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Sichtenberg


Die Sichtenberger wurden 1147 erstmals erwähnt. Sie waren Gefolgsleute der Grafen von Burghausen-Schalla, die auf der benachbarten Schallaburg hausten. 1165 werden Odalricus de Sihtenberch und Ulricus junei de Sihtenberch genannt. Es war eine Familientradition, dass der älteste Sohn stets Ulrich genannt wurde. Bis 1229 scheinen die Sichtenberger mehrfach urkundlich auf. Danach gibt es mehrere Jahrzehnte lang keine Nachrichten über die Burg und die Burgherren. 1282 tritt Ritter Friedrich Redler in Erscheinung. Seine Nachkommen besaßen die Burg bis 1540. Ihnen gehörten auch mehrere kleinere Ansitze in der Umgebung wie Grub, Ödhof und Ranzenbach. Die letzten Redler waren Pilgrim und Wolfgang. Mit ihnen dürfte die Familie im zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts erloschen sein. Kurz danach besaß Ernreich Marschall von Reichenau den Wehrbau als Lehen. 1567 wurden seine Töchter Sophie von Althan und Clara von Neudegg mit ihm belehnt. Hans Wilhelm von Losenstein, der Herr und Erbauer des Renaissancehofes der Schallaburg nannte sich 1596 auch nach Sichtenberg. 1641 gelangte dieses in den Besitz der Stubenberg. Um diese Zeit hatte die Burg ihren militärischen Wert längst verloren. Als Wohnsitz konnte sie ohnehin nicht mit der Schallaburg konkurrieren. Es ist daher nicht verwunderlich, dass sie bald verlassen wurde und in Verfall geriet. Als Georg Matthias Vischer 1672 sein Werk über die niederösterreichischen Burgen und Schlösser veröffentlichte, fand er Sichtenberg bereits als so unbedeutend bzw. ruinös, dass er von der Feste keine Zeichnung mehr anlegte. Sichtenberg blieb noch längere Zeit besitzmäßig mit der Schallaburg verbunden, wurde aber dann mit dem umliegenden Forsten verkauft. Weder der heutige private Eigentümer noch die zuständige Gemeinde Schollach sind an einer Präsentation der Ruine interessiert. Sie ist bereits völlig verwachsen. Kein beschildeter Weg führt zu ihr.

Die einstige Burg liegt einen halben Kilometer südwestlich von Groß-Schollach. Sie war durch die Steilabfälle des heute bewaldeten Bergsporns sehr gut geschützt. Lediglich im Osten und im Süden musste geländebedingt ein bis zu 10 m tiefer Halsgraben angelegt werden. An der Südseite wurde diesem Hauptgraben sogar ein zweiter seichterer Graben vorgelegt. Möglicherweise war das dazwischen liegende Gelände einst befestigt. Die Feste war mit einer Grundfläche von ca. 40 x 40 m nicht besonders groß. An ihrer Westseite war sie durch einen vorburgartigen Zwinger geschützt, dessen zwei Mauern noch teilweise aufrecht stehen. Die talseitige Mauer ist noch 25 m lang. Sie besteht aus Bruchsteinen und reicht noch bis zur Mauerkrone. Allerdings ist sie nur etwa einen halben Meter stark. Die kleinen Öffnungen sind keine Scharten, sondern Löcher zum Anbringen des Baugerüstes. Während vom ersten Tor nichts mehr vorhanden ist, kann man das zweite Tor recht gut lokalisieren. Es lag im Norden an einer Engstelle des Zwingers und wurde von einem halbrunden Schalenturm (innerer Durchmesser ca. 4 m) geschützt. Die Zwingermauer ist hier etwa 80 cm dick. Vom zweiten Tor führt eine Rampe in den Hof der Hochburg. Unterhalb dieser hat sich der malerische, einst dreigeschossige Mauerrest eines Wohngebäudes aus der Mitte des 16. Jahrhunderts mit zwei übereinander liegenden großen Fensteröffnungen erhalten. Er ist ca. 20 m hoch, weist aber nur eine geringe Mauerstärke auf. Der Bering der Kernburg ist nur noch in Resten vorhanden. Auch von der Bebauung des Burghofes finden sich nur noch Schutthügeln. Relativ gut erhalten ist der quadratische Bergfried oberhalb des ostseitigen Halsgrabens, wenn auch seine Südfront längst eingestürzt ist. Er stammt aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Sein 2,2 m starkes Bruchsteinmauerwerk der etwa 7,5 m langen Außenfronten ist verputzt. Mit 3 x 3 m ist seine nutzbare Innenfläche recht bescheiden. Außer einer Öffnung an der Westwand, die wohl als Zugang diente, gibt es im Turm keine Fensteröffnungen. Die 1377 erwähnte Achatius-Kapelle ist restlos verschwunden. Wie Ausgrabungen zeigten, gab es in der unmittelbaren Umgebung der späteren Burg eine befestigte urzeitliche Höhensiedlung.

Lage: Niederösterreich/Dunkelsteiner Wald – ca. 5 km südöstlich von Melk

Besichtigung: jederzeit frei zugänglich, doch sollten Besuche in der vegetationslosen Jahreszeit getätigt werden, da die Anlage stark verwachsen ist


Weitere Literatur:


13.04.2010