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Traismauer - Rittersfeld


Das Schloss hat sich aus dem bereits 1349 urkundlich erwähnten Pruelhof entwickelt, zu dem auch eine Mühle am unmittelbar vorbeifließenden Mühlbach gehörte. Der Hof war ein Lehen des Salzburger Erzbistums. Als 1638 Georg Raitweger für seine Kriegsdienste mit ihm belehnt wurde, war der Lehensherr bereits der Landesfürst. Raitweger wohnte zwar noch im Schloss Traismauer, doch hatte er sich kurz zuvor auf dem Areal des Pruelhofes ein Schlösschen errichten lassen. Bald erhielt er auch die Erlaubnis, sich nach Rittersfeld nennen zu dürfen. Seit 1641 besaß er Rittersfeld als freies Eigen. Raitweger bekam bald Schierigkeiten mit der Bürgerschaft von Traismauer, die ihm verschiedene Ungehörigkeiten vorwarf, doch konnte er seine Herrschaft festigen. 1687 verkaufte seine Witwe Cäcilia das Gut an Christoph Müller, von dem es 1730 an die Freiherren von Fiali gelangte. Diese richteten im Schloss eine Kapelle ein, übersiedelten aber die ihr gehörende Papiermühle von St. Georgen nach Rittersfeld. Die Erben des Barons Josef von Fiali verkauften 1756 Schloss und Fabrik an den Freiherrn Bartholomäus von Tinti. 1814 erwarben die Brüder The Loosen aus Eupen im heutigen Belgien die Herrschaft. Sie verwandelten die alte Papiermühle in eine Spezialfabrik für Kaschmir- und Serailtücher, die über 500 Arbeiter beschäftigte und bis in die Türkei exportierte. Unter den zehn Gesellschaftern der k. k. privilegierten Rittersfelder Tuchfabrik kam es jedoch zu Streitigkeiten, so dass das Schloss 1845 an die Freiherren von Geymüller, die am Unternehmen beteiligt waren, abgegeben wurde. Die Fabrik wurde 1853 verkauft und stillgelegt. Im 20. Jahrhundert gelangte das Schlösschen an die mit den Geymüller verwandte Familie Lederer.

Das Schloss liegt im Stadtgebiet von Traismauer, aber westlich der Traisen. Es hat sein am Vischer-Stich von 1672 erkenntliches Aussehen, abgesehen von den Kaminaufbauten, weitgehend beibehalten. Der langgestreckte Bau aus dem 17. Jahrhundert wirkt heute etwas vernachlässigt. Er ist mit einem hohen Satteldach gedeckt. Die zweigeschossigen Fassaden sind sehr einfach gehalten. Reste einer gemalten Rustizierung sind jedoch noch zu erkennen. Die Fenster des Obergeschosses sind mit geraden Verdachungen und Sohlbänken versehen. Lediglich eine dreiachsige Schmalseite mit einer hohen Giebelwand ist zur Straße gewendet. Über dem profiliertem Traufgesims erkennt man mehrere ochsenaugenartige Belüftungsöffnungen, die darauf hinweisen, dass der Dachboden einst als Speicher verwendet wurde. Die Ecken des Gesimses waren mit kleinen Obelisken geschmückt, von denen aber nur einer mehr erhalten ist. Die zwölfachsigen Längsfronten sind zum Park bzw. zum Garten gerichtet. Nordseitig springt ein zweiachsiger Mittelrisalit deutlich vor. An der Mittelachse der Südseite wurde um 1900 über dem Eingang ein hölzerner Balkon angebaut. Die Räume des Erdgeschosses sind gewölbt, jene im Obergeschoß haben Flachdecken. Die Kapelle wurde bereits 1840 in einen Wohnraum umgewandelt.

Lage: Niederösterreich/Donau - ca. 13 km südöstlich von Krems

Ort/Adresse: 3133 Traismauer, Rittersfelder Straße 17

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


04.06.2010