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Bernau (Fischlham)


Man vermutet, dass es schon vor 1090 in Fischlham einen Hof oder einen kleinen Wehrbau gab. Um die Mitte des 12. Jahrhunderts dürfte der edle Wichnand hier seinen Sitz gehabt haben. Bernau scheint erstmals in einer Urkunde des Babenbergerherzogs Leopold V aus dem Jahr 1189 auf, in der ein Timo de pernowe als Zeuge genannt wird. Bei seinem Wohnsitz in Fischlham dürfte es sich vermutlich um einen Wehrturm oder ein Festes Haus gehandelt haben. Die Anlage war durch die Wasserarme der vorbeifließenden Traun recht gut geschützt. Die Pernauer standen im Dienste des Stiftes Lambach. Ihr Name leitet sich vermutlich von dem bei St. Marienkirchen an der Polsenz gelegenen „pernowe“ ab, wo sie Besitzungen hatten. Um 1406 verkaufte Joachim Pernauer den bereits zur Wasserburg gewordenen Turm an Wolfgang Anhanger. Auf ihn folgten als Erben seine Neffen Wolfgang und Hans Jörger. Danach kam es zu Besitzstreitigkeiten, die Mathias Oberhaimer für sich entscheiden konnte. Er hatte Amalie von Jörger geheiratet, die Bernau als Heiratsgut in ihre Ehe einbrachte. Die Oberhaimer nahmen größere Umbauten vor, die die Wohnlichkeit der Anlage verbesserten. Sie wurden 1483 mit der Pflegschaft der Burg Falkenstein im Mühlviertel betraut. Dort betätigte sich Othmar Oberhaimer gemeinsam mit Bernhard Zeller von Schwertberg als Raubritter, was schließlich 1521 zu seiner Gefangennahme, Verurteilung und Enthauptung führte. Danach ging Bernau an die Familie Jagenreuther über. Hans Sigmund III Jagenreuther war, wie die meisten oberösterreichischen Adeligen seiner Zeit, Protestant. Er ließ 1569 die Ausstattung der bereits 1486 erwähnten Burgkapelle erneuern. 1605 war in Bernau ein lutherischer Prädikant als Prediger angestellt. 1609 vernichtete ein Brand den Großteil der Anlage. Sie wurde aber bald neu aufgebaut.

Sigmund Jagenreuther verkaufte die Herrschaft 1619 an Siegmund Spindler von Hochegg. Jakob Spindler wollte das Schloss 1725 dem Stift Lambach verkaufen, doch verboten ihm dies die oberösterreichischen Landstände. Als der Freiherr Leopold Reinald von Eiselsberg Bernau 1730 erwarb, ließ er es durch den Welser Baumeister Wolfgang Grinzenberger großzügig barockisieren. Die Herrschaft dürfte aber nicht sehr bedeutend gewesen sein, da sie um 1750 lediglich 26 Untertanen zählte. 1766 übernahm Karl Warmund von Gabelkoven den Besitz. Mit Graf Alois stellte 1793 wieder ein Mitglied der Familie Spindler den Schlossherrn, der aber bereits fünf Jahre später neuerlich wechselte. Auch der Feldkriegskommissär Carl von Annacher behielt das Schloss nicht lange. Er verkaufte es 1810 an Wolfgang Tiefenthaler. Bernau blieb nun für drei Generationen bei der Familie Tiefenthaler. Um 1835 fand eine umfangreiche Restaurierung der Fassaden statt. Ihr Stuckdekor stammt aus dieser Zeit. 1907 wurde das Landgut von Julius und Bertha Theuer erworben, deren Erben es 1926 an den Industriellen Hans Hatschek verkauften. Dieser ließ 1929 das Äußere des Schlosses renovieren. Nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland wurde das Schloss enteignet und dem Reichsleiter Martin Bormann zur Verfügung gestellt. 1948 erhielt es Frau Angelika Hatschek wieder restituiert. 1948/50 wurde der Nordtrakt des Meierhofes abgetragen. Sein Südflügel wurde 1970/75 für Wohnzwecke adaptiert. Frau Hatschek starb 1975 und Bernau kam für wenige Jahre an Dr. Marius Otto Putzer. Seit 1979 gehört Bernau der Familie Handlbauer, die das Gebäude durch den Architekten Manfred Wehdorn prächtig restaurieren ließ. Dabei wurden sämtliche Fenster erneuert und im Inneren störende Einbauten des 20. Jahrhunderts wieder entfernt. In der Kapelle wurden Freskenreste des späten 16. Jahrhunderts freigelegt. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts wurde das Innere revitalisiert. Das Schloss dient seit 2005 als Veranstaltungs- und Kulturzentrum. In drei großen Sälen finden Konzerte, Lesungen und Ausstellungen statt. Die Räume können auch für private Veranstaltungen gemietet werden. In einem Turm hat der Maler Anton Krajnc sein Atelier.

Bernau zählt zu den schönsten Wasserschlösser des Landes. Es liegt am Rande des kleinen Ortes Fischlham. Das Hauptgebäude ist von einem viereckigen Teich umgeben. Es ist ein barock fassadierter dreieinhalbgeschossiger Bau mit einem rechteckigen Grundriss. Seine Ecken werden durch unterschiedlich stark vorspringende Rundtürme verstärkt. Die Türme hatten ursprünglich die gleiche Höhe wie das Hauptgebäude. Beim barocken Umbau wurden sie etwas erhöht. Die Bausubstanz stammt im Wesentlichen aus dem 16. Jahrhundert. Das Schloss erhebt sich auf einem Felsen, den es baulich völlig bedeckt, so dass es aussieht, als ob es auf Pfählen errichtet worden wäre. Ein um das Schloss führender Holzsteg verstärkt diesen Eindruck. Man erkennt aber im Sockelbereich die hohen und breiten Stützpfeiler, die den Außenmauern den nötigen Halt geben. Das hohe gebänderte Sockelgeschoß weist nur wenige kleine Lichtöffnungen und Schlüsselscharten auf. Es nimmt bis zu einem Drittel der Gebäudehöhe ein. An der Südfront wird es durch Strebepfeiler in drei große Rundbögen gegliedert, die tiefe Nischen bilden. In der mittleren befindet sich ein Portal, das auf eine schmale, vom Wasser umflossene Terrasse führt. Einen weiteren Rundbogen gibt es an der Ostseite. Er ist jedoch vermauert. Möglicherweise befand sich auch hier ein Ausgang. An der Eingangsseite ist die Wasserfläche relativ schmal, so dass sie von einer gemauerten Brücke überspannt werden kann.

An der nach Westen gerichteten Eingangsfront ist dem Hauptgebäude ein rechteckiger, turmartiger, einachsiger Torbau vorgelagert. Der hier befindliche Haupteingang ist ein von abgefasten Konglomeratsteinen gesäumtes Rundbogenportal aus der Zeit um 1600. Die Rundtürme sind seit ihrer Barockisierung mit pagodenartigen achtseitigen Zeltdächern versehen, die einmal gebrochen sind. Sie ersetzen die noch am Vischer-Stich von 1672 abgebildeten hohen und spitzen Kegeldächer. Der Torturm trägt ein abgewalmtes Satteldach. Die Nordfront ist sechsachsig, die Südfront fünfachsig. Ost- und Westfront weisen je drei Fensterachsen auf. Die Ecktürme haben je drei Achsen. Lediglich der Kapellenturm ist nur zweiachsig. Die Kapelle nimmt die beiden unteren Geschosse ein. Sie ist von außen nur an ihrem ovalen Fenster zu erkennen, über dem 1835 als Stuckdekor ein kleines geflügeltes Engelsköpfchen angebracht wurde. Neben dem Nordwestturm ist ein mehrgeschossiger Abtritterker zu erkennen. Ein weiterer, von Kragsteinen gestützter Erker befindet sich im zweiten Obergeschoß neben dem Torturm. Das Schloss hat keinen Innenhof. Es ist mit einem mächtigen Walmdach gedeckt. Dieses wird von hohen Schornsteinen und einzelnen Dachhäuschen belebt. Die Fassaden der Obergeschosse werden durch Riesenlisenen vertikal gegliedert. Diese Fassadengestaltung geht ebenso wie die Zeltdächer der Rundtürme auf den Umbau von 1732 zurück. Die Fenster sind stockwerksweise mit verschiedenartig geschwungenen Verdachungen versehen.

Zwischen den einzelnen Erdgeschoß-Räumen gab es beträchtliche Niveauunterschiede, die erst bei der letzten Renovierung teilweise ausgeglichen wurden. Sie legen einen späteren Ausbau des Schlosses nahe. Diese Vermutung wird auch durch das unterschiedliche Mauerwerk erhärtet. Die bis zu eineinhalb Meter starken Mauern der heutigen Festsäle gehören zum Kernbau. Die gesamte Nordseite ist aber deutlich jünger. Dies trifft auch auf die teilweise aus Ziegeln errichteten Türme und den Torbau zu. Der Kernbau dürfte im späten 15. Jahrhundert entstanden sein. Der Ausbau zum Wasserschloss mit der Errichtung der Türme müsste dann um die Mitte des 16. Jahrhunderts begonnen und bis etwa 1600 vollendet worden sein. Die Eingangshalle befindet sich nicht – wie meist üblich – in der Mitte des Erdgeschosses, sondern in der Nähe des Südwestturmes. Sie ist wie die meisten Erdgeschoßräume tonnengewölbt. Durch Gurten wird sie in drei Abschnitte gegliedert. In ihrer Südostecke befindet sich eine Tür mit einem geraden abgefasten Sturz, die zur Kapelle führt. Diese war ursprünglich zweigeschossig, doch wurde später eine Zwischendecke eingezogen, so dass sie lange Zeit nur mehr das Erdgeschoß des Kapellenturmes einnahm. Bei der letzten großen Restaurierung wurde die Decke wieder entfernt, so dass der Sakralraum nun wieder zweigeschossig und ihr ursprüngliches Kreuzrippengewölbe wieder sichtbar ist. Der Zeitpunkt der Errichtung der Kapelle ist nicht bekannt. Um 1600 war sie jedenfalls schon vorhanden. 1784 wurde sie profaniert, abgeteilt und als Abstellkammer verwendet. Der Raum wurde in den Jahren 1993 bis 1997 vom Maler Anton Krajnc, der seit 1984 im Schloss wohnte, mit farbenfrohen Fresken im Stil des Phantastischen Realismus neu ausgestattet. Sie haben die Schöpfung, die Auferstehung sowie den neuen Himmel und die neue Erde zum Thema. Leider wurden dabei Freskenreste des späten 16. Jahrhunderts übermalt. Es handelte sich dabei um Fragmente einer Himmelfahrt Christi und einer Kreuzigung sowie zweier Wappen. Hubertus Graf Kerssenbrock schnitzte nach einem Entwurf von Anton Krajnc das Orgelgehäuse. Die Kapelle ist heute auch eine Gedenkstätte für die 1991 tödlich verunglückte Tochter der Familie Handlbauer.

An der Ostwand der Eingangshalle führt ein Rundbogenportal in den Querflur. Von ihm aus gelangt man durch ein spätgotisches Portal in den Mittelsaal. Mit einer Grundfläche von mehr als 250 m² ist er der größte Raum des Schlosses. Er wird auch Pfeilersaal genannt, da sein vierjochiges Kreuzgratgewölbe auf einem rechteckigen Mittelpfeiler sowie etlichen Wandpfeilern ruht. Ein Joch wurde in späterer Zeit durch Trennwände abgeteilt, jedoch wurden diese mittlerweile wieder entfernt, so dass der ganze Saal als Festsaal für Veranstaltungen genutzt werden kann. Der Pfeilersaal nimmt fast die ganze Breite der Ostfront ein. Durch ein Wassertor ist er mit der Terrasse bzw. dem um das Gebäude laufenden Holzsteg verbunden. Seitlich der Eingangshalle liegt das Treppenhaus. Die zweiläufige Stiege führt zu einem kreuzgratgewölbten, L-förmigen Vorraum im ersten Obergeschoß. Von diesem gelangt man in einen langen Querflur, der zahlreiche Stichkappen aufweist. Diese und die Rahmung des Gewölbespiegels sind mit profilierten Stuckleisten aus der Zeit um 1570 verziert. Der Flur wird heute als Galerie genutzt. Der über der Eingangshalle liegende Saal weist eine geschnitzte Holzbalkendecke (um 1610) auf. Der heutige „Kleine Festsaal“ sowie die Räume der Südfront wurden im 18. Jahrhundert barockisiert und mit einfachen Stuckrahmendecken ausgestattet. Im ersten Stock sind noch mehrere Kachelöfen aus dem 18. und 19. Jahrhundert vorhanden. Besonders schön und gut erhalten ist jener im Kapellenvorraum. Der türkisgrüne Ofen zeigt in Reliefs den Hl. Benedikt und die Hl. Scholastika. Er wurde um 1765/70 gefertigt. Im zweiten Obergeschoß liegt der sog. „Rittersaal“. Er erstreckt sich über die gesamte Tiefe des Gebäudes und wird durch drei große Fenster an der Ostseite beleuchtet. Bemerkenswert ist seine mächtige Holzbalkendecke mit ihren vier reich profilierten und geschnitzten Unterzügen. Der Saal wurde nach dem Brand von 1609 neu ausgestattet und diente als protestantischer Betraum.

Vom Torbau des Schlosses führt eine Brücke über den westlichen Wassergraben zum stattlichen vierflügeligen Meierhof, der fast schlossartig konzipiert ist. Er stammt vorwiegend aus dem 16. Jahrhundert. Wie das Schloss selbst wird auch er durch geböschte Strebepfeiler, die über zwei Geschosse reichen, statisch stabilisiert. Über seiner Einfahrt erhebt sich ein mächtiger Torturm. Sein umlaufendes Traufgesims wird von den Zifferblättern der großen Uhr durchbrochen. Darauf sitzt eine barocke geschwungene Haube mit einer achtseitigen Laterne. Sie wird von einer Zwiebel mit Kugel und Fähnchen gekrönt. Der Stalltrakt ist ein hakenförmiger Bau an der Süd- und der Westseite des Wirtschaftshofes. Der Meierstubentrakt birgt im Mittelteil seines Erdgeschosses einen großen kreuzrippengewölbten Raum, dessen Rippen fast bis zum Fußboden reichen. Er stammt aus dem 14. Jahrhundert und gab zu Vermutungen Anlass, dass an der Stelle des Meierhofes vielleicht ein Festes Haus stand, das erst zum Meierhof umgebaut wurde, als das Schloss im späten 15. Jahrhundert errichtet wurde. Im ersten Stock des Meierstubentraktes lag der Speise- und Aufenthaltsraum für das Personal (Moarstube) sowie eine Küche. Das zweite Obergeschoß diente als Schüttboden. Der Südflügel des Wirtschaftshofes wurde im späteren 20. Jahrhundert weitgehend für Wohnzwecke umgebaut und zum Teil mit alten Holzdecken ausgestattet. Im 19. Jahrhundert war im Meierhof eine Brauerei eingerichtet. Hinter dem Schloss erstreckt sich ein großer Park.

Lage: Oberösterreich/Traunviertel – ca. 5 km östlich von Lambach

Besichtigung: üblicherweise nur von außen möglich, das Innere ist nur bei Veranstaltungen zugänglich

Homepage: www.schloss-bernau.at


Weitere Literatur:


22.05.2010