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Matzleinsdorf - Schloss


Otto de Mezzeleinsdorf ist der erste bekannte Besitzer des einstigen Edelhofes. Er wird 1276 in einer Urkunde der Zelkinger als Zeuge genannt. Die Herren von Matzleinsdorf scheinen bis 1357 mehrfach urkundlich auf. Auf sie folgte die Familie Laer, die sich ebenfalls nach Matzleinsdorf nannte. Von 1449 bis 1487 saß hier der Ritter Wolfgang Khienberger. Die Herrschaft war zu 75 % freies Eigen und zu einem Viertel ein Lehen der Zelkinger. 1542 lebte hier der Hauptmann des Klosters Melk, Christoph Straub und danach sein Sohn Johannes Straub. Sie besaßen nur mehr den Eigenanteil, da die restlichen fünfundzwanzig Prozent an Sebastian Perk vergeben waren. Die Zelkinger verzichteten aber 1574 zugunsten der „Straubischen Erben“ auf ihre Lehensrechte, so dass Urban Hörstorffer den gesamten Besitz an Ludwig von Starhemberg verkaufen konnte, der ihn seinerseits an Johann Wilhelm von Hardegg veräußerte. 1609 ging die Herrschaft an Anton Capeller. Da dieser katholisch und noch dazu ebenfalls Hauptmann von Melk war, wurde Matzleinsdorf 1619 durch die in Niederösterreich eingefallenen protestantischen Stände Oberösterreichs geplündert und verwüstet. Der bald schwer verschuldete Ansitz wurde schließlich gerichtlich versteigert. Neuer Besitzer wurde der Stadtrichter von St. Pölten Johann Aschinger, der die Witwe des Adolf Benedikt Capeller geheiratet hatte. Seine Tochter Barbara Elisabeth brachte das Gut 1646 in ihre Ehe mit dem aus Westfalen stammenden Andreas Manner ein. Vierzig Jahre später wurde Matzleinsdorf neuerlich versteigert und fiel an Georg Wilhelm von Walterskirchen. Dessen Schwiegersohn verkaufte es aber bereits 1694 an den Grafen Johann Joachim von Sinzendorf. Da dieser auch Zelking erworben hatte, waren beide Herrschaften wieder in einer Hand vereinigt. 1733 vernichtete ein Brand den Edelhof, doch wurde er 1750 als Herrschaftswohnung wieder errichtet. Als Baumeister wird Matthias Munggenast aus St. Pölten vermutet. Ein Großbrand, der auch weite Teile des Ortes zerstörte, richtete 1773 am Schloss neuerlich schwere Schäden an. Die Sinzendorf blieben bis 1802 im Besitz des Schlosses. Dann gelangte es durch Heirat an die Familie Harrach, die die Herrschaft Zelking/Matzleinsdorf bis 1902 besaß. 1809 ruinierten französische Soldaten die gepflegte Einrichtung. Die Grafen Heussenstamm, die auf die Harrach folgten, errichteten sich eine schlossartige Großvilla am anderen Ufer des Melkflusses und zogen dahin. Im Zweiten Weltkrieg ging die gesamte, aus dem Frühklassizismus und der Biedermeierzeit stammende Möblierung des Schlosses sowie die reiche Kunstsammlung der Eigentümer verloren. 1963 richtete Julius Kottek im Gebäude eine Puppen-Erzeugung ein. Diese wurde inzwischen zwar wieder aufgegeben, doch gehört das Schloss nach wie vor seiner Familie.

Der einstige Edelhof liegt in der Ortsmitte von Matzleinsdorf unmittelbar an der Durchfahrtsstraße. Sein heutiges, etwas renovierungsbedürftiges Erscheinungsbild geht auf den Umbau von 1750 zurück. Das Schloss ist ein zweigeschossiger Kastenbau unter einem gebrochenen Mansardsatteldach. Das Dachgeschoß ist ausgebaut, worauf die zahlreichen Dachfenster hinweisen. Von den acht Fensterachsen der Straßenfront weichen zwei deutlich von den anderen ab. Die meisten Fenster wurden im 20. Jahrhundert eher unpassend erneuert. Die siebenachsige Schauseite im Osten ist zum anschließenden Park hin orientiert. Ihr Erdgeschoß ist gebändert. Das Obergeschoß wird durch Pilaster gegliedert. Die steingerahmten Fenster des ersten Stocks zeigen geschwungene Verdachungen. Die Wohn- und Repräsentationsräume liegen im Erdgeschoß an der Gartenseite. Ihre Türen führen in den Park. Mit Ausnahme von zwei Kreuzgratgewölben weisen die Innenräume gekehlte Flachdecken auf. Ein Raum im Erdgeschoß an der Südecke der Parkfront zeigt durch eine vorstehende Rundapsis an, dass sich hier die dem Hl. Johannes von Nepomuk geweihte Kapelle befand. Allerdings ist die Apsis von außen nicht mehr sichtbar, da sie durch einen angebauten Torbau verdeckt ist. Die Kapelle entstand 1750, wurde aber zur Zeit Kaiser Josefs II profaniert. Nachdem sie 1800 neu geweiht worden war, wurde sie 1840 endgültig profaniert und in ein Speisezimmer umgewandelt. Das Altarbild wurde in die Zelkinger Pfarrkirche transferiert. Die Wand- und Deckendekorationen des zweigeschossigen Sakralraumes sind noch erhalten. Den Raum an der Nordecke der Parkseite ließen die Grafen Sinzendorf um 1750 mit Tapeten im chinesischen Stil, die Stadtansichten zeigten, ausstatten. Das barocke Stiegenhaus weist eine Rocaille-Stuckdecke auf. Eine dreiläufige Vierpfeilertreppe führt in den ersten Stock. Der Park ist von einer Mauer umgeben. In unmittelbarer Nähe des Schlosses steht straßenseitig das ehemalige Amtshaus der Herrschaft, in dem noch die letzte Gräfin Heussenstamm lebt. Bis 1848 befanden sich hier der Arrest und das Archiv der Herrschaft.

Lage: Niederösterreich/Mostviertel - ca. 5 km südwestlich von Melk

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


10.03.2010