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Leonstein (Kärnten)


Ein Dietrich von Leonstein wird in einer Urkunde des Patriarchates von Aquileja von 1166 als „Freier Mann“ bezeichnet. Es könnte sich bei ihm um den Erbauer des ersten Wehrbaues, der aber sicher nicht mehr als ein Turm oder ein befestigter Hof war, gehandelt haben. Andere Burgenkundler vermuten den aus einem salzburgisch-steirischen Geschlecht stammenden Leopold von Projern als Bauherrn. Die Burg bildete gemeinsam mit der unweit gelegenen Seeburg eine Zwillingsanlage, konnte diese aber bald an Bedeutung weit überflügeln. Um 1250 wurde die Burg nach Westen hin ausgebaut. Es entstand der zweite Burghof. Die Leonsteiner saßen hier bis 1331, als Anna von Weissenegg, die Tochter des letzten Leonsteiners, die Burg ihrer gleichnamigen Tochter übergab, die mit Werner von Erolzhheim verheiratet war. Der Wehrbau wurde damals als „Haus zu Leonstain“ bezeichnet. Um 1400 erfolgte nach einem Brand ein weiterer Ausbau, diesmal nach Osten hin. 1430 kauften die Brüder Thomas und Ludwig von Rottenstein die Anlage. Als diese 1490 von Gebhard Peuscher erworben wurde, verlangte er, sich nach Leonstein nennen zu dürfen, was ihm auch gewährt wurde. Sein prächtiger Totenschild wird in der Kirche von Maria Wörth aufbewahrt. Der 1498 erwähnte Georg Peuscher war Pfleger von Landskron. Die Herrschaft umfasste ein großes Gebiet an beiden Seiten des Wörthersees. Zu ihren Einkünften gehörte auch eine Hafenmaut, die allerdings nichts mit dem See zu tun hatte, sondern sich auf spezielle Töpferwaren (Schwarzhafnerei) bezog. 1515 wurden die Anführer eines Bauernaufstandes im Verlies gefangen gehalten und peinlich befragt. Leonhard Peuscher verkaufte 1559 ein Viertel der Herrschaft an Barbara Neumann zu Wasserleonburg, der Mutter der legendären Anna Neumann.

1573 musste die Hohe Gerichtsbarkeit, über die Leonstein bisher verfügte, nach Glanegg abgegeben werden. 1611 war die Burg im Besitz von Polyxena Paludnig und ihrer Schwester Anna Ehrnreich Ungnad. Beide waren wohl die letzten Vertreter der Familie Peuscher. Sie verkauften Leonstein an ihren Cousin Hektor von Ernau, der es aber während der Gegenreformation 1622 an Martin Strasser von Neidegg abgeben musste. Zu diesem Zeitpunkt war die Burg für Wohnzwecke nicht mehr besonders attraktiv. Ihre militärische und verwaltungsmäßige Bedeutung hatte sie ohnehin längst verloren. Ihre Eigentümer bevorzugten daher das im späten 16. Jahrhundert errichtete neue Schloss am westlichen Ortsrand von Pörtschach und ließen die oberhalb gelegene Burg verfallen. 1688 wurde sie bereits als Ruine bezeichnet. Damals gelangte das neue Schloss an das Jesuitenkolleg in Klagenfurt. Als der Orden 1773 aufgehoben wurde, gelangte Leonstein unter staatliche Verwaltung. 1816 übernahm das wiederbesiedelte Benediktinerstift St. Paul im Lavanttal die Herrschaft. Das Schloss wurde im 19. Jahrhundert modernisiert und umgebaut. Johannes Brahms verbrachte in Leonstein die Sommermonate der Jahre 1877 und 1878, wo er seine zweite Symphonie komponierte. 1910 verkaufte das Stift das Schloss an die Familie Neuscheller, die es heute noch besitzt. 1954 wurde das Schloss in ein gepflegtes Hotel verwandelt. Die Ruine gehört seit 1910 der Gemeinde Pörtschach und wird seit 1978 durch einen lokalen Burgverein bestens betreut.

Die um zwei Höfe gruppierte Ruine liegt auf einer lang gestreckten, bewaldeten Bergkuppe oberhalb des Badeortes Pörtschach. Obwohl der Zahn der Zeit ihr in den letzten Jahrhunderten stark zugesetzt hatte, sind der viereckige viergeschossige Bergfried aus dem 12./13. Jahrhundert sowie der geräumige Palas und Teile der bis zu zwei Meter starken Wehrmauer aus dem 14. und 15. Jahrhundert noch gut erhalten. Letztere steht noch bis in eine Höhe von 11 m aufrecht. Das rundbogige Tor ist erneuert. Dahinter hat man eine Pyramide aus Steinkugeln aufgebaut, die aus der Zeit der Türkenbedrohung stammen und die man am Burgareal aufgefunden hat. Wie Spuren eines Kamins zeigen, hatte der Bergfried einst auch als Wohnturm gedient. Vermutlich war dies seine Hauptfunktion, da die Mauern mit nur 1,1 m Dicke nicht besonders wehrhaft sind. Neben dem Bergfried wurde vor einigen Jahren ein Brunnenloch freigelegt. Von der gotischen, einst zweigeschossigen, der Hl. Maria Magdalena geweihten Burgkapelle und der ehemaligen Burgküche sind nur mehr Reste vorhanden. Die von Ost nach West verlaufende Anlage weist eine beträchtliche Ausdehnung auf. Sie zählt zu den größten Burgruinen Kärntens. Im Westen wird sie von einem Turmrest abgeschlossen. Das zweigeschossige Schloss liegt an der Hauptstraße von Pörtschach und weist einen quadratischen Grundriss auf. Es ist aus dem einstigen Meierhof der Herrschaft hervorgegangen. Seine Trakte umschließen einen hübschen Hof, der durch einen Brunnen und kleinen Renaissancelöwen belebt wird. Im ersten Obergeschoß verläuft ein umlaufender Arkadengang, der von starken Doppelkragsteinen getragen wird. An der Südwestecke springt ein turmartiger Vorbau mit Zwiebelhelm (1937) vor, der in beiden Stockwerken Loggien aufweist. Der Eingang liegt im straßenseitigen Längstrakt. Ein darüber befindliches Wappenfresko ist mit 1598 bezeichnet. Die Ostfront ist durch moderne Zubauten aus den Jahren 1956 und 1972 stark gegliedert. Sie sind aber dem Renaissancestil der übrigen Trakte angepasst. Im äußeren Schlosshof erinnert ein Brahms-Denkmal an den Aufenthalt des Komponisten. In einem Innenraum haben sich Renaissance-Stuckarbeiten an der Decke erhalten, die mit 1598 datiert sind. Im Norden war der Hauptburg ein weiträumiger Wirtschaftshof vorgelagert.

Lage: Kärnten/Wörthersee – ca. 12 km westlich von Klagenfurt

Besichtigung: Das Ruinengelände ist samstags von 15.00 bis 19.00 zugänglich. Vom 22 Mai bis 4. September finden an Samstagen um 16.30 Führungen statt. Das Schloss kann nur im Rahmen des Hotelbetriebes besichtigt werden.

Homepage: Ruine: www.leonstein.poertschach.net/Schloss: www.hotel-leonstain.at


Weitere Literatur:


26.05.2010