera und Weißenwolf. Im 30-jährigen Krieg wurde die Burg 1645 niedergebrannt. 1666 übernahm Ferdinand Freiherr von Hohenfeld die Herrschaft. Sein Sohn ließ das heutige Schloss errichten. 1733 erwarben die Grafen Kohary das Gut. Sie wurden 1815 in den Fürstenstand erhoben. 1826 gelangte Walterskirchen durch Heirat an die Herzöge von Sachsen-Coburg-Gotha. Es blieb bis heute im Familienbesitz, macht aber einen stark vernachlässigten Eindruck.

Die Abbildung am Vischer-Stich von 1672 lässt nur wenige Ähnlichkeiten mit dem heutigen Gebäude erkennen. Dies liegt aber daran, dass es damals noch im Bau und ohne Dach war. Das Schloss ist von einem ausgedehnten Park mit altem Baumbestand umgeben. Durch die unmittelbar an der Ostseite des Schlosses vorbeiführende Straße nach Großkrut wird es von den Gebäuden des Meierhofes getrennt. Das Schloss ist eine vierflügelige barocke Anlage, die einen kleinen Innenhof umschließt. Dessen Fronten im Westen, Norden und Osten sind zweigeschossigen Pfeilerarkaden vorgesetzt. Der dem Park zugewendete Haupttrakt ist dreigeschossig, während die übrigen Flügel lediglich zwei Geschosse aufweisen. Die Schauseite ist elfachsig, wobei ein dreiachsiger Mittelrisalit nur geringfügig vorspringt. In ihm liegt das segmentbogige Portal mit einem darüber befindlichen Balkon. Am aufgesetzten Ziergiebel ist eine steinerne Wappenkartusche angebracht. Das oberste Stockwerk dürfte erst später aufgesetzt worden sein. Die Beletage ist durch ihre höheren Fenster erkenntlich. Lediglich jene im Mittelrisalit sind mit dreieckigen und halbrunden Verdachungen geschmückt. Die anschließenden Fenster tragen gerade Verdachungen. Die Fassadendekoration stammt aus der Zeit um 1800. Die Erdgeschoßräume weisen meist Platzl- und Kreuzgratgewölbe auf. Im ersten Obergeschoß findet man durchwegs Flachdecken mit einfachen Stuckspiegeln. Der Festsaal ist der größte Raum des Schlosses. Er liegt im Ostflügel. Das im Südtrakt eingebaute Treppenhaus stammt erst aus dem 19. Jahrhundert.

Lage: Niederösterreich/Weinviertel – ca. 3 km südöstlich von Poysdorf

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


12.06.2010