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Hausenbach


Das mittelalterliche Feste Haus wurde seiner Lage wegen einfach „Haus am Bach“ genannt. Ob der 1208 als Zeuge einer Urkunde genannte „Chunradus de Husen“ tatsächlich hier anzusiedeln ist, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. 1237/38 gibt es aber die ersten sicheren Nennungen. Ulrich I von Doppel starb um 1282 in der Feste. 1299 wohnten hier die Brüder Ulrich und Rueger von Michelstetten. 1350 wird ein Ulrich von Hausenbach als Schuldner des Weichard von Doppel in Karlstetten erwähnt. Letzterer dürfte aber der Eigentümer der Burg gewesen sein, da 1354 ein Stephan von Toppel Hausenbach als freies Eigen besaß. Noch 1471 wird die Familie Doppler als Eigentümer genannt. Zwischen 1515 und 1580 gehörte die Anlage aber bereits der Familie Zinzendorf. Dann besaß sie Hans Jöppl von Arnsdorf. Dieser war wohl für ihren Ausbau zum Renaissanceschloss verantwortlich. 1585 erwarb Helmhart VIII Freiherr von Jörger, der auf Walpersdorf saß, auch Hausenbach, das bald danach mit der Blutgerichtsbarkeit ausgestattet wurde. Helmharts gleichnamiger Sohn war einer der führenden protestantischen Rebellen. Nach der Schlacht am Weißen Berg wurde er 1621 im Linzer Schloss inhaftiert und verlor seinen Besitz. Im Dreißigjährigen Krieg wurde der kleine Ort mit dem Schloss von kaiserlichen Truppen geplündert. 1625 wurde Hausenbach mit Walpersdorf der Kaiserin Eleonora übergeben. Nach ihrem Tod erhielten die Jörger 1656 die Hälfte ihres Besitzes, darunter auch Walpersdorf und Hausenbach, zurück. Ein Jahr später gelangte das Schloss durch Heirat an Georg Ludwig Graf Sinzendorf. 1663 dürfte es noch gut bewehrt gewesen sein, da es damals als Zufluchtsort für die Bevölkerung bestimmt wurde. Die sog. Türkenschanze am benachbarten Waldrücken geht aber bereits in die prähistorische Zeit zurück. Hausenbach blieb bis ins dritte Viertel des 20. Jahrhunderts besitzmäßig mit Walpersdorf verbunden. 1972 verkaufte die Missionsgesellschaft, der Walpersdorf immer noch gehört, das Schloss an Dr. Decker, dem Besitzer des Schlosses Wolfpassing bei Königstetten. Mittlerweile ist Hausenbach in andere private Hände übergegangen. Um 1980 fanden umfangreiche Restaurierungen und Modernisierungen vor allem an der Vorburg statt.

Das burgartige Schloss wirkt aus einiger Entfernung wie eine Kirche. Doch handelt es sich beim vermeintlichen Kirchturm um den ehemaligen Wehrturm und beim angebauten „Kirchenschiff“ um das einstige Feste Haus. Beide Gebäude stehen auf einem isolierten Granit-Felsbuckel. Auf etwas tieferem Niveau ist die rechteckige Vorburg angebaut. Der Zugang zu ihr war nur durch den zweieinhalbgeschossigen Torturm möglich. Die Schlagleisten der seinerzeitigen Zugbrücke sind noch zu sehen, ebenso die geritzte Quaderung an den Kanten des vorspringenden Turmes. Die beiden (neu gemalten) Wappen oberhalb des Tores sind jene der Jörger und der Zinzendorfer. Der Torturm grenzt im Nordwesten an ein langgestrecktes Wohn- und im Nordosten an ein kleineres Nebengebäude. Der vorgelegte Wassergraben ist längst aufgefüllt. Durch das Rundbogenportal und die gewölbte Durchfahrt gelangt man in den äußeren Burghof, der im Osten von einer Wehrmauer begrenzt war. Im Süden führt eine einst überbaute Rampe in den Hof der abgewinkelten Hochburg. Das Feste Haus des Hochmittelalters wurde um 1580 zu einem prächtigen dreigeschossigen Palas umgestaltet. Künstlerisch erinnert an diesen noch der Rest eines in Schwarzlotmalerei ausgeführten Frieses. Leider wurde der Palas, der im Kern noch auf das 13. Jahrhundert zurückgeht, später nur mehr als Speicherbau verwendet, wodurch die meisten Einbauten verloren gingen. Seine Fassade wurde im 18. Jahrhundert aber nur wenig verändert. Die Fenster mit ihren Steingewänden und gekehlten Sohlbänken aus der Zeit der Spätgotik sind noch vorhanden. Der an die Vorburg grenzende Bereich des Palas ist abgeschrägt und mit einem Walmdach an Stelle des sonstigen Satteldaches gedeckt. Der schlanke quadratische Wehrturm ist sechsgeschossig. Er trägt ein Pyramidendach. Das unterste Geschoß ist weitgehend mit solidem Fels gefüllt. Die Fenster im unteren Bereich wurden erst später eingesetzt. Die beiden unteren Geschosse des Turmes sind mit Kreuzgratgewölben ausgestattet. In der Umfassungsmauer des inneren Burghofes haben sich zwei Schlitzscharten erhalten. An der Bergseite war der Wehrbau von einem Teich umgeben. Von ihm und vom ehemaligen Zwinger ist nichts mehr vorhanden.

Lage: Niederösterreich/Dunkelsteiner Wald – ca. 9 km nordwestlich von St. Pölten

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


08.04.2010