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Meidling (NÖ)


Schloss Meidling liegt an der bereits im Mittelalter militärisch wichtigen Straße, die von St. Pölten nach Krems führt. Das Tal einschließlich des Göttweiger Berges gehörte ursprünglich dem Salzburger Erzbistum. Es belehnte damit die Grafen von Hernstein, die im nahen Krustetten saßen und Meidling als Afterlehen weitergaben. 1182 werden die Ritter Wolker und Herbord von Meidling als Inhaber erwähnt. Nach dem Aussterben der Grafen von Hernstein übernahmen die Grafen von Hardegg das Salzburger Lehen. Ansprüche der Passauer Bischöfe wurden abgewiesen. Meidling blieb bis 1715 Lehensbesitz der Hardegger, die Burgherren von Meidling wechselten aber sehr häufig. Wie die im dritten Viertel des 14. Jahrhunderts hier lebenden Pixendorfer nannten sie sich oft nach Meidling. 1449 ließ Ritter Jörg Prantner den Wehrbau mit einer neuen Kapelle ausstatten. 1478 besetzten die mit den eingefallenen Ungarn verbündeten Freiherren von Hohenberg die Burg. Kaiser Friedrich III ließ sie durch seinen Feldhauptmann Georg von Pottendorf – allerdings erfolglos – belagern. 1481 wurde sie aber wieder kaiserlich. 1560 verkaufte Leopold Weirhofer Meidling an die Brüder Andreas und Josef Tadolt von Cathaneis, die auch das Hardegger Lehen bekamen. Im 16. und 17. Jahrhundert kam es neuerlich zu einem mehrfachen Besitzwechsel. 1705 war Maximilian Anton von Salla Burgherr. Schließlich tauschte 1715 Graf Johann Karl von Kuefstein die eben erst erstandene Herrschaft gegen Besitzungen des Stiftes Göttweig ab. Die Grafen von Hardegg verzichteten auf ihre Lehensrechte, so dass Meidling nun freies Eigen des Stiftes war. Abt Gottfried von Bessel begann sofort mit dem Bau des jetzigen Schlosses. Auch der Garten und der Teich wurden erneuert. 1888 wurden die Gebäude renoviert und teilweise vermietet. Seit 1968 dienen sie als Außenstelle der Haftanstalt Stein. In den Jahren 1970 bis 1980 wurde eine Generalsanierung durchgeführt.

Von der mittelalterlichen Burg hat sich nichts erhalten. Das heutige Schloss ist eine von Mauern umgebene vierhöfige Anlage. In den ersten Vorhof gelangt man durch ein barockes Portal mit einem einfachen Holztor. Seine Pfeiler tragen Stuckvasen vom Beginn des 18. Jahrhunderts. Der Hof wird von der 16-achsigen Südwestfront des Hauptgebäudes abgeschlossen. Über dessen linken Teil ragt ein stattlicher Dachreiter mit Laterne und Zwiebelhelm empor. Der anschließende große Schlosshof ist durch ein rustiziertes Rundbogenportal zugänglich, über dem in einer Mauernische eine barocke Statue der Maria Immaculata steht. Die anschließende Torhalle weist ein Gratgewölbe mit Stichkappen auf. Im Hof erinnert eine gemalte Sonnenuhr mit der Jahreszahl 1717 an das vermutliche Ende der wichtigsten Bauarbeiten. Die Schauseite des Schlosses ist Teil des Südosttraktes, der rechtwinkelig an den Südwesttrakt anstößt. Ihr fünfachsiger Mittelteil wird von einachsigen gequaderten Eckrisaliten begrenzt. Die vertikale Gliederung der beiden Obergeschosse erfolgt durch ebenfalls gequaderte Lisenen und Stucktafeln, die die Fenster senkrecht verbinden. Auf dem geböschten Sockelgeschoß erstreckt sich zwischen den beiden Eckrisaliten eine breite Terrasse, die von einem Schmiedeeisengitter aus dem 18. Jahrhundert abgeschlossen wird. Vor dem doppelten Walmdach ist an der Schauseite eine mit Vasen geschmückte Attika angeordnet. Bemerkenswert ist der hohe Schornstein, der mit einer stuckierten männlichen Büste, einer Sonnenuhr und aufgesetzten Pinienzapfen geschmückt ist. Die tonnengewölbte Kapelle liegt im Erdgeschoß des Haupttraktes. Sie wurde zuletzt 2003 renoviert. Ihr bemalter Holzaltar zeigt das Wappen des Abtes Gottfried von Bessel. Im Osten schließen mehrere Wirtschaftsbauten an, die zum Teil schön geschwungene Volutengiebel tragen.

Lage: Niederösterreich/Dunkelsteiner Wald – ca. 12 km nördlich von St. Pölten

Besichtigung: nicht möglich


Weitere Literatur:


28.04.2010