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Unterfalkenstein (Niederfalkenstein)


Unter- oder Niederfalkenstein war ursprünglich lediglich ein Vorwerk der 200 m oberhalb gelegenen Burg Falkenstein, die heute als Ruine Oberfalkenstein bekannt ist. Es war anfangs nur im Verteidigungsfall besetzt. Durch Ausbauten wurde es aber bald zu einem selbständigen Wehrbau. In einer Teilungsurkunde der Grafen Heinrich und Albert von Görz aus dem Jahr 1307 werden die beiden Festen bereits gesondert angeführt und danach getrennt als Lehen vergeben. 1335 besaß Jakob von Rubein einen Anteil an Unterfalkenstein. Er verkaufte ihn seinem Vetter Niklas. Der andere Teil blieb bei den Florianern. Er wurde 1375 vom Lehensherrn Graf Meinhart von Görz erworben. Die Burg wurde dann bis in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts hinein von landesfürstlichen Pflegern verwaltet. Unterfalkenstein gelangte nach dem Frieden von Pusarnitz 1460 mit dem übrigen Besitz der Görzer Grafen an die Habsburger. Schon 1457 wird die Anlage als „gslos“ bezeichnet. 1462 wurde es wieder als Lehen an Andrä von Graben vergeben. Maximilian I verpfändete es 1504 an Leonhard Feyerabend und danach an Christof von Mallenthein. Im 16. Jahrhundert hatten die Wehrbauten bereits ihre strategische Bedeutung verloren. Mit dem Verfall der Hauptburg Oberfalkenstein wurde auch die untere Burg im 17. Jahrhundert zur Ruine. Sie blieb aber mit der Herrschaft bis zum Ende des 19. Jahrhunderts verbunden. 1695 erwarb Freiherr Anton Wenzel von Sternbach, dem bereits Groppenstein gehörte, auch Falkenstein. Es blieb im 18. und 19. Jahrhundert bei seiner Familie. 1905 erwarb der Hofrat Ferdinand Kaltenegger von Riedenhorst aus Brixen den Besitz. Er ließ Unterfalkenstein in historisierender Form zur „Burg“ ausbauen, wobei er sich an keine historischen Vorbilder hielt. Es entstand ein etwas sonderbar anmutender romantischer Bau, der ihm als Wohnsitz diente und seither sowohl von der dicht daneben vorbeiführenden Tauernbahn als auch von der Mölltalstraße aus ein Blickfang für die vorbeieilenden Touristen ist. Angeblich wollte Kaltenegger dem Kaiser Franz Josef, der zur Eröffnung der Tauernbahn 1909 erwartet wurde, eine Überraschung bereiten. Allerdings wurde der Bauherr bald nach Beendigung der Arbeiten geisteskrank und musste 1910 unter Vormundschaft gestellt werden. Seine Tochter tauschte 1914 die Burg gegen andere Immobilien ein. Unterfalkenstein wechselte im 20. Jahrhundert mehrfach den Eigentümer. Es befindet sich auch heute noch in Privatbesitz.

Die Burg war nie sehr groß. Sie bestand im Wesentlichen aus einem hohen freistehenden Bergfried, der von niederen Nebengebäuden umgeben war, in denen die Wachmannschaft und ihre Pferde untergebracht waren. Diese Baugruppe war von einer Wehrmauer umgeben, die dem steil abfallenden Terrain angepasst war. Das Tor war durch eine Zugbrücke gesichert. Aufgrund seiner hervorragenden Mauertechnik hatte sich der Bergfried am besten erhalten. Kaltenegger ließ ihn sanieren und bis auf eine Höhe von 36 m aufstocken. Das unproportionierte Dach mit den vier Türmchen an den Ecken hat es zuvor nie gegeben. Es ist eine Erfindung Kalteneggers, der sich offenbar eine besonders romantische Türmerstube schaffen wollte. Er ließ auch die bescheidenen Mannschaftsquartiere in einen kleinen Palas umbauen und die alte Wehrmauer erneuern, wobei diese mit Zinnen und hölzernen Wehrgängen ausgestattet wurde. Das breite, von mächtigen Granitquadern eingefasste Burgtor ist ebenfalls neu, wobei auf einer Wiederherstellung der Zugbrücke verzichtet wurde. Das Holztor ist mit Eisenplatten beschichtet. Die Innenräume wurden im Geschmack des Historismus reich ausgestattet. Kaltenegger konnte und wollte natürlich nicht ständig hier leben. Daher musste für den von ihm eingesetzten Burgwart eine einfache Behausung geschaffen werden, die sich an die Wehrmauer anlehnt.

Lage: Kärnten/Mölltal - oberhalb von Obervellach

Besichtigung: im Sommer von 11.00 bis 13.00 und von 15.00 bis 17.00 (außer Montag) möglich


Weitere Literatur:


26.04.2010