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Wels - Lichtenegg


Lichtenegg war nie als Wehrbau geplant. Ludwig von Polheim errichtete es um die Mitte des 16. Jahrhunderts bereits als schlossartigen Ansitz, obwohl es noch von einem Wassergraben umgeben und mit Türmen bestückt war. Es war immer freies Eigen. 1573 wurde es von Kaiser Maximilian II zum freien Landgut und adeligen Sitz erklärt. 1613 verkauften die Polheimer Lichtenegg an den Freiherrn Job von Hartmann, auf den die Familie Enekl folgte. Judith Elisabeth von Enenkl brachte das Schloss als Heiratsgut in ihre Ehe mit dem Freiherrn Christoph Ehrenreich von Schallenberg ein. Deren Tochter Christina Dorothea heiratete den Grafen Hans Sigmund Katzianer. Nach dessen Tod verkaufte sie Lichtenegg an den Grafen Heinrich von Seeau. Sein Sohn Johann Josef Ehrenreich Reichsgraf von Seeau, der Pfarrer und Dechant von Gmunden war, veräußerte den Besitz 1722 dem Freiherrn Georg Josef von Mannstorff. Er ließ das Schloss durch den Welser Baumeister Wolfgang Grinzenberger 1726 in seine heutige Form umbauen. Maria Theresia Freiin von Mannstorff war die letzte ihrer Familie. Die Herrschaft fiel an ihren Gatten Josef Pilati von Tassul. 1850 wurde sie an Franz Seraphim Ritter von Erb verkauft, der sie aber bereits 1859 an Leopold Blühdorn weitergab. Von 1868 bis 1883 gehörte sie den Freiherren Richard und Hermann Doublesky von Sterneck. Dann gingen Schloss und Gut in bürgerliche Hände über. Von 1890 bis 1897 hatte Erzherzogin Valerie, die jüngste Tochter Kaiser Franz Josephs, das Schloss gemietet. Ihr Gatte, Erzherzog Franz Salvator, war damals Kommandant des Welser Infanterieregiments Nr. 32. Zuvor wurde das Gebäude umgebaut und modernisiert. 1944 wurde es durch Bombentreffer in Mitleidenschaft gezogen. Die Schäden wurden 1952/53 behoben und das Schloss in ein großes Wohnhaus verwandelt. Es gelangte nach dem Zweiten Weltkrieg an die Welser Durisol-Werke, die sich damals im Besitz der Cumberland-Stiftung bzw. des Prinzen Christian von Hannover befanden. In den letzten Jahren wurde das Schloss, in dem sich Wohnungen und Büros befinden, restauriert. Der große englische Park war schon lange verwildert. Er wird derzeit revitalisiert, aber leider durch den Einbau eines Hauses mit 30 Wohnungen verkleinert. Das Schloss befindet sich im Gemeinschaftsbesitz der Wohnungs- bzw. Büroinhaber. Der Park gehört der Stadtgemeinde Wels.

Das einstige Wasserschloss ist ein großer dreigeschossiger Bau auf einer quadratischen Grundfläche. Zwei viereckige Türme aus dem 16. Jahrhundert mit gebrochenen Dächern gaben ihm ein herrschaftliches Aussehen. Ein Turm steht an der Eingangsseite, der andere an der Parkfront. Das Gebäude steht auf einer Geländestufe, so dass das Erdgeschoß der Hauptfront, parkseitig als erster Stock erscheint. Der Graben ist längst eingeebnet, doch beweisen zwei mächtige Stützpfeiler an der Gartenseite, dass er einst hier verlaufen ist. Die himmelblau gefärbelte Schauseite des Schlosses ist nach Norden gerichtet. Sie wird durch weiß gestrichene Lisenen gegliedert. Die großen Fenster der Beletage sind mit segmentbogigen Verdachungen versehen, unter denen sich barocke Stuckverzierungen befinden. Die Parapete sind ebenfalls mit Stuck geschmückt. Die sechs Fensterachsen sind etwas asymmetrisch angeordnet, was auch auf das barocke Hauptportal zutrifft. Das Dachgeschoß ist modern ausgebaut. An der den Türmen abgekehrten Seite verläuft in Stockhöhe eine Terrasse, die mittels einer Freitreppe vom Park aus erreicht werden konnte. Der englische Garten, der heute das Schloss umgibt, war in der Barockzeit ein französischer Park. Einige Rokoko-Sandsteinfiguren sowie Springbrunnen und einzelne Parkeinbauten haben sich erhalten. Durch das nahe gelegene Fernheizwerk und die Abfahrt zu einer Tiefgarage hat das Gebäude leider viel von seinem herrschaftlichen Charakter verloren.

Lage: Oberösterreich/Traunviertel – am westlichen Stadtrand von Wels

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


11.04.2010