In dem kleinen Ort Kattau gab es lange Zeit zwei große Wehrbauten. Während Alt-Kattau verschwunden ist und sich die Burgen- und Heimatforscher nicht einig sind, wo es einst lag, ist Neu-Kattau auch heute noch eine stattliche Anlage. Als erster Kattauer wird in einer Melker Urkunde des Jahres 1074 Ulrich von Chadowe genannt, der zweifellos auf Alt-Kattau saß. Bei den Herren von Kattau handelt es sich um eine Familie, die noch zu Beginn des 16. Jahrhunderts nachweisbar ist. Neu-Kattau dürfte von ihr in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts erbaut worden sein, da 1343 bereits von zwei Sitzen (Chadow und Wenigern Chadow) berichtet wird. Alt Kattau ist erst im 16. oder 17. Jahrhundert abgekommen. Während der Kriege gegen Matthias Corvinus wurde Neu-Kattau von den Ungarn besetzt. Kaiser Friedrich III konnte es erst relativ spät zurückgewinnen. Sein Sohn Maximilian I belehnte 1497 Heinrich Prüschenk von Stettenberg mit der Herrschaft. In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts dürfte die bis dahin noch mittelalterliche Feste in ein vierflügeliges Wasserschloss umgebaut worden sein, denn 1644 wird dieses als „neu erbaut“ bezeichnet. Die Freiherren von Gilleis, die Kattau von 1669 bis 1827 besaßen, sind für die Barockisierung des Schlosses verantwortlich. Im dritten Viertel des 18. Jahrhunderts gab ihm Johann Julius Freiherr von Gilleis endgültig seine spätbarocke Gestalt. Damals wurde auch der barocke ummauerte Garten angelegt. Von 1832 bis 1839 befand sich die Herrschaft im Besitz von Josef von Hempel. Zu den Eigentümern des 19. Jahrhunderts zählten die Herren von Neuhaus und vor allem die Familie Geymüller. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Schloss in einem so desolaten Zustand, dass man an einen Abbruch des Gebäudes dachte. Es ist aber nach wie vor Zentrum eines großen Gutsbetriebes und gehört der Familie Hiller. Sein Aussehen ist verbesserungsfähig, wenn auch bereits Teilrenovierungen durchgeführt wurden. Im Gartensaal finden gelegentlich Konzerte und andere Veranstaltungen statt.
Schloss, Meierhof und Pfarrkirche bilden ein Ensemble und dominieren den Ort. Das Schloss ist ein kastellartiger Vierflügelbau, dessen dreigeschossige Trakte einen quadratischen Hof umschließen. Allerdings ist vom Westtrakt nur mehr die mit Blendfenstern versehene Hofmauer vorhanden. Die vier Ecken des Gebäudes sind durch fünfgeschossige viereckige Türme verstärkt, die unüblicherweise nicht aus der Mauerflucht vortreten. Sie tragen von unten kaum sichtbare, flache Pyramidendächer. Der Südwestturm wurde wegen Baufälligkeit bis auf die Höhe der anschließenden Trakte abgetragen. Die zahlreichen Fenster der vernachlässigten Fassaden sind mit steinernen Rahmen versehen. Die Kanten der Türme zeigen eine aufgeputzte Eckquaderung. Hauptzugang ist ein von Pilastern flankiertes Rundbogenportal an der Ostseite, das asymmetrisch neben dem Nordostturm angeordnet ist. Sein Gebälk ist mit Steinurnen bestückt. Der einstige Wassergraben ist noch an der Ost- und der Nordfront erhalten, aber längst trocken gelegt. Zum Haupttor führt eine kurze Steinbrücke. Ihre Pfosten tragen steinerne Pinienzapfen. Ein weiteres Tor gibt es an der Nordseite. Es befindet sich im ersten Stock des Gebäudes, der dem Erdgeschoß der Ostseite entspricht. Der dahinter liegende vierachsige Gartensaal ist durch eine figurengeschmückte zweibogige Steinbrücke mit dem anschließenden Garten verbunden. Dessen hier beginnende Hauptachse endet an einem prächtigen spätbarocken Gartentor mit Schmiedeeisengitter. Der einstige Barockgarten wurde 1823 in einen englischen Park verwandelt, der heute zwar wenig gepflegt ist, in dem sich aber etliche alte Bäume erhalten haben. Neben dem großzügigen Stiegenhaus mit seinem Schmiedeeisengeländer und den Figurennischen ist im Inneren vor allem die zweigeschossige Rokoko-Schlosskapelle interessant. Sie wurde 1987/88 restauriert. Der Gewölbeansatz ist mit stuckierten Köpfen und Bandlwerk geschmückt. Am Stuccolustro-Altar erkennt man die Holzfiguren der Hl. Maria und des Hl. Johannes. Nordöstlich des Schlosses liegen ausgedehnte barocke Wirtschaftsbauten, deren Fassaden im Gegensatz zu jenen des Schlosses bereits weitgehend restauriert sind. An einem Gebäude ist ein großes Stuckwappen der Freiherren von Gilleis zu sehen.
Lage: Niederösterreich/Waldviertel – ca. 6 km nordwestlich von Eggenburg
Besichtigung: nur von außen möglich
Weitere Literatur:
22.04.2010