ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Zelking


Das Gebiet um Zelking gehörte einst dem Bistum Regensburg. Der Hochfreie Hartwig von Hagenau, der um 1100 lebte, hatte einen Sohn namens Reginbert. Dieser zählte zu den Stiftern des Klosters Seitenstetten und nannte sich bereits nach Zelking. Möglicherweise wurde er von den Regensburger Bischöfen mit der Vogtei über die Burg betraut. Im 12. Jahrhundert war Zelking bereits ein landesfürstliches Lehen. Die einstigen Hochfreien waren zu landesfürstlichen Ministerialen geworden. Im 13. Jahrhundert wurden die Zelkinger auch Herren der Schallaburg. Da sie bald auch Weinberg im Mühlviertel sowie die Herrschaften Schönegg, Friedegg und Wolfsberg sowie Sitzenthal im Dunkelsteiner Wald erwarben, gehörten sie im Mittelalter zu den bedeutendsten Adelsfamilien des Landes. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde die Burg schlossartig umgebaut und modernisiert. Die Herren von Zelking starben erst 1634 mit Ludwig Wilhelm aus. Die Feste gelangte durch Heirat zuerst an die Familie Polheim auf Wartenburg und dann um 1662 an Andrä Joachim Graf Sinzendorf. Als die Türken 1683 Wien belagerten und ihre Streifscharen weit ins westliche Niederösterreich vorstießen, diente die noch wehrhafte Burg der umliegenden Zivilbevölkerung als sicherer Zufluchtsort. Doch kaum war die Türkengefahr endgültig gebannt, gab man den etwas entlegenen und nicht mehr den gestiegenen Wohnbedürfnissen entsprechenden Wehrbau auf und verlegte den Sitz der Verwaltung ins benachbarte Matzleinsdorf. Die Sitzendorfer besaßen ohnehin zahlreiche Herrschaften, so dass sie selbst hier kaum wohnten. 1802 heiratete Franziska Gräfin Kinsky, eine verwitwete Gräfin Sinzendorf, in zweiter Ehe einen Grafen Harrach, wodurch die längst ruinöse Burg an dessen Familie fiel. 1895 gelangte sie an Ludmilla Galgozy-Galantha. Die Ruine und der dazu gehörende Waldbestand befinden sich auch heute in Privatbesitz.

Die relativ große Burg liegt auf einer spornartigen Rückfallkuppe des Hiesberges, oberhalb des kleinen Ortes Zelking und des Melkflusses. Der Bauplatz wurde künstlich abgegraben und teilweise verbreitert. Die hochmittelalterliche Ringburg ist eine weitläufige rechteckige Anlage, die nur ihre weithin sichtbare nordwestliche Schmalseite dem Tal zuwendet. Sie ist etwa 70 m lang und im vorderen Teil 32 m breit. Ihre ältesten Bauteile stammen aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Die Burg war von einer niedrigen Ringmauer umgeben, die einen schmalen Zwinger einschloss. An der Bergseite, die durch die gegebene Überhöhung, die Schwachstelle des Wehrbaues war, wurde ein Halsgraben tief in den Granitfelsen geschlagen. Im Westen führt eine Rampe zum Haupteingang. Dieser ist ein rustiziertes Rundbogenportal der Spätrenaissance aus der Zeit um 1600. Seine Rahmung besteht aus mächtigen Quaderblöcken. Die beiden Öffnungen für die Kettenrollen der einstigen Zugbrücke sind noch gut zu erkennen. Die Mauern in unmittelbarer Tornähe sind 2,5 m stark. Ansonsten sind die Talmauern lediglich 1,30 m dick, da sie zur Zeit ihrer Errichtung wegen des steil abfallenden Geländes kaum ernstlich angegriffen werden konnten. Durch eine kurze Torhalle gelangt man in den ansteigenden Innenhof. Dessen Einbauten sind heute verschwunden. Ihre Flächen werden von Schutthaufen, Bäumen und wucherndem Buschwerk eingenommen. Nur wenig zerstört ist jedoch der Bering, also die bis zu 10 m hohen Außenmauern, die vorwiegend aus Bruchsteinen bestehen. Bei den späteren Umbauten kamen verstärkt Ziegel zur Verwendung. Die vier äußeren Ecken des Schlosses werden von in Ziegeln aufgemauerten Rundtürmchen überragt.

Zahlreiche Lichtschlitze und Scharten wurden im 16. und 17. Jahrhundert zu größeren Fenstern erweitert. An den Balkenlöchern kann man die Geschoßhöhen erkennen. Die repräsentativeren Wohnräume lagen im Westtrakt oberhalb des Portals. Ihre Fenster sind mit einfach profilierten Steinrahmungen versehen. Die Südmauer ist bereits zu einem großen Teil eingestürzt. Der vordere Teil ist aber noch gut erhalten. Man erkennt im Erdgeschoß den romanischen Mauersockel aus Granit und darüber die gotische Bruchsteinmauer aus dem 15. Jahrhundert. Den Abschluss bilden Zinnen aus der Renaissancezeit. Im hinteren Bereich des Hofes haben sich an der Ostseite die pfeilerartigen Reste eines isoliert stehenden, sechsgeschossigen Kamins erhalten, was die Existenz eines ebenso hohen Wohngebäudes an dieser Stelle beweist. In diesem befand sich ein größerer Saal mit einem aus Ziegeln gearbeiteten Stichkappengewölbe, von dem sich Spuren erhalten haben. Die besonders gefährdete Bergseite im Südosten ist nur 18 m lang. Zu ihrem Schutz wurde eine mächtige, noch gut erhaltene Schildmauer errichtet. Sie weist eine Stärke von etwa 2,3 m auf. In einer zweiten Bauphase wurde sie deutlich erhöht. Aus ihren Schlitzscharten konnte man den davor liegenden Halsgraben wirkungsvoll verteidigen. Von einem Bergfried oder einem Palas finden sich heute keine Spuren mehr. Beide mittelalterliche Bauten dürften ebenso wie die Burgkapelle dem Renaissanceumbau zum Opfer gefallen sein. Wie die Reste einer Apsis an der Schildmauer beweisen, lag letztere in der Nordostecke der Anlage. Am Fuß des Burgberges liegt der ehemalige Meierhof, der später zum Jagdhaus umgestaltet wurde. Er stammt aus dem 16. Jahrhundert. Eine Holzbalkendecke im Obergeschoß ist mit 1560 bezeichnet.

Lage: Niederösterreich/Mostviertel – ca. 9 km südwestlich von Melk

Besichtigung: ganzjährig möglich


Weitere Literatur:


30.03.2010