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Hintersdorf


Hintersdorf wird erstmals in einer Passauer Urkunde aus dem Jahr 1304 erwähnt. Der Name stammt möglicherweise vom Passauer Bischof Hiltram, da der Ort seinerzeit auch Hiltramsdorf und Hiltersdorf genannt wurde. Er gehörte ursprünglich zur Herrschaft Judenau und war wie diese in der zweiten Hälfte des16. Jahrhunderts im Besitz des Helmhard Jörger von Tollet. Die spätere Besitzgeschichte des Gutes ist weitgehend mit jener des Schlosses Hadersfeld ident. Wie jenes gehörte es u. a. den Familien Rueber, Freysleben und Bartolotti. 1647 begann ein jahrzehntelanger Streit um die Zehente zwischen dem damaligen Gutsherrn, dem Wiener Kaufmann Paul Bartolotti und dem Pfarrer von St. Andrä. Dann folgten um 1672 die Freiherren von Kielmannsegg als Schlossherren. Zu den neuerlich häufig wechselnden Eigentümern des späteren 17. und des 18. Jahrhunderts zählten u. a. die Familie Mayersheim (1682), Johann Donat Graf Häusler (1694), Maria Constantia Freiin von Appel (1706), Maria Helena von Albrechtsberg (1707) und Johann B. Schenwetter (1712). Von 1755 bis 1783 gehörte Hintersdorf dem Jesuitenorden. Als dieser aufgelöst wurde, erwarb der Pfarrer von St. Andrä, Pater Jacob Geyer, den Ansitz für seine drei Neffen. Er vergrößerte das kleine Schlösschen, stockte es auf und erneuerte die anschließende Kapelle. 1789 kaufte Joseph Edler von Habermann den Besitz, der aber bereits 1805 an die Familie von Feistmantel weitergegeben wurde. Schließlich erwarb 1829 Fürst Johann I von und zu Liechtenstein das Gut. Wie bei seinen übrigen Besitzungen legte er auch hier großen Wert auf die Gestaltung des Parks. Ab 1883 wurde das Schloss als Schulhaus benützt. Die Fürstenzimmer im ersten Stock wurden in eine Lehrerwohnung und ein Klassenzimmer verwandelt. 1919 trennten sich die Fürsten Liechtenstein von dem für sie wenig attraktiven Objekt, das zuerst an eine Aktiengesellschaft ging, sich aber seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Privatbesitz befindet.

Das unscheinbare Gebäude liegt inmitten des kleinen Ortes am Hauptkamm des Wienerwaldes. Es ist ein schlichter zweigeschossiger Bau unter einem hohen gebrochenen Mansarddach. Dieses war bis zur letzten Restaurierung schindelgedeckt. Das heutige Gebäude stammt im Kern aus dem 17. Jahrhundert, doch wurden Fenster und Türen erneuert. Die Räume sind durchwegs mit Flachdecken ausgestattet. Die 1835 noch vorhandenen zwei Ecktürme der einst wehrhaften Hofmauer sind längst verschwunden. Der mit 1686 bezeichnete Torbogen wurde wie Teile des Hoftraktes ebenfalls abgerissen. Er wurde im Schloss Wolfpassing im Tullnerfeld wieder aufgebaut. Der hakenförmige Hauptbau weist straßenseitig lediglich vier Fensterachsen auf. Die einfache Eingangstür ist asymmetrisch angeordnet. Der Seitentrakt ist zwar länger als die Straßenfront, weist aber nur drei Fensterachsen auf. Alles in allem macht der Bau heute keinen schlossartigen Eindruck mehr. Die 1686 errichtete Johanneskapelle ist unmittelbar an das Schloss angebaut. Sie zeigt einen viereckigen Dachreiter, der einen spitzen polygonalen Helm trägt. Das Innere ist tonnengewölbt.

Lage: Niederösterreich/Wienerwald – ca. 10 km westlich von Klosterneuburg

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


24.05.2010