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Oberfalkenstein


In der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts gehörte das Gebiet um Obervellach dem Bistum Freising. Bereits um 1160 wird ein Anshalmus de Valchinstein und 1164 ein Gumpoldus de Valchenstein urkundlich genannt. Beide waren Ministeriale der Grafen von Görz, denen die Burg damals bereits als Eigenbesitz gehörte. Sie sollte das Mölltal und einen in Obervellach abzweigenden wichtigen Säumerweg sichern. Man vermutet, dass der Name Falkenstein nichts mit dem Greifvogel, sondern mit den Walchen, der aus Norditalien eingewanderten Bevölkerungsgruppe, zu tun hat. Die „welschen“ Grafen von Görz traten ja ursprünglich als Vögte des Bistums Freising auf. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts war die Burg Zentrum eines Verwaltungsbezirkes der Görzer Grafen. Das seit 1288 mit ihr verbundene Landgericht reichte von Mühldorf bis Fragant. Durch die Realteilung des Familienbesitzes kam Falkenstein 1307 an den Grafen Albert. Zur Unterscheidung von Niederfalkenstein, das sich mittlerweile vom kleinen Vorwerk zum eigenständigen Wehrbau gemausert hatte, wurde die alte Hauptburg nun Oberfalkenstein genannt. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts wurden beide Burgen erstmals getrennt verliehen. 1398 verpfändete Graf Heinrich von Görz Falkenstein an Herzog Albrecht III. Im Frieden von Pusarnitz wurde es endgültig den Habsburgern zugesprochen. Im 15. Jahrhundert war die Blütezeit des Gold- und Silberbergbaues im Mölltal, dessen wirtschaftliches Zentrum Obervellach war. Als Pfandinhaber traten in dieser Zeit vor allem reich gewordene Gewerke auf. Ihre Zuordnung ist nur schwer möglich, da gelegentlich beide Burgen gemeinsam, manchmal aber auch getrennt vergeben wurden und in den Urkunden häufig nur von Falkenstein gesprochen wird. 1502 sind die Grafen Lodron Pfandinhaber. 1564 wurde die Burg samt Landgericht an Ferdinand Graf von Ortenburg verpfändet, von dem sie dreißig Jahre später ebenfalls pfandweise an Bartholomäus Khevenhüller von Aichelberg gelangte. Im 17. Jahrhundert geriet Oberfalkenstein in Verfall. Als 1683 Graf Wilhelm Attems beide Anlagen erwarb, dürfte es bereits Ruine gewesen sein, denn Johann Weichard Valvasor zeichnete es wenige Jahre später als solche. Die Freiherren von Sternbach, denen von 1693 bis 1885 beide Burgen gehörten, wohnten in Groppenstein und hatten kein Interesse an der Erhaltung von Falkenstein. Beide Ruinen gelangten bald in Privatbesitz. Während Niederfalkenstein unter Ferdinand von Kaltenegger wieder aufgebaut wurde, blieb Oberfalkenstein Ruine. Im verfallenen Palas hauste bis 1840 ein Einsiedler. Als 1905/08 die Tauernbahn gebaut wurde und man diese vor abbröckelndem Mauerwerk sichern wollte, ließ man die Ringmauer ausbessern und stellenweise durch massive Pfeiler stabilisieren.

Die Ruine liegt auf einem vom Pfaffenberg abfallenden Felsgrat, durch den ein Tunnel der Tauernbahn führt. Das Burgareal ist ca. 90 m lang und bis zu 30 m breit. Der im Osten gelegene Zugang war durch einen vorgelegten Halsgraben und den stattlichen Bergfried gesichert. Die Wohngebäude lagen an der Nordseite des großen Hofes. Sie waren an die hier bis zu 1,50 m starke Ringmauer angebaut. Diese ist noch weitgehend bis zu einer Höhe von 6 m erhalten. Die Südseite des Hofes war sturmfrei, da hier der Felsen senkrecht abfällt. Reste der hier verlaufenden Begrenzungsmauer wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts in eine Stützmauer umfunktioniert. Die Burg stammt noch aus der Zeit der Romanik, doch musste sie zu Beginn des 16. Jahrhunderts wegen Baufälligkeit weitgehend erneuert werden. Der quadratische Bergfried besteht aber zum Teil noch aus romanischem Mauerwerk. Er hat eine Seitenlänge von ca. 10 m und eine Höhe von noch 16 m. Seine Mauerstärke beträgt an der Basis bis zu 1,8 m, nimmt aber nach oben hin ab. Die Mauerkanten sind gequadert. Die Ostecke des Turmes ist eingestürzt. Ein um alle Fronten laufender Mauerrücksprung im obersten Geschoß lässt einen ehemals hölzernen Wehrgang vermuten. Das Innere des Turmes war durch Holzdecken in fünf Geschosse unterteilt. Die Ruine des spätgotischen Palas aus dem 15./16. Jahrhundert liegt am höchsten Punkt des Burghofes. Ihr quadratischer Grundriss von ca. 15 m Seitenlänge, lässt an einen ehemaligen Wohnturm denken. Sein Bruchsteinmauerwerk steht noch bis zu 8 m hoch aufrecht. Auch der Palas weist eine Eckquaderung auf. Die Fenster hatten Steinrahmen. Das Portal an der Nordwestseite ist ausgebrochen. Jenes im Südwesten war segmentbogig. Reste des Tuffgewändes und des aus einem großen Tuffquader bestehenden Sturzes sind noch erhalten. Von dem an den Palas anschließende Stallgebäude sind nur mehr die Grundmauern vorhanden. In der Nordwestecke des Hofes befindet sich die gut erhaltene Burgkapelle und spätere Filialkirche. Sie ist dem Hl. Johannes dem Täufer geweiht. Der kleine freistehende Rechteckbau hat zwar einen romanischen Kern, stammt aber weitgehend aus der Zeit um 1772. Sein Deckengemälde zeigt ebenso wie das Altarbild von 1772 die Taufe Christi. Teile des ursprünglichen Flügelaltares befinden sich heute in der Pfarrkirche von Obervellach. Die Kanzel wurde 1740 gefertigt.

Lage: Kärnten/Mölltal – oberhalb von Obervellach

Besichtigung: jederzeit möglich


Weitere Literatur:


03.05.2010