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Murstetten - Goldburg


Um 1140 schenkte der bayrische Hochfreie Wolfker von Tegernwach-Erla Murstetten dem Zisterzienserkloster Raitenhaslach an der Salzach. Seinem Sohn Heinrich gelang es um 1182 diese Güter im Tauschweg wieder zurück zu bekommen. Über seine Gattin kam Murstetten an die Hochfreien von Kuffern. Ihnen folgten um 1280 die Salzburger Familie Gutrat und dann die Herren von Wallsee. Beide Eigentümer gaben Murstetten an verschiedene Familien (u. a. Tannbrucker, Löchler) als Lehen weiter. Von ca. 1300 bis 1416 nannte sich eine davon nach Murstetten. Nach den Herren von Murstetten kamen die Ritter von Böding, die auf der benachbarten Burg Heitzing saßen und Pöttinger genannt wurden. 1526 heiratete Anna von Heitzing den schwäbischen Ritter Wolfgang Althan. Sie brachte die Burgen Murstetten und Heitzing in die Ehe ein. Die Burg Murstetten befand sich damals auf einer Anhöhe oberhalb der Pfarrkirche. Sie wurde 1529 von den Türken zerstört und ist heute vollständig verschwunden.

Ab 1580 errichtete Christoph und dessen Sohn Eustach Freiherr von Althan unterhalb der Pfarrkirche ein Wasserschloss im Stil der italienischen Renaissance. Wegen seiner Schönheit wurde es Goldburg genannt. 1644 erfolgte der Ausbau zum Barockschloss. Im Türkenjahr 1683 kam es zu schweren Beschädigungen, doch wurden diese bei der prunkvollen Ausgestaltung in den Jahren nach 1706 durch den Grafen Gundaker von Althan (1665 – 1747) mehr als wettgemacht. Der Graf war Hofkriegsrat, kaiserlicher Hofbaudirektor und damit direkter Vorgesetzter des Hofbaumeisters Johann Bernhard Fischer von Erlach. Nun begann die Glanzperiode des Schlosses, das damals als eines der prächtigsten von ganz Niederösterreich galt. Die Besitzer veranstalteten großartige Feste, bei denen Kaiser Karl VI, Kaiserin Maria Theresia und Kaiser Josef II als Gäste anwesend waren. 1809 kam das Ende. Damals waren in Murstetten französische Truppen einquartiert. Als nach einer durchzechten Nacht im Schlosshof ein Soldat erstochen aufgefunden wurde, ließ der Kommandant kurzerhand die Goldburg in Brand schießen. Da die Althans nach Gundakers Tod in das neu erbaute Schloss Zwentendorf übersiedelt waren, dachte man an keinen Wiederaufbau. Der Zahn der Zeit besorgte den Rest. Heute erinnern nur mehr minimale Spuren an die einstige Pracht.

Das ehemalige Schlossareal, das nach wie vor den Grafen Althan gehört, ist noch von der einstigen äußeren Gartenmauer umgeben. Die zahlreichen, der Mauer vorgebauten Rundtürme mit Zwiebelhelmen, haben sich allerdings nicht erhalten. Der seinerzeit bestens gepflegte Park wurde völlig von der Natur zurückerobert. Zwischen meterhohem Unkraut und wildwucherndem Gebüsch deuten noch einzelne barocke Steinfiguren und skulptierte Sockeln den einstigen Glanz der Anlage an. Sie werden derzeit vom Bundesdenkmalamt restauriert. Einige Figuren und Vasen hat man im Hof des Postmeisterhauses von Perschling sowie vor dem Schloss Zwentendorf aufgestellt. Erkennbar, wenn auch stark verwachsen, ist der breite Wassergraben, der einst das Schloss umgab. Ansonsten gibt es nur mehr kümmerliche Mauerreste, etliche Treppenstufen und eine Grotte im hinteren Teil des Geländes. In Murstetten erinnern an die Grafen Althan außer dem Schlossareal noch das oberhalb der Kirche liegende Mausoleum, sowie in der Kirche selbst fünf Totenschilde und einige schöne Epitaphe, von denen zwei von Alexander Colin gestaltet wurden.

Lage: Niederösterreich/St. Pölten-Land – inmitten des kleinen Ortes Murstetten

Besichtigung: nicht möglich


Weitere Literatur:


26.10.2002