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Schauenstein


Schauenstein wurde wohl um die Mitte des 12. Jahrhunderts errichtet. Es gehörte zu einer Burgenkette, die von der Rosenburg bis Lichtenfels sich erstreckte und das nördliche Niederösterreich vor feindlichen Einfällen aus Böhmen sichern sollte. Das Kamptal galt zu jener Zeit als gefürchtetes Einfallstor der Mährer und Böhmen ins Gebiet des heutigen Österreichs. Schauenstein war ein Lehen der Landesfürsten und wurde meist an deren Ministeriale vergeben. 1175 scheint Poppo de Sowenstaine als Zeuge in einer Urkunde des Stiftes Zwettl auf. 1275 befand sich Schauenstein im Besitz des Hadmar von Sonnberg aus der Familie der Kuenringer. Die Herren von Sonnberg saßen hier bis zum Ende des 14. Jahrhunderts. 1411 wurde Matthias von Rohr von Herzog Albrecht IV mit der Burg belehnt. Sein Sohn Tobias verkaufte sie 1430 an Leopold von Krayg. Ab 1467 befand sie sich im Besitz des kaiserlichen Feldhauptmannes Ulrich von Grafenegg. In den Ungarnkriegen wechselte er mehrfach die Seiten. Da er ab 1472 gerade Matthias Corvinus tatkräftig unterstützte, eroberte der kaiserliche Feldhauptmann Jobst Hauser mit 2000 Söldnern 1476 im Auftrag Friedrichs III die Feste und zerstörte sie zum Teil. Anschließend wurde die Burg wieder aufgebaut. Sie blieb nun landesfürstlich und wurde meist von Pflegern verwaltet, wenn sie der Kaiser wegen seines chronischen Geldmangels nicht gerade verpfändet hatte. Bald fiel sie aber neuerlich den Anhängern des Ungarnkönigs in die Hände, der sie sogar kurzzeitig als Pfand besaß. Als die Ungarn 1491 endgültig vertrieben waren, wurde Johann von Lamberg neuer Pfandherr. Auf ihn folgte Rudolf von Hohenfeld. Er und Jakob Landsiedl, der nach 1553 Schauenstein als Pfand inne hatte, ließen die Burg großzügig ausbauen, was vor allem durch die drohende Türkengefahr immer dringlicher geworden war. Hans Georg III Freiherr von Kuefstein, dem die benachbarte Herrschaft Greillenstein gehörte, kaufte 1574 dem Jakob Landsiedl seinen Besitz ab. Auf Grund von Intrigen am Kaiserhof konnte aber erst sein Sohn Jakob von Kuefstein 1622 Schauenstein endgültig übernehmen. 1699 wurde es Teil des neu geschaffenen Familienfideikommisses und blieb mit der Herrschaft Greillenstein bis heute verbunden. Die Burg hatte aber bereits vorher ihre militärische Bedeutung verloren. Seit dem Dreißigjährigen Krieg, in dem 1645/46 das Waldviertel von den Schweden verheert wurde, war ihr Verfall nicht mehr aufzuhalten. Seit einigen Jahrzehnten wird die Burg von einem lokalen Verein betreut, der die Bauten gesichert und restauriert hat.

Schauenstein liegt an einem südlichen Ausläufer des Buchberges. Mit einer Länge von 55 m und einer Breite von 30 m zählt es zu den größeren Anlagen des Landes. Die Lage der Burg war strategisch gut gewählt. Im Norden und Osten fallen die Felswände an die hundert Meter steil zum Kamp ab. Lediglich im Westen, wo es eine leichte Überhöhung gab, musste ein halbkreisförmiger Halsgraben den damaligen Zugang sichern. Eine Zugbrücke führte zum ersten Tor. Dieses sowie der dazugehörige Torturm sind völlig verschwunden. Durch einen schmalen Zwinger gelangt man zum gut erhaltenen, rundbogigen zweiten Tor. In der im Südwesten liegenden Vorburg wurden im 15. Jahrhundert einige Wirtschaftsgebäude errichtet, die bis auf geringe Reste ebenfalls längst abgekommen sind. Damals wurde auch der Haupteingang in die ovale Hochburg an die Südseite der hohen und gut erhaltenen Beringmauer verlegt. Der hier befindliche Torbau ist im Kern spätromanisch, das Spitzbogenportal aber bereits gotisch. Die Torhalle ist tonnengewölbt. Im ersten Obergeschoß befand sich die Burgkapelle. Wie ihr Mauerwerk zeigt, dürfte sie in der Zeit um 1250/70 entstanden sein. 1499 wurde sie erstmals urkundlich erwähnt. Im 16. Jahrhundert wurde sie neu eingerichtet. Die vor wenigen Jahrzehnten noch erkennbaren Freskenreste aus dem 16. Jahrhundert sind mittlerweile fast völlig verschwunden. Im Osten schloss der dreigeschossige romanische Palas aus dem 12. Jahrhundert an den Torbau an. Er ist nicht mehr erhalten. In der Südwestecke des Hofes befindet sich ein tonnengewölbter Einstützenraum, die einstige Rauchküche aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts.

Dominierendes Element der Burg ist der fünfeckige romanische Bergfried. Er wendet seine Spitze der Angriffsseite im Westen zu. Seine nur von kleinen Lichtschlitzen durchbrochenen Mauern sind ca. zwei Meter stark. Er hatte auch das unmittelbar neben ihm befindliche ursprüngliche Haupttor zu sichern. Der 30 m hohe Turm war in sieben Geschossen aufgeteilt. Im zweiten Geschoß der Südfront befindet sich in ca. 6 m Höhe der Hocheinstieg. Darunter lag das Verlies. Wie Pfostenlöcher beweisen, trug er im letzten Geschoß einen umlaufenden hölzernen Wehrgang. Der Bergfried geht ebenso wie die vor ihm liegende besonders stark ausgebaute Westmauer auf die Zeit um 1180 zurück. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde er aber deutlich aufgestockt. In den letzten Jahren hat man den Bergfried durch den Einbau einer neuen Treppe zum Aussichtsturm umfunktioniert. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts wurden mehrere Gebäude im Burghof errichtet. Aus dieser Zeit haben sich an der Nordseite des Hofes die Ruinen eines ehemaligen Wohngebäudes erhalten. Es dürfte den gegenüberliegenden Palas abgelöst haben. Ein runder Treppenturm sowie Reste eines Flacherkers sind noch zu erkennen. Auch in der Südostecke des Hofes befand sich ein Wohnbau. Vom erhaltenen Söller hat man einen prachtvollen Ausblick auf die in der Tiefe liegende Kamptalschleife.

Lage: Niederösterreich/Waldviertel – ca. 15 km südwestlich von Horn

Besichtigung: jederzeit möglich, der Schlüssel zum Bergfried kann im benachbarten Ort Krug ausgeliehen werden.


Weitere Literatur:


31.05.2010